3. FanFiction Wettbewerb (Stichtag: 19.01.2008)

  • Wirklich eine super tolle und wunderschöne Fanfic, skinhunter. :daumen: Du hast nicht nur diese beiden Szenen großartig miteinander verknüpft, du hast auch sehr viel Spannung in deine Story reingebracht. :91:

    Was die weiteren Fanfics betrifft - ich bin schon am Arbeiten, mal sehen, ob es was wird. ;)

    Gruß
    Schusy
  • Hier ist mein Beitrag, ich hoffe, ich habe nicht das Thema verfehlt.

    ***
    Die zwei verwendeten Ideen sind:

    Skinhunter
    (zwischen der Season 1 und 5)
    Jack ist undercover und als er sich mit dem Boss einer Verbrecherorganisation trifft, muss er feststellen, dass dessen rechte Hand ein alter Bekannter von ihm ist ... ob freundlich oder feindlich gesinnt ... liegt in Betracht des ggf. Schreiberlings

    und
    Guy rescuer
    (Zwischen Season 3 und Season 4)
    Tony dreht durch und versucht illegal ans Geld zu kommen, weil er am Boden zerstört ist! (Wegen der Trennung!) Was lässt er sich einfallen? Holt er sich vielleicht Pläne aus der CTU, um leichter eine Bank auszurauben?


    ***

    Code Bluebird


    1
    Nervös ließ Jack die Kippe zu Boden fallen und trat die Zigarette aus. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch eine gute Viertelstunde Zeit hatte bis zum Treffen. Langsam lief er noch eine Runde um den Block. Es war stockfinster in dem Gewerbegebiet. Nicht gerade der Ort, an dem man sich nachts um zwei herumtreiben sollte.
    Vor allem nicht dann, wenn man als rechte Hand des Verteidigungsministers arbeitete.
    Jack blieb stehen als er das Knirschen hörte, überall lagen die Scherben zertrümmerter Fensterscheiben herum. Er lauschte in die Stille der Nacht hinein. War er alleine? Oder saßen sie bereits irgendwo auf der Lauer und beobachteten ihn? So nervös war er schon lange nicht mehr vor einem Undercover-Einsatz gewesen. Aber dieses Mal hatte er einiges zu verlieren.
    Vor etwas mehr als sieben Monaten hatte Erin Driscoll ihn hochkant aus der CTU hinaus geworfen, ihm mitgeteilt, dass er sich einen anderen Job suchen könne, da sie ihm wegen seiner Heroinabhängigkeit nicht traue und – der Gipfel der Frechheit - ihm auch noch angeboten, ihm bei der Stellensuche zu helfen. Die halbe CTU war Zeuge geworden, wie er es abgelehnt hatte sich von ihr helfen zu lassen, und wie er dann innerhalb von 30 Minuten seinen Schreibtisch, Schrank und Spind ausgeräumt und fast im Laufschritt die CTU verlassen hatte.
    Jack griff wieder nach dem Päckchen mit Zigaretten. Statt zum Heroin griff er in der letzten Zeit in nervenaufreibenden Situationen zum Nikotin. Entschlossen schob er die Packung wieder zurück in die Tasche. Konzentrier dich, Jack, ermahnte er sich statt dessen. Nicht lange, und er musste alle seine Sinne beisammen haben. Vor Mexiko war das alles doch auch kein Problem gewesen. Mit der rechten Hand rieb er sich den linken Unterarm mit dem Salazar-Tattoo.
    Nachdem Erin ihn aus der CTU geworfen hatte, hatte er seine eigenen Kontakte bemüht, es hatte nicht lange gedauert und er war nach Washington geflogen und hatte sich bei Verteidigungsminister Heller vorgestellt – und seiner Tochter. Es hatte auf den ersten Blick gefunkt.
    Das war allerdings im ganzen Plan nicht vorgesehen gewesen.

    Ein leises Geräusch riss ihn wieder aus den Gedanken. Jack hielt den Atem an. Kaum hörbar, aber dennoch, da waren Schritte. Mehr als eine Person. Jack atmete tief ein. Jetzt ging es ums Ganze. Jetzt musste sich zeigen, ob all die Vorbereitungen der vergangenen Monate erfolgreich waren.
    Der Verlust seiner Stelle in der CTU, sein Hass auf Erin Driskoll, die neue Stelle beim Verteidigungsminister, als ihm kurz nach seiner Rückkehr aus Mexiko dieser Plan dargelegt worden war als Vorbereitung für einen neuen Undercover-Einsatz hatte er spontan abgelehnt. Heller hatte ihn am Ende überzeugt. Der Einsatz würde der wichtigste Einsatz seiner ganzen Karriere werden.
    Und so ließ sich Jack offiziell aus der CTU werfen, nahm eine Stelle bei Heller an, um sich dann nach wochenlangen Vorbereitungen von dieser Stelle aus in die Organisation, die sich Black Trident nannte, einzuschleusen. Black Trident, eine Organisation, die plante, sich die wichtigsten Pläne des Verteidigungsministeriums des vergangenen Jahrzehnts unter den Nagel zu reißen und der es dabei offenbar schon gelungen war, ein oder zwei Maulwurfe einzuschleusen, die bisher nicht hatten identifiziert werden können. Der einzige Weg war, dass sie nun ihrerseits einen Maulwurf in die Organisation einschleusten.
    Der Maulwurf sollte Jack sein.
    Jack hatte sich von Heller überzeugen lassen, wider besseres Wissen, wie ihm schien. Nach dem monatelangen Einsatz bei Ramon Salazar, der ihm unter anderem die Heroinabhängigkeit beschert hatte, kam ihm ein neuer Undercover-Einsatz nicht sehr attraktiv vor. Und seit er Audrey kennen gelernt hatte erschien ihm das Risiko noch viel weniger erstrebenswert.

    Jack kickte einen Stein vor sich her und hörte wie er leise vor sich hin kollernd wieder zur Ruhe kam.
    Und stoppte mitten im Schritt, als er das kalte Metall eines Pistolenlaufs an seinem Hals fühlte.
    Sie waren da.
    Lautlos. Wortlos.
    Kaltes Schaudern lief ihm den Rücken herunter.
    Sie waren bis auf wenige Zentimeter an ihn herangelangt, ohne dass er es bemerkt hatte.
    Jack hob seine Arme seitlich nach oben und spürte Hände, die ihn sorgfältig von oben nach unten abtasteten. Wie verlangt war er ohne Waffe gekommen, Waffen führten leicht zu tödlichen Missverständnissen und sie hätten sie ihm ohnehin abgenommen. Da war nur das kleine Messer im Schaft seines Stiefel, ohne dass er niemals irgendwohin gehen würde.
    „Keine Waffe“, murmelte jemand hinter ihm. „Oder hast du irgendwo was versteckt?“
    „Nein, keine Waffe“, entgegnete Jack äußerlich ruhig, während sein Herz bis zum Hals klopfte. Er wusste, dass sie das kleine Messer nicht finden konnten – es sei denn, sie wussten, wo sie suchen mussten.
    „Hände auf den Rücken.“
    Jack biss sich auf die Lippen als er den kalten Stahl der Handfesseln fühlte, die sich mit leisem Klick eng um seine Handgelenke schlossen. Bisher hatte er noch keinen von ihnen gesehen. Das sollte offenbar auch so bleiben, denn als nächstes wurde ihm ein schwarzer muffiger Sack über den Kopf gezogen.
    „Versuch keine Dummheiten“, hörte Jack die gedämpfte Stimme sagen. Eine Antwort wurde offenbar nicht erwartet. Statt dessen fühlte er den harten Griff zweier Männer auf seinem linken und rechten Oberarm, die ihn nun vorwärts stießen.


    2
    Unwillkürlich stöhnte Jack, als er wieder zu Bewusstsein kam. Er lag auf der Seite, das Geräusch und das Schaukeln sagte ihm, dass er offenbar noch in dem Transporter war, in den sie ihn gestoßen hatten. Der Schlag auf den Hinterkopf war überraschend gekommen, und er spürte das dumpfe Pochen an der Stelle, an der sich offenbar auch eine dicke Beule bildete.
    Mit den Fingerspitzen der rechten Hand tastete er nach seinem linken Handgelenk. Offenbar hatten sie ihm die Uhr abgenommen, als er bewusstlos war.
    Mit einem Quietschen und einem Ruck kam der Wagen zum Stehen. Jack stieß sich den Kopf an einer harten Kante an. Aber es war keine Zeit, sich darauf zu konzentrieren, denn nun ging die Schiebetür auf, und ohne Worte wurde er an seinen gefesselten Armen aus dem Wagen gezogen und auf die Beine gestellt. Leicht schwankend kam er zum Stehen, aber bevor er sein Gleichgewicht finden konnte, packten ihn die zwei Hände links und rechts und stießen ihn voran.
    Im Laufschritt ging es über holprigen Untergrund, in ein Gebäude, Stufen hinauf und Stufen hinunter, einen Gang entlang. Wo waren sie? Außerhalb der Stadt? Es waren keine Geräusche zu hören, kein Verkehr, aber der Stoff des Sackes war sowieso dick genug, um alle Geräusche zu dämpfen.
    Nach einer endlosen scheinenden Weile kamen sie schließlich zum Stehen, stoppten ihn mitten ihm Schritt, er wurde zurückgestoßen, spürte etwas an seinen Kniekehlen und wurde dann auf einen Stuhl gedrückt. Von hinten wurde der Sack von seinem Kopf gezogen. Jack blinzelte in das grelle Scheinwerferlicht, das direkt auf ihn gerichtet war. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, und auch dann war es unmöglich, etwas in den dahinter liegenden Schatten zu sehen.

    „Was soll das?“ fragte Jack. „Behandelt man so seine Geschäftspartner?“
    „Schnauze, Freundchen“, sagte eine raue Stimme hinter ihm. „Ob wir Geschäftspartner werden, muss sich erst noch zeigen.
    Jack spürte Hände, die Handschellen wurden aufgeschlossen, und statt dessen wurden seine Handgelenke links und rechts an den Stuhl gefesselt.
    Das fing ja gut an. Jack hätte sich gerne die schmerzende Beule an seinem Hinterkopf gerieben, oder das Knie, das er sich angestoßen hatte.
    „Die Abmachung war aber eine andere“, wagte Jack zu bemerken.
    „So, war sie das?“
    „Ja“, entgegnete Jack fest. „Wir haben eine geschäftliche Abmachung. Das schloss eine Entführung nicht ein.“
    „Das Geschäft läuft nach unseren Bedingungen ab.“
    „Tz, tz, tz“, sagte eine neue Stimme tadelnd aus dem Hintergrund. „Danny, behandelt man so einen Gast?“

    Die Schritte kamen näher. Zwei Personen, dachte Jack. Feste Schritte, zwei Personen, die um ihn herumliefen, aber in der Dunkelheit außerhalb des Lichtscheines verharrten. Jack hatte jedoch die Stimme erkannt, da er bereits zweimal mit ihm telefonischen Kontakt hatte. Es konnte sich um niemand anderen als Arakan handeln, das geheimnisvolle Oberhaupt der Bande, einen Mann, den bislang keiner von ihnen zu Gesicht bekommen hatte, von dem sie nicht einmal ahnten wie er aussah, ja, es war ihnen nicht einmal gelungen, seine Herkunft zurückzuverfolgen. Weder wussten sie, woher er kam, noch welcher Nationalität er war. War er Amerikaner oder aus dem Nahen Osten? Sein Akzent ließ den Schluss auf eine College-Ausbildung an der Ostküste der Vereinigten Staaten zu, aber das war auch alles. Sein echter Name, Geburtsdatum, Eltern, Nationalität – nichts. Arakan war ein Rätsel. Ein Rätsel das Jack endlich lösen sollte.
    Jack kniff die Augen zusammen, aber vergeblich, Arakan wusste genau, wie nahe er kommen durfte.
    „Binden Sie mich los“, sagte Jack ruhig.
    „Zuerst einmal wollen wir uns unterhalten, wir wollen das Angebot prüfen, dass Sie uns gemacht haben.“
    Schritte im Dunkeln.
    „Sie können sich vorstellen, dass wir nicht vorsichtig genug sein können, oder? Schließlich sind Sie ein ehemaliger CTU-Agent, der heute in den Diensten des Verteidigungsministers steht.“
    „Ja, eben“, entgegnete Jack verächtlich. „Die Betonung liegt auf ehemalig. Wissen Sie, wie man mich behandelt hat? Ich riskiere meinen Kopf und mein Leben, und zum Dank feuert man mich, weil ich ein bisschen Heroin genommen habe.“
    „Und alles im Dienst des Vaterlandes.“
    „Genau. Und dafür habe ich meinen Job verloren.“
    „Aber Sie haben einen neuen Job, direkt beim Verteidigungsminister. Welchen Grund gibt es, diese Stelle in Gefahr zu bringen?“
    „Ja, Jack, erzähl uns einen Grund dafür“, sagte eine neue Stimme.

    Jack stockte der Atem. Oh mein Gott. Er schloss die Augen, atmete tief durch. Die Stimme. Das konnte nicht sein. Das musste ein Irrtum sein. Eine Halluzination.
    Kurz bevor er aufgebrochen war, hatte er noch die Nachricht bekommen, dass Arakan offenbar eine neue rechte Hand, einen neuen Assistenten hatte, aber den Namen hatte man ihm nicht mitgeteilt, wahrscheinlich hatte man ihn in der Eile nicht herausbekommen.
    „Ich würde ihm kein Wort glauben“, fuhr die Stimme unterdessen fort.
    Nicht Tony. Nicht hier.
    Die Schritte kamen näher, langsam, eine dunkle Gestalt trat ins Licht.
    Tony.
    Unrasiert, das Haar zerzaust, die Augen blutunterlaufen. Eine Flasche in der Hand.
    Tony hob die Bierflasche, setzte sie an, und ließ mindestens die halbe Flasche in sich hineinlaufen. Er stellte sich breitbeinig vor Jack, und der Geruch nach Alkohol, den er verströmte, ließ Übles befürchten. Seine erste Flasche war das nicht an diesem Tag, und es würde wahrscheinlich auch nicht die letzte sein.
    Was tat Tony hier?
    Jack hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihm aus dem Gefängnis zu holen. Er war so froh gewesen, als es ihm gelungen war, als Präsident Palmer ihn nach sechs Monaten begnadigt hatte. Jack hatte ihm sogar eine kleine Wohnung besorgt und einen kleinen Job, und dann hatte er nichts mehr von ihm gehört. Er hatte tausend Mal versucht ihn zu erreichen, aber vergeblich. Drei Wochen später hatte er erfahren, dass Tony spurlos untergetaucht war.
    Was hatte Tony vor? Wie war er in eine der gefährlichsten terroristischen Organisationen geraten, die es derzeit im Land gab?
    „Er spielt mit Sicherheit ein doppeltes Spiel“, stellte Tony fest und drehte sich um. „Wir sollten ihn sofort beseitigen, Arakan.“
    „Nein.“
    Schritte. Eine zweite Gestalt trat neben Tony, ganz in schwarz gekleidet, mit einer schwarzen Gesichtsmaske ausgestattet, so dass nur das Funkeln der dunklen Augen zu sehen war.
    „Wir brauchen ihn“, sagte Arakan hinter seiner Maske. „Heute wird er uns helfen, in die CTU zu gelangen, und damit wird er uns zeigen, dass wir ihm trauen können. Danach kommt der ganze Rest.“


    3
    „Tony, was soll das, was machst du hier?“ zischte Jack.
    Das Läuten seines Handys hatte Arakan abgelenkt und er war draußen verschwunden. Tony war mit Jack alleine zurückgeblieben. Von Zeit zu Zeit nahm Tony einen Schluck aus seiner Bierflasche, während er Jack mit zusammengekniffenen Augen betrachtete.
    „Ach, halt die Klappe, Jack.“
    „Tony, du hast dich mit einem der gefährlichsten Terroristen des letzten Jahrzehnts eingelassen, was soll das? Bist du im Gefängnis verrückt geworden?“
    „Ja, das würde dir so passen. Geh du doch mal ein halbes Jahr ins Gefängnis“, Tony trat einige Schritte näher. „Weißt du, was sie dort mit einem machen?“
    „Tony“, Jacks Stimme hatte einen bittenden Tonfall angenommen. „Denk doch mal nach. Ich verstehe nicht was das soll. Du bist begnadigt worden, ich habe dir eine Wohnung und einen Job besorgt. Ich habe jeden Tag versucht dich zu erreichen und du hast nie das Telefon abgenommen oder mich angerufen. Warum? Ich hätte dir doch weitergeholfen.“
    „Es konnte mir aber keiner helfen“, zischte Tony.
    „Wobei? Was ist denn geschehen?“
    „Michelle hat mich rausgeworfen. Einen alkoholabhängigen Ex-Knacki kann die feine Lady, die jetzt Karriere macht, halt nicht gebrauchen. Sie hat mir einen Tritt in den Hintern gegeben. Mitten in der Nacht. Hat mich rausgeworfen auf die Straße. Sitzen gelassen. Ohne einen Dollar in der Tasche. Verstehst du? Da kannst auch du mir nicht helfen. Der großartige Jack Bauer, der mich aus dem Gefängnis geholt hat mit seinen ach so tollen Kontakten zum Präsidenten. Genauso gut hättest du mich im Knast verschimmeln lassen können.“
    Immer lauter war Tonys Stimme geworden, immer mehr hatte er sich in seine Wut hineingesteigert, bis er schließlich gegen Jacks Beine trat.
    „Hör auf, Tony“, Jack versuchte, seine Beine in Sicherheit zu bringen, aber an den Stuhl gefesselt hatte er keine Möglichkeit. Der Stuhl war am Boden verschraubt, er war Tonys Fußtritten hilflos ausgesetzt, und nicht nur seinen Fußtritten, denn inzwischen hatte sich Tony auf ihn gestürzt und prügelte mit den Fäusten auf ihn ein.
    „Außerdem erzählst du Quatsch“, keuchte Tony atemlos, während er seine Faust auf Jacks Rippen krachen ließ. „Es geht hier nur um einen Banküberfall. Wir statten der CTU einen kurzen Besuch ab, denn dort lassen sich die Pläne aller Banken der Stadt leicht abrufen, samt einiger Sicherheitscodes, die wir brauchen um rein zu kommen. Dann machen wir eine Bank auf und es geht ab nach Brasilien. Und Arakan kann sich dann im Laufe der nächsten Monate um die übrigen Banken kümmern.“

    „Hör … auf, Tony“, Jack musste seinen Schrei unterdrücken, als Tony zum wiederholten Mal seine Faust auf dieselbe Rippe stieß. Mit Sicherheit waren schon zwei seiner Rippen angeknackst und er konnte von Glück reden, wenn Tony ihm nicht gleich noch eine brach.
    „Du bist verrückt. Es geht hier nicht um einen Banküberfall. Es geht hier um ausgewachsenen Terrorismus und die Sicherheit des Landes.“
    „Ach, halt die Klappe“, Tony versetzte Jack einen Hieb auf den Mund, und er sah, wie Jacks Lippe aufsprang.
    „Tony“, das Wort kam kaum verständlich von Jacks blutigen Lippen.
    „Weißt du was“, schrie Tony und sah fasziniert zu, wie das Blut Jacks Kinn hinunterlief, „scheiß auf die Sicherheit des Landes. Und das solltest du dir auch schon lange mal gesagt haben. Du siehst doch, wo dich die Sicherheit des Landes immer hinbringt.“ Keuchend blieb Tony vor Jack stehen und rieb sich die schmerzenden Fäuste. „Ich werde mir Geld aus einer Bank holen und dann bin ich weg. Wieso musst du deine Nase auch immer in alles reinstecken? Wenn du dir endlich mal eine Familie und einen vernünftigen Job zulegen würdest, wärst du jetzt auch nicht in diese blöden Lage hier.“
    „Was ist denn hier los?“
    Eilige Schritte. Arakan war zurück.
    „Tony, spinnst du? Wir brauchen ihn noch. Ohne ihn kommen wir jetzt nicht in die CTU hinein.“
    „Jack ist zäh“, stellt Tony wegwerfend fest. „Der braucht von Zeit zu Zeit eine auf die Nuss, sonst wird er frech.“
    „Bring ihn raus, mach ihn sauber und such ein frisches T-Shirt für ihn“, befahl Arakan. „So können wir ihn nicht mitnehmen. Und hör auf mit dem Blödsinn, Tony. Er hat jetzt erstmal genug.“

    Seine Rippen schmerzten. Unter den wachsamen Augen von Tony und Danny ließ sich Jack in dem kleinen Badezimmer das Wasser über den Kopf laufen und wusch sich das Blut aus dem Gesicht.
    „Ich muss mal“, sagte Jack dann, ohne einen der beiden anzuschauen.
    „Nur zu, tu dir keinen Zwang an“, Tony stand mit verschränkten Armen in der Tür, eine neue Bierflasche auf dem Boden neben ihm.
    Mist. Sie gaben ihm keine Chance, ließen ihn keine Minute aus den Augen, beobachteten jede seiner Handbewegungen. Seufzend gab sich Jack seiner Lage hin. Das kleine Messer aus seinem Stiefelschaft würde ihm im Augenblick wahrscheinlich sowieso nicht helfen.
    „Hier, neues T-Shirt“, Danny hielt ihm das graue T-Shirt hin, nachdem Jack den Reißverschluss seiner Hose wieder hochgezogen hatte.
    Während er sich das saubere Shirt über den Kopf zog, überlegte Jack einen Moment, ob er die Gelegenheit nutzen sollte. Tony spielte mit den Handschellen herum. Sobald er fertig war, würden sie ihm wieder die Hände hinter den Rücken fesseln und dann wäre die Situation wieder viel komplizierter.
    „Trödel nicht rum, Jack“, sagte Tony. „Leg die Hände wieder auf den Rücken.“


    4
    Sie fuhren mit zwei SUVs. Jack saß auf dem Rücksitz, Danny fuhr, daneben saß Tony. Wo sie waren oder wohin sie fuhren konnte Jack nicht sehen, statt des muffigen Sackes hatte man ihm nun ein schwarzes Tuch um die Augen gebunden. Arakan fuhr offenbar in einem anderen Wagen.
    Jack lehnte den Kopf an die Kopfstütze. Mit jedem Atemzug schmerzten seine Rippen. Seine aufgeplatzte Lippe pochte und noch immer hatte er den Geschmack von Blut im Mund. Sie fuhren schweigend, und Jack konnte immer noch nicht verstehen was mit Tony geschehen war. Michelle hatte ihn verlassen, das hatte er nicht geahnt – und wenn er ehrlich war, auch nicht erwartet. Er wusste, dass Michelle Tony immer noch liebte. Tony hatte seine Karriere, sein Leben, alles hatte er geopfert für Michelle. Jack war sicher, dass Michelle ihn nicht hatte sitzen lassen, weil Tony im Gefängnis gewesen war. Vielleicht viel eher weil er zum Alkoholiker geworden war. Seit er Tony das erste Mal gesehen hatte, hatte er ständig eine Flasche in der Hand gehabt. Und auch jetzt, als sie fuhren, konnte er von Zeit zu Zeit hören, wie Tony die Flasche ansetzte.
    Eines jedoch blieb ihm rätselhaft. Wie konnte Tony so naiv sein zu glauben, dass es hier nur um einen Banküberfall ging? Einen Banküberfall und dann ab nach Brasilien? Statt in Brasilien würde er morgen wieder im Knast sitzen, soviel war sicher, und dieses Mal würde auch Präsident Palmer ihm nicht helfen können – und vielleicht wäre das dann auch der falsche Weg.
    Jack biss sich auf seine Lippe und sog vor Schmerz die Luft an, als er wieder Blut herausquellen spürte. In was war Tony hineingeraten? Offenbar hatte er vor lauter Verzweiflung fast den Verstand verloren, anders konnte Jack sich diese Situation nicht erklären.

    „Tony.“
    „Halt die Klappe, Jack“, entgegnete Tony müde. „Stör mich nicht.“
    Tony saß mit geschlossenen Augen auf dem Vordersitz und träumte von Michelle, von ihrer letzten gemeinsamen Nacht vor … bevor alles geschehen war. Die sechs Monate im Gefängnis waren wie eine Ewigkeit gewesen, eine ganze Ewigkeit, und er hatte jede Nacht von Michelle geträumt, von ihren roten Lippen, wie sie ihn küsste, wie sie sich liebten, er hatte nichts sehnlicher gewünscht als bei ihr zu sein. Und dann war er entlassen worden, viel früher als erwartet, und Michelle war erfolgreich gewesen, war die Karriereleiter hinaufgefallen, und am ersten Abend als er bei ihr klingelte war sie mit einem Kollegen in einem feinen Restaurant zum Essen gewesen.
    Auf den Schrecken hatte er sich einen genehmigen müssen. Und noch einen. Vom ersten Tag an hatte er dann nur noch Alkohol getrunken. Und Michelle war ihm immer begehrenswerter erschienen und immer unerreichbarer, als er sie beobachtete, mit Kollegen und Freunden. Sie war so beschäftigt gewesen, ständig im Stress, ständig bei der Arbeit. Sie war ihm entglitten. Er konnte sich immer noch nicht erklären, wie es wirklich geschehen war, was er tatsächlich zu ihr gesagt hatte, was am ersten Abend geschehen war – er wusste nur, es war aus, sie hatte ihn rausgeworfen und wollte ihn nie mehr wiedersehen.
    So war sein Plan entstanden.
    Wenn er Michelle niemals wieder sehen sollte, dann musste er fortgehen. Weit fort. Und dazu benötigte er Geld. Ziemlich viel Geld. Und da er völlig blank war, half hier nur ein Banküberfall. Dies schien Tony eine absolut logische Schlussfolgerung gewesen zu sein, und am nächsten Tag hatte er bereits damit begonnen, sich umzuhören, hatte sich an den finstersten Plätzen der Stadt herumgetrieben, bis er nach einigen Tagen auf Danny gestoßen war. Innerhalb weniger Tage war es ihm gelungen, Arakan seine Nützlichkeit zu beweisen. Und nun stand er kurz vor seinem Ziel. In Kürze würde er einen Haufen Geld haben, und dann würden ihm die Mädchen in Rio zu Füßen liegen.

    „Tony, denk doch mal nach“, sagte Jack leise. „Du weißt doch, seit dem letzten Überfall auf die CTU geht das alles nicht mehr so einfach. Du weißt doch, dass dann sofort Code Alpha Red ausgelöst wird.“
    „Was redet er da?“ fragte Danny.
    „Ach, er redet nur Unsinn“, sagte Tony, der seine Augen aufgemacht hatte. „Er will sich nur wichtig tun.“
    „Dann halt jetzt die Klappe, Jack“, befahl Danny. „Wir haben das alles seit Wochen geplant. Da wird nichts schief gehen.“
    „Alpha Red führt automatisch zu Delta fünf drei sieben, und damit zur Division“, Jack redete immer schneller, „und das erfordert eine Omega-Reaktion, die zur Code-Substitution führt. Code acht siebzehn. Ebene 25 C.“
    „Was redet der jetzt für ein Kauderwelsch hier?“ fragte Danny. „Halt die Klappe, Jack.“
    „Das ist alles nur Unsinn“, wiederholte Tony noch einmal und biss sich auf die Lippen. Er war bleich geworden und war froh, dass Danny sich nicht zu ihm umsah. Wenn Jack recht hatte, dann hätte er beinahe wirklich einen Fehler gemacht. Wenn Jack recht hatte, ging es hier tatsächlich um viel mehr als um einen Banküberfall.
    Tony atmete tief durch. Seine Hände zitterten, als er wieder nach der Bierflasche griff. Dann, mit einem Ruck stellte er die halbvolle Flasche wieder ab. Jack hatte recht. Alles war viel zu einfach gewesen. Arakan hatte ihn viel zu schnell in sein Team aufgenommen, in seine Pläne eingeweiht und befördert. Wie naiv war er nur gewesen!
    „Wir sind bald da“, stellte Tony ruhig fest. „Noch vor acht siebzehn.“
    Erleichtert atmete Jack tief durch. Tony hatte verstanden.


    5
    Die Vorbereitungen für den Coup waren offenbar tatsächlich sehr gründlich gewesen. Ohne Probleme konnten sie in die Parkgarage der CTU einfahren. Es war erschreckend wie einfach das war. Wie verletzlich die CTU immer noch war. Offenbar war aus den vergangenen Fehlern nichts gelernt worden. Und ein Maulwurf war bestimmt auch wieder in der CTU zugange. Innerlich musste Jack den Kopf schütteln. Aber gut, Erin Driskoll war immer noch die Leiterin der CTU, auch wenn sein Rauswurf durch Erin Teil des Planes gewesen war, er wusste sehr gut, dass Driskoll es ganz recht gewesen war. Er wusste, sie hätte ihm sonst eine Versetzung in eine andere Abteilung nahe gelegt. Denn Erin wusste, dass Jack sie für eine totale Fehlbesetzung als Leiterin der CTU hielt.
    Bevor sie die CTU erreicht hatten, war Tony zu ihm auf den Rücksitz geschlüpft und hatte ihm sowohl die Augenbinde als auch die Handschellen abgenommen. Dann hatten sie kurz angehalten, Arakan war eingestiegen und hatte auf den Beifahrersitz Platz genommen.
    Ohne Gesichtsmaske aber mit großer Sonnenbrille, wie Jack feststellte, aber der Mann sorgte dafür, dass Jack sein Gesicht im Augenblick nicht zu sehen bekam.

    Jack blickte zum Fenster hinaus, als Danny einen Parkplatz ansteuerte. Er fragte sich, welche Art Ausweise Arakan bei der Eingangskontrolle vorgezeigt hatte, der Wachhabende hatte sie nur kurz kontrolliert und sofort weiter gewunken, das war kein gutes Zeichen. Jack wechselte einen kurzen Blick mit Tony, aber der zuckte nur die Schultern.
    Einen Moment lang fragte sich Jack, wie Tony wohl an diese Bande geraten war. Vielleicht hatte Arakan geradezu auf jemanden wie ihn gewartet? Hatten sie Tony so geködert? War auch das ein Teil ihres Planes gewesen?
    „Welche Rolle spielen wir nun hier?“ fragte Jack schließlich als der Wagen anhielt, abseits von den anderen Wagen der relativ leeren Garage. Es war Sonntag morgen, und in der CTU war wahrscheinlich nur eine kleine Besetzung. Nun hing alles von ihm ab! Dem Plan nach sollte Jack erst wieder morgen mit seinem Kontaktmann telefonieren, niemand konnte ahnen, dass Arakan sofort losschlug und Jack gleich am ersten Tag seine Nützlichkeit unter Beweis stellen musste.
    Arakan zog einen silbernen Koffer hervor, den er neben seinen Füßen abgestellt hatte und reichte ihn Danny hinüber.
    „Wir kommen vom Verteidigungsministerium“, sagte er, „im Auftrag von Secretary Heller. Deshalb werden Sie uns hineingeleiten. Ganz einfach. Ich bin der Fahrer und werde hier draußen warten.“
    Mist. Arakan saß immer noch mit dem Rücken zu ihm. Wenn er hier draußen im Wagen blieb, kam er noch nicht einmal in das Sichtfeld einer Überwachungskamera.
    Nun gut, die Sache musste so oder so innerhalb der nächsten 20 bis 30 Minuten erledigt werden.
    „Die rechte Hand des Verteidigungsministers muss die Sicherheit in der CTU überprüfen. Die Sicherheitsstandards, die den Elefanten-Chip betreffen.“

    Vor Schreck stockte Jack der Atem.
    „Elefanten-Chip“ war das Code-Wort für eine der wichtigsten Sicherheitsentwicklungen, die sie je gemacht hatten. Und davon war bei den Vorbereitungen seines Undercover-Einsatzes nie die Rede gewesen.
    „Wa…as?“ stotterte er. Sein Herz hatte angefangen zu rasen.
    „Offiziell R123-Chip genannt, der Sicherheits-Chip.“
    Woher wusste Arakan, dass dieser Chip überhaupt existierte? Er war top-secret. Arakan konnte nichts davon wissen. Es gab kaum zehn Leute in Washington, die überhaupt davon wussten. Irgendetwas war hier ganz fatal schief gegangen. Darauf war Jack nicht vorbereitet. Arakan schien viel weiterreichende Beziehungen und Kontakte zu haben, als Heller offenbar ahnte, seine Drähte mussten direkt bis ins Weiße Haus reichen.
    Jack wechselte einen Blick mit Tony.
    „Ich dachte, wir wollten hier ein paar Bankpläne holen“, sagte Tony lahm.
    „Hol dir meinetwegen die Bankpläne, Tony, die sind mir egal. Ich will den R123, der hier gerade getestet wird. Ansonsten fliegt der ganze Laden in die Luft. Auf jetzt. Ihr habe genau 25 Minuten. Mein Käufer wartet bereits auf den Chip.“
    Arakan hatte alles perfekt vorbereitet. Jack konnte es kaum glauben. Man erwartete sie bereits und der direkte Weg zum Chip war ihnen geebnet!
    Jack schluckte. Wenn ihm nicht sofort etwas einfiel, hielt Arakan in 25 Minuten den Chip in der Hand. Das durfte nicht geschehen. Überhaupt, der Chip, er hatte bereits beim ersten Mal als er von dessen Existenz gehört hatte, seine Zweifel gehabt. Der Chip ermöglichte die Totalüberwachung der gesamten Bevölkerung. Er hatte sich schon mit Heller den Kopf heiß diskutiert, da er immer wieder seine Zweifel über die Anwendung einer derartigen Technologie angemeldet hatte.

    Während Jack äußerlich lässig in die CTU schritt, Chloe grüßend zuwinkte, drehte Tony sein Gesicht weg. Er hatte seinen Jackenkragen hochgestellt, die Mütze tief ins Gesicht gezogen und eine Sonnenbrille aufgesetzt.
    Zielstrebig lief Jack zum Sicherheitsraum, in dem der Chip aufbewahrt wurde, Danny und Tony dicht auf seinen Fersen. Er musste auf den richtigen Moment warten, um unauffällig eine Sicherheitswarnung heraus zu geben.
    Die Tür öffnete sich vor ihnen.
    „Jack, Jack“, rief eine atemlose Stimme von hinten.
    Chloe.
    Jack drehte sich herum. „Was ist denn los?“
    „Was machst du denn heute hier? Ich verstehe das nicht, wolltest du nicht …“
    „Jetzt nicht, Chloe“, bemerkte Jack scharf, während er aus den Augenwinkeln bemerkte, wie Tony sich wegdrehte und die Schultern einzog, damit sie ihn nicht erkannte. „Ich bin gerade beschäftigt. Ich muss eine Sicherheitsüberprüfung im Auftrag des Verteidigungsministers vornehmen.“
    „Aber …“
    „Nichts aber, Chloe, du weißt doch, Bluebird verlangt regelmäßige Überprüfungen.“
    Da, es war ihm gelungen. Bluebird war eines der Codewörter für eine unmittelbar bevorstehende Gefahr.
    Er sah wie Begreifen in Chloes Augen aufleuchtete. Sie nickte. „Ja, klar, Code Bluebird.“ Ohne ein weiteres Wort machte sie auf dem Absatz kehrt, und Jack atmete erleichtert auf. Chloe hatte verstanden. Sie würde eine Sicherheitswarnung herausgeben.

    Jack trat in den Raum ein, Danny und Tony folgten ihm und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Mit wenigen Schritten stand Danny an dem Computer. Ein speziell für den R123 angefertigter Prototyp. Danny drückte auf verschiedenen Knöpfen herum, während Jack neben ihn getreten war. Ohne dass Danny es merkte, drückte Jack auf den kleinen roten Knopf, surrend sprang ein Fach auf. Dannys Kopf fuhr herum. Der Chip. Seine Hand griff danach. Im selben Moment schlug Jack zu, gegen Dannys Hand, und damit auch gegen die kleine Plastikschublade aus der der Chip sofort heraussprang und auf den Boden fiel. Danny kreischte auf, als Jack ihm mit einem Ruck die Hand brach. Gleichzeitig trat Tony im Handgemenge ganz aus Versehen auf den Chip. Es knirschte.
    In dem Moment kreischte der Alarm los. Jack und Tony überwältigten Danny und beförderten ihn auf den Boden, und Tony fesselte seine Hände auf den Rücken.
    Neben Dannys Kopf lagen die zerstörten Teile des Chips.
    „So ein Pech aber auch“, Jack schüttelte den Kopf. „Das war jetzt aber dumm, das war der Prototyp des R123.“
    Tony und Jack blickten sich an, während Danny auf dem Boden vor Schmerzen stöhnte. Dann zog Jack Tony an sich und klopfte ihm auf dem Rücken.
    „Mensch, Tony, auf was für einen Mist hattest du dich da bloß eingelassen?“
    „Ich … ich glaube, ich war etwas von Sinnen. Michelle“, Tony zuckte mit den Schultern, seine Stimme klang dumpf.
    „Das glaube ich auch, Tony. Hör mal, mach bloß nicht noch mal so einen Mist. Beim nächsten Mal gelingt es mir bestimmt nicht, dich so schnell aus dem Bau herauszuholen. Gib Michelle etwas Zeit, vielleicht musst du nur auf einen besseren Augenblick warten.“
    Tony nickte. „Vielleicht hast du recht.“
    Die Tür ging auf, und Jack trat einen Schritt zurück. Curtis Manning, gefolgt von zwei Sicherheitsleuten erschien in der Tür.
    „Was ist hier los?“
    „Alles in Ordnung, Curtis. Habt ihr draußen Arakan festgenommen?“
    „Ja, der wird gerade in den Verhörraum gebracht.“ Curtis gab den zwei Sicherheitsleuten einen Wink und sie sahen zu, wie Danny auf die Füße gezogen und abgeführt wurde.
    „Das war knapp“, stellte Jack fest. „Ganz knapp.“
    „Und der Chip?“ Curtis blickte stirnrunzelnd auf die Splitter auf dem Boden.
    „Tja, der hat leider Schaden genommen“, Jack zuckte mit den Schultern. „Das ist bedauerlich, aber auch nicht mehr zu ändern.“
    Curtis grinste breit. „So ein Pech“, sagte er.
    „Was ist hier geschehen?“ fragte eine schrille Stimme panisch in der Tür.
    Erin Driskoll starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Überreste des Chips. „Ich bin am Ende. Erzählen Sie mir nicht, dass das der R123 ist.“
    Curtis, Tony und Jack blickten einander an.
    „Ja, dann erzählen wir es Ihnen eben nicht. So ein Pech, den Chip haben Sie verloren“, Jacks Stimme triefte vor Mitleid. „Aber trösten Sie sich, Erin, mit Arakan haben Sie einen der größten Terroristen des Landes dingfest gemacht.“
    Erin drehte sich um und wankte hinaus.

    „Mensch, Jack, was hast du mit Erin gemacht?“ Chloe tauchte im Gang auf. „Sie sah aus wie eine wandelnde Leiche.“
    „Ja, sie musste einen kleinen Rückschlag hinnehmen“, stellte Tony fest. „Sie hat den wichtigsten Chip ihres Lebens verloren.
    „Tony, dich habe ich ja gar nicht erkannt. Ich bin froh, dass du nicht mehr im Gefängnis bist. Was machst du denn hier?“
    „Wir haben gemeinsam die Bande von innen aufgerollt“, stellte Jack fest. „Und den gefährlichsten Chip der Welt davor bewahrt in falsche Hände zu fallen.“
    Tony nickte. „Genau.“

    Ende
  • Oh Mann, LeAnn, von Romantik keine Spur :crying2: , aber sonst ganz nach meinen Geschmack. Genial. DANKE! :thumbup:

    Soso, war also alles abgekartetes Spiel, mit Jacks Rauswurf bei der CTU. Das hätte ich wissen müssen. :eek: :)
    Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
  • vielen lieben dank Guy-rescuer, Saxi, Sven1421 (der seine schreiberling-karriere zum glück nicht aufgibt), claudia312 und Schusy :04:
    @LeAnn danke für die verwendung einer idee von mir ... und was aus dieser und guy-rescuer(s) entstanden ist ... ist eine wirklich spannende und kurzweilige geschichte :daumen: und danke, das jack ein bisschen leiden und bluten durfte :thumbs02:

    l.G.

    skinhunter
    [Blockierte Grafik: http://i228.photobucket.com/albums/ee220/skinhunter2007/11.jpg]
    Mit einem freundlichen Wort und einer Kanone kommt man viel weiter als nur mit einem freundlichen Wort. (Capone)
  • coole geschichte

    hallo ich bin neu hier und habe noch absolut keinen plan wie das hier so läuft aber ich habe gerade die geschichte gelesen und bin total begeistert :thumbsup: .ich werde mich mal weiter hier durch arbeiten da werde ich sicher noch viele interessante beiträge finden ,also weiter so ,einfach super :cheezy:
  • So, wie war noch mal das olympische Motto? Dabei sein ist alles? Na dann werfe ich hiermit mal meinen zweiten Versuch in den Ring. :) Eigentlich hätte ich gerne mal was mit Blut und Schmerz und leidendem Jack probiert, aber irgendwie habe ich damit (als Schreiberling) keinen Vertrag... So ist dann doch wieder etwas Romantik rausgekommen.

    ausgewählte Vorschläge:

    Schusy => Jack tritt seine neue Tätigkeit im Verteidigungsministerium in Washington an und trifft dort zum ersten Mal auf Audrey. Was passiert?

    TonysGirl => Tony und Michelle heiraten

    Viel Spaß beim lesen und schöne Grüße
    claudia

    :01: Zur Info für Erstleser: Um die Vorgaben richtig zu erfüllen, musste ich meine Geschichte noch mal überarbeiten. Das Fettgedruckte ist der geänderte Teil.



    Ein Neuanfang

    Ein Damenwaschraum irgendwo im Verteidigungsministerium – eine junge hübsche Frau steht vorm Spiegel und bemüht sich, ihr Make-up aufzufrischen, und damit offensichtliche Indizien dafür zu verwischen, dass sie geweint hat. Doch noch während sie das Ergebnis betrachtet, rollen schon wieder Tränen über ihre Wangen. „Verdammt, Audrey, nun reiß dich doch mal zusammen. Es muss doch nicht gleich jeder sehen, das was nicht stimmt. Und schon gar nicht Dad! Wenn du Beruf und Privat nicht professioneller trennen kannst, solltest du dich lieber nach was anderem umsehen.“ Entschlossen wäscht sie sich nochmals das Gesicht und beginnt von vorn…
    „Mr. Secretary – Mrs. Raines ist jetzt da.“ “Oh, danke, sie soll gleich reinkommen.” Audrey steht im Vorzimmer des Verteidigungsministers und nach einem aufmunternden Nicken der Vorzimmerdame holt sie tief Luft, knipst ein Lächeln an und betritt das Büro ihres Vaters. „Hoffentlich merkt er nichts, wo er doch so ein feines Gespür für Gemütslagen hat.“ „Audrey – schön dich zu sehen, komm rein.“ Strahlend kommt der Verteidigungsminister auf sie zu, sieht ihr prüfend ins Gesicht und umarmt sie. „Ja Dad, ich freu mich auch, dass du wieder da bist.“ „Das ist meine Tochter und gleichzeitig meine rechte Hand: Audrey Raines. Ohne sie wäre ich ziemlich aufgeschmissen. Sie hat hier die Stellung gehalten, während ich in Texas, Kalifornien und Florida herumgereist bin, um Reden zu schwingen.“, bei diesen Worten wendet sich Verteidigungsminister James Heller einem blonden Mann in dunklem Anzug zu, der es sich in einer Polsterecke bequem gemacht hatte, nun aber aufsteht, auf Audrey zugeht und ihr die Hand reicht. „Sehr erfreut, Mrs. Raines, mein Name ist Jack Bauer.“ „Ich habe Jack in LA kennen gelernt. Er hat früher bei der CTU gearbeitet und ich glaube er ist genau der richtige Nachfolger für Michael. Zumal er mir auch von David Palmer aufs allerwärmste empfohlen wurde.“ „Wenn du denkst, Dad. Das wäre prima, ich hätte nicht gedacht, dass die Stelle so schnell wieder besetzt werden könnte.“ „Sie müssen wissen, Mr. Bauer, Michael war ein Ass, absolut unbezahlbar und er genoss das ganze Vertrauen des Verteidigungsministers. Leider ist er vergangenen Monat tödlich verunglückt. Wenn Sie ihn ersetzten wollen, müssen sie schon einiges leisten.“
    Währenddessen setzen sich alle drei wieder hin und plaudern noch einige Minuten höflich miteinander, bis die Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch des Ministers summt. „Ja, Polly?“ „Mr. Secretary, der Präsident für Sie auf Leitung 2.“ „Danke Polly. – Audrey, bist du so nett und führst Jack ein wenig durchs Haus und machst ihn mit den Arbeitsabläufen bekannt.“ „Na dann kommen Sie mal mit. – Wiedersehen Dad.“ Doch der Minister greift schon zum Telefonhörer und nickt ihnen nur noch zu, als Audrey und Jack zur Tür gehen.
    -----
    Später in seinem Hotelzimmer lässt Jack sich auf das Bett fallen, start an die Decke und denkt über seinen ersten Arbeitstag in Washington nach. War doch eigentlich ganz nett bislang. Aber völlig anders, als die CTU in LA, er würde sich noch heftig umgewöhnen müssen. Doch wenn es half, sein Leben in den Griff zu kriegen, in geordneten Bahnen zu leben und vielleicht (hoffentlich) endlich auch wieder Beziehungsfähig zu werden, dann gerne!
    Als sein Magen sich laut knurrend vernehmen lässt, rappelt Jack sich langsam auf und beschließt, erstmal eine schöne heiße Dusche zu nehmen und anschließen das Hotel-Restaurant zu testen. Außerdem würde er sich nach einer Wohnung umsehen müssen, auf Dauer ist Hotelleben in Washington einfach unbezahlbar.
    Während Jack schon seinen Feierabend geniest, quält sich Audrey noch durch die tägliche Rushhour nach Hause. Auch sie denkt über den vergangenen Tag nach, und über das Gefühlschaos, das da in ihr herrschte. Morgens ging sie aus dem Haus, nervlich fix und fertig, denn sie und ihr Mann Paul hatten gerade beschlossen, sich zu trennen – zunächst für ein Jahr und dann würde man sehen, ob und wie es weiterging. Sie hatte die Trennung gewollt und doch hatte es sie emotional völlig aus der Bahn geworfen und das ganze musste erstmal verarbeitet werden. - Und jetzt am Abend? Jetzt fuhr sie heim und ihr war bewusst, dass sie tatsächlich drauf und dran war, sich zu verknallen. Wie ein Teenager! In einen Mann, den sie gar nicht kannte, dessen Namen sie bis heute morgen noch nie gehört hatte. Wer war schon Jack Bauer? Sie wusste nichts von ihm, außer dass er verflixt gut aussah, charmant lächeln konnte und irgendwie eine (oder die??) gewisse Aura hatte. „Oh Mann, Audrey, komm mal wieder auf den Boden. Keine Liebe am Arbeitsplatz. Das kann doch nur in Chaos und Katastrophen enden. Außerdem solltest du dir erstmal über Paul klar werden, bevor du dich auf den Nächsten stürzt.“ – Aber Emotionen lassen sich nun mal nicht einfach per Knopfdruck abstellen…
    ----
    Etwa vier Wochen später, Jack hat sich inzwischen schon ganz gut an das Leben in Washington gewöhnt, war es doch schon immer seine große Stärke, sich übergangslos auf neue Situationen einstellen zu können. Anders hätte er auch in seinen bisherigen Jobs nicht überlebt, da hing schließlich manchmal alles von Anpassung und blitzschneller Entscheidung ab.
    Apropos Job, es lief ganz gut, Secretary Heller vertraute ihm und Mrs. Raines hatte ihn wohl akzeptiert. Auch wenn er den Eindruck hat, dass da irgendwas nicht stimmt, ihr Verhalten wechselte zwischen persönlich-vertraut und abweisend-reserviert hin und her. Als ob sie einerseits Angst vor ihm hätte und ihn andererseits als guten Freund betrachtete. Irgendwie wurde er nicht schlau aus ihr. Dabei… - hm, sie sah gut aus, war intelligent und interessant. Vielleicht sollte er die nächste Gelegenheit nutzen und mal auf den Busch klopfen? Er wusste auch schon wie. „Aber Jack“, spricht er zu sich selbst, als er sein Büro betritt, „bist du schon so weit? Glaubst du eine dauerhafte Beziehung aufbauen zu können?“ Aber was sollte ihn hindern? Sein Leben war ruhig und geordnet und sein Job geregelt (ja fast langweilig, wenn er ehrlich war; aber so ehrlich war Jack selten zu sich). Er lässt sich an seinem Schreibtisch nieder, nimmt gedankenverloren das Familienbild in die Hand, dass ihn mit Teri und Kim zeigt, aufgenommen kurz vor jenem Schicksalsschweren Tag, als sein Leben zerbrach und Teri in seinen Armen starb. Er seufzt und macht eine Handbewegung, als wolle er die unliebsame Erinnerung wegwischen. Laut sagt er: „Also gut, Teri, ich versuch’s.“
    Sein Telefon rappelt. „Bauer.“ „Jack, hier ist Audrey, könnten Sie bitte mal kurz rüberkommen.“ „Ja sicher, ich komme.“ Jack verlässt sein Büro, fährt mit dem Aufzug in die Ministeretage und klopft an Audreys Tür. „Kommen Sie rein.“ Als er eintritt, sitzt Audrey an ihrem Schreibtisch, außerdem ist noch ein älterer Herr anwesend, den Jack nicht kennt. „Mr. Webster, das ist Mr. Bauer. Jack, das ist Floyd Webster, unser Verbindungsmann zum Außenministerium.“ „Guten Tag.“ „Setzen Sie sich, wir besprechen gerade Details einer geplanten Reise und sind dabei auf einige Fragen gestoßen, bei deren Beantwortung Sie vielleicht helfen können.“
    Vier Stunden später langweilt Jack sich zu Tode und hat außerdem langsam Hunger. „Hoffentlich geht dieser aufgeblasene Schnösel bald endlich. Meine Güte, wie kommt es nur, dass überall in Washington so arrogante Typen sitzen, die keine Ahnung vom Leben haben und nur an sich denken? Wenn hier nicht bald Schluss ist, platzt mir der Kragen!“ Jack sieht zu Audrey hinüber, die Mr. Webster augenscheinlich gelassen und konzentriert zu hört. „Schmeiß ihn doch endlich raus...“, denkt er, da hört er sie auch schon sagen „So, ich glaube wir haben nun fürs erste alles ausgiebig besprochen.“ „Na endlich!“ „Mr. Bauer und ich haben gleich noch einen Termin beim Secretary und müssen daher das Gespräch an dieser Stelle leider beenden.“ Jack hebt erstaunt die Augenbraue, von einem Gesprächstermin weiß er nichts und Heller ist seines Wissens auch gar nicht im Haus. „Oh. Na gut. Aber für den Anfang waren Sie schon sehr hilfreich. Dann will ich mal gehen.“
    Als sich die Tür hinter Mr. Webster schließt, atmet Jack hörbar auf. „Diplomatie ist offensichtlich nicht Ihre Stärke, Mr. Bauer!“, kommt es da im recht scharfen Ton. Jack sieht Audrey fragend an. „Nun, dass Sie Floyd für überheblich und eingebildet halten, war in ihrem Gesicht mehr als deutlich zu lesen. Am liebsten hätten Sie ihn schon nach fünf Minuten rausgeworfen, oder?“ „Oh“, Jack schaut leicht betreten auf seine Schuhe. „Wenn Sie hier in Washington Fuß fassen und voran kommen wollen, sollten Sie etwas mehr auf Etikette achten, sonst kann das schnell bös ins Auge gehen.“ „Danke für den Ratschlag.“ Jack zögert einige Sekunden, da aber Audrey nichts weiter sagt, steht er auf und wendet er sich zur Tür, um ebenfalls zu gehen. „Wieder diese merkwürdige Stimmung zwischen ihnen.“ „Mrs. Raines?“ „Ja, was noch?“ „Morgen Abend gibt es in meiner neuen Wohnung eine kleine Einweihungsfeier. Ich würde mich freuen, wenn Sie kämen.“ „Morgen?“, dabei wirft Audrey einen Blick auf ihren Kalender, der aufgeschlagen vor ihr auf dem Tisch liegt, „ja gerne, das passt.“ „Schön, dann so gegen acht.“ Jack muss doch in sich hineingrinsen. Natürlich passte das, schließlich hatte er vier Stunden lang ihren Kalender studiert, bevor er sie einlud…
    ----
    32 Stunden später – nun sitzt sie schon eine halbe Stunde in ihrem Auto vor dem Apartmenthaus. „Audrey, was ist los? Nun krieg dich mal wieder ein. Jack Bauer hat dich zu seiner Einweihungsparty eingeladen. Na und? Das hat überhaupt gar nichts zu sagen, komm mal wieder auf den Teppich. Du benimmst dich wie ein Teenager! Das wird ein netter Abend mit netten Leuten. Punkt.“, befiehlt sie sich selbst. Entschlossen steigt Audrey aus ihrem Wagen, holt tief Luft, schnappt sich ihr Geschenk und geht auf das Haus zu. Verdammt, sie war immer noch nervös.
    Oben öffnet Jack die Tür und lächelt sie an: „Audrey – schön, dass Sie da sind. Kommen Sie rein.“ Vom Flur geht es direkt ins Wohnzimmer, mit warmen gedämpften Licht und einer genialen Aussicht über Washington. „Wow, Jack, Sie wohnen sehr schön.“ Audrey klebt geradezu am Fenster und geniest das Panorama. „Danke“, kommt es etwas gedämpft zurück, „ich bin gleich bei Ihnen.“ Leicht irritiert dreht Audrey sich um und entdeckt jetzt erst den Tisch in der Mitte des Raumes. Nett gedeckt – für zwei Personen. Und schon erscheint Jack wieder, in der Tür, die offensichtlich zur Küche führt. „Kochen kann ich ja, aber mit der Tischdeko tue ich mich etwas schwer. Ich hoffe, es gefällt Ihnen.“ „Ja, klar, sehr hübsch. Doch kommt sonst niemand?“ Überrumpelt und verdutzt schaut sie ihn an. „Wer sollte denn noch kommen?“ Jacks Stimme klingt leicht amüsiert. „Nun, Sie hatten doch gesagt, dass sei eine Einweihungsfeier, da lädt man für gewöhnlich Freunde, Bekannte und Nachbarn ein.“ Audrey ist verunsichert und weiß nicht, was sie davon halten soll. Und wie immer, wenn sie unsicher ist, wird ihre Stimmer ärgerlich. „Das habe ich doch getan. Die Nachbarn können leider alle nicht, Freunde habe ich in Washington nicht und außer Ihnen kenne ich hier niemanden.“ – Schweigen – „Ok, ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich wollte Sie gerne mal zum Essen einladen, hatte aber Angst, dass Sie mir einen Korb geben. Deshalb die etwas linke Tour.“ „Ach du liebe Zeit, ‚ich habe Angst’ – hatte er das wirklich gesagt?? Jack, Büroluft bekommt dir nicht.“ Laut fährt er fort: „Jetzt können Sie entweder sofort gehen, was ich schade fände, auch wegen des Truthahns. Aber ich würde es verstehen. Oder Sie bleiben und wir kämpfen wenigsten noch gemeinsam gegen das Federvieh.“
    Audrey steht immer noch an derselben Stelle und start Jack an. In ihr allerdings herrscht das Chaos pur. Da kämpft der Ärger über soviel Dreistigkeit gegen die Neugierde, was daraus werden könnte. Nur nervös ist sie nicht mehr, wie sie so am Rande feststellt. Was soll sie nur tun? Hier bleiben? Wegrennen? Ihr Verstand versucht die Oberhand zu gewinnen und sich durchzusetzen, doch dann das: Jack lächelt sie an – und ihr ganzer Widerstand schmilzt dahin. Sie will diesen Mann, so unvernünftig das auch sein mag! „Na dann mal los“, Audrey greift sich einen Stuhl, setzt sich und lächelt zurück, „auf in den Kampf.“

    Nachdem sie gut 1,5 Std. erfolgreich mit Truthahn, Kroketten, Salat & Co. gekämpft haben und sich dabei näher gekommen sind – sie sind längst vom Sie zum du gewechselt und haben es sogar gewagt, wunde Punkte wie Paul und Teri anzusprechen – verzieht Jack in einer Gesprächspause plötzlich das Gesicht zu einem spitzbübischen Grinsen und schmunzelt abwesend vor sich hin. „Jack, was ist das hier eigentlich?“, Audrey sieht von ihrem Nachtisch hoch und blickt ihn fragend an. „Jack?“ „Huhu Jack, bist du noch da? Ich hab’ dich was gefragt.“ „Hallo??“ „Hm? – Oh, ich war wohl gerade nicht ganz bei der Sache, entschuldige, was hast du gesagt?“ „Den Eindruck hatte ich allerdings auch. Du musst ja ziemlich weit weg gewesen sein.“ „Keine Ahnung warum, aber mir fiel gerade ein ziemlich verrückter Abend vor zwei Jahren ein. Wenn ich daran denke, muss ich heute noch lachen.“ „Nicht das ich neugierig wäre, aber erzählst du mir die Geschichte?“ „Also ok, - ich saß gerade mit meiner damaligen Freundin Kate gemütlich zusammen, als mir plötzlich etwas echt Blödes einfiel…“
    Und so erzählt Jack Audrey folgendes Erlebnis:
    << „Damn it!“, flucht Jack so plötzlich laut, dass Kate erschrocken aufsieht. „Jack?!“ „Entschuldige, aber mir ist gerade was Oberblödes eingefallen. Ich bin ein Rindvieh, ein Idiot. Das werden sie mir nie verzeihen! Ich mache aber auch alles kaputt. Ich Hornochse!“ „Jack, nun beruhig dich erstmal, was ist denn überhaupt los?“ „Heute ist doch der 24., nicht?“ „Ja.“ „Siehste! Am 24. wollten Tony und Michelle heiraten. Bis heute waren sie gute Freunde von mir, vielleicht meine einzigen. Ich hatte Tony versprochen Trauzeuge zu sein – und nun habe ich es verpennt! Die werden kein Wort mehr mit mir reden. Wie konnte mir das nur passieren!!!“ Betroffen, aber auch etwas hilflos sieht Kate zu, wie Jack aufgelöst durch das Zimmer läuft, mit den Armen in der Luft herumfuchtelt, sich die Haare rauft und sich maßlos über sich selber ärgert. So auf die Schnelle weiß sie auch nicht zu sagen, wie diese Panne zu retten ist. So was ist ihr noch nicht passiert. Da klingelt das Telefon. „Wer ist das denn jetzt noch?“ „Bauer“, bläfft Jack etwas gereizt in den Hörer. „Jack? Sind Sie das?“ „Mr. Präsident!“ Leicht errötet steht Jack tatsächlich impulsiv etwas stramm. „Was ist denn los, Jack?“ „Ach, ich habe mich nur gerade über mich selber geärgert, Entschuldigen Sie bitte meinen Ton.“ „Schon gut. Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie einen Tipp für mich haben. Ich möchte Mrs. Dessler und Mr. Almeida zu ihrer Hochzeit nächsten Monat gerne etwas schenken.“ „Nächsten Monat??“ Nicht nur Jacks Stimme, auch sein Gesicht ist ein einziges Fragezeichen. Und dann fängt er an zu lachen, so heftig, dass er nicht mehr aufhören kann, nur noch nach Luft schnappt und schließlich Kate das Telefon in die Hand drückt. Die wiederum weiß nicht, wie ihr geschieht, oder um was es überhaupt geht und ist einfach nur verwirrt. Derweil klingt es aus dem Hörer „Jack? Jack, was ist denn los? Nun sagen Sie doch mal was. Jack!“ „Hallo?“ „Ja? Wer ist denn jetzt dran?“ „Mein Name ist Kate Warner und mit wem spreche ich bitte?“ „Hier ist der Präsident!“ „Ooh!! Entschuldigen Sie bitte, das ist mir jetzt etwas peinlich, aber ich weiß auch nicht recht, was plötzlich mit Jack los ist, jedenfalls ist er gerade etwas unpässlich. Kann er Sie zurückrufen?“ „Sicher, das wäre nett. Vielen Dank.“ „Auf Wiederhören.“ „Jack, was war das denn?“ „Du kannst doch nicht den Präsidenten einfach auslachen und in der Leitung hängen lassen!!“ „Ich habe ihn nicht ausgelacht“, keucht Jack, „aber es ist einfach zu komisch. Ich bin wirklich ein Trottel. Weißt du wann Tony und Michelle heiraten – nächsten Monat am 24.!“ Nur langsam gelingt es Jack, sich zu beruhigen und zusammenhängend zu berichten. Es war einfach zu köstlich! Wann hatte er das letzte Mal so gelacht, und auch noch über sich selbst? >>

    „Siehst du, es war einfach köstlich, manchmal bin ich wirklich ein Idiot.“, grinst Jack, als er mit dem Bericht fertig ist. „Und zu deiner Beruhigung: natürlich habe ich Präsident Palmer umgehend angerufen, nachdem ich wieder halbwegs Luft bekam und sprechen konnte, und habe mich entschuldigt.“ „Das beruhigt mich allerdings.“, lächelt Audrey zurück. „Und da er dich meinem Dad empfohlen hat, nehme ich an, er hat dir verziehen. - Aber jetzt muss ich langsam aufbrechen.“ „Schon? Schade.“ Ihr unvermittelter Themenwechsel stört ihn. – Schweigen – „Jack, ich mag dich und es ist gut möglich, dass sich was zwischen uns entwickelt. Aber ich möchte langsam an die Sache heran gehen, schließlich gibt es da auch immer noch Paul. Ich will mir erst sicher sein, was ich will, bevor ich irgendwas öffentlich mache. Insbesondere mein Vater soll jetzt noch nichts erfahren, auch nicht von der Trennung. Er hat da eigenen Ansichten, was richtig und falsch ist. Ich bitte dich, das zu akzeptieren.“ Jack zögert einen Moment „Audrey, das ist in Ordnung. Damit kann ich leben, wenn du uns nur überhaupt eine Chance gibst.“ „Danke“, damit steht Audrey auf und geht Richtung Wohnungstür. „Danke für einen wunderschönen Abend.“ Und damit ist sie auch schon zur Tür raus, bevor Jack noch „Auf Wiedersehen“ sagen kann, geschweige denn zum Versuch eines Kusses kommt…

    Einige Tage später: Jack sitzt auf seiner Terrasse, isst genüsslich ein Eis, geniest die Aussicht und macht rundum einen auf Faulenzer, da klingelt schon wieder einmal das leidige Handy. (Wer hat das bloß erfunden…) „Och nee, nicht jetzt. – Bauer.“ „Hey Jack, ich wollte nur mal hören, wie die Hochzeit eigentlich war oder hast du sie doch noch verpasst?“ Audreys Grinsen kann man geradezu hören. „Hey, das ist schön, deine Stimme zu hören! Welche Hochzeit??“, Jack ist irritiert. „Na, du hast mir doch neulich die Geschichte von der vermeintlich verpassten Hochzeit erzählt.“ „Ach die Hochzeit. – Nein, die habe ich nicht mehr verpasst. Und sie war auch ganz nett, hoffe ich. – Ich meine, ich hoffe, dass es für Michelle und Tony ein einmalig unvergessener Tag war.“ „Oh Mann, was stottert er sich denn da zusammen.“ „Und sonst? Wie war Michelles Kleid? Wer war alles da? Man erzähl doch mal!“ Jack seufzt: „Warum wollen Frauen immer alles so genau wissen? Das ganze ist zwei Jahre her und längst Geschichte! - Michelle sah hinreizend aus. Chloe war da und noch einige alte Kollegen. Präsident Palmer hat ein Grußwort und ein Geschenk geschickt und die Hochzeitstorte war super lecker. Ich habe viel zu viel gegessen und fühle mich heute noch kugelrund. Punkt. – So, zufrieden mit meinem Tagesbericht?“ „Ach Jack, nun nimm mich doch mal ernst.“ „Das tu ich doch. Aber aus meiner Sicht gibt es da wirklich nicht viel zu erzählen. (Über seinen missglückten Besuch bei Kim schwieg er lieber…) Aber - Magst du nachher zum Abendessen vorbei kommen?“



    :01: Edit: um die Vorgaben für den Wettbewerb zu erfüllen und so eine Chance bei der Wertung zu haben, musste ich meine Geschichte noch mal überarbeiten. Das Fettgedruckte ist der geänderte Teil. Ich hoffe, nun passt es... :03:
    Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von claudia312 ()

  • Wow. Bis jetzt wurde ja schon viele klasse Geschichten gepostet! Vielen Dank an all die Autoren die sich so viel Muehe gemacht haben und so tolle Storys sich ausgedacht haben :thumbsup:

    Ich bin echt gespannt wer am Ende gewinnt. Wuenschen wuerde ich es allen!

    Ich habe mir auch die Muehe gemacht eine Story zu schreiben. Leider musste ich sie ein bisschen kuerzen. Ich haette noch mehr schreiben koennen, aber ich dachte mir 12 1/2 Seiten sind schon lange genug :01: Ich kann einfach keine kurzen FanFics schreiben :12: Ich denke aber, dass ich alle Voraussetzungen erfuelle. Ich wuensche alle viel Spass beim lesen und danke an alle die bis zum Ende durchhalten. Ihr habt echt meinen Respekt :anbet:
    -------------------------------------------------------


    Verlust und Gewinn





    Themen:




    à von sven1421: Jack zieht bei Kate Warner aus. All die Gefuehle, die ein solches Beziehungsende mit sich bringt. Die Gruende, die es fuer die Trennung gibt. Die Gefuehle und Gedanken, die Jack und Kate bewegen und vor allem ein herzergreifender Trennungsdialog waeren schoen!


    à von TonysGirl: Audrey und ihr Ehemann Paul haben sich gerade getrennt. Sie ist noch ziemlich fertig mit den Nerven, als sie Jack zum ersten Mal trifft. Einige Wochen spaeter gehen sie zum ersten Mal zusammen aus. Wie verlaeuft ihr Date?





    1. Kapitel: Los Angeles




    Jack war muede und wollte nichts anderes als ein paar Stunden Schlaf. Seit er aus Mexiko wieder zurueck war, fuehlte er sich staendig ausgelaugt und krank. Die staendige Befragung erst durch Chapelle, dann durch die mexikanischen Behoerden und schliesslich heute durch den Verteidiger als auch der Anklage im Gericht, haben Jack geschafft und mental mehr gefordert als er zu geben wollte. Diese verdammte Mission! Wieso konnten sie ihn nicht alle in Ruhe lassen? Wieso mussten sie ihn immer und immer wieder die schmerzlichen Ereignisse durchleben lassen? War es nicht genug Strafe, dass er jede Nacht Schweiss gebadet und panisch auf wachte? War es nicht genug das er seit seiner Rueckkehr keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, weil er unter staendiger Beobachtung war, entweder durch seine Kollegen am Arbeitsplatz oder durch Kate, und sich darum keinen Schuss setzten konnte, so dass der Entzug ihn fast in den Wahnsinn trieb? Gott, was wuerde er nur dafuer geben endlich wieder high zu sein, damit er dieser Welt entfliehen konnte. Damit sein Geist wieder Ruhe finden konnte und er zumindest ein paar Stunden schlafen konnte. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal laenger als nur ein paar Stunden geschlafen? Jack wusste es nicht.



    Mit einem Seufzer stieg er aus seinem SUV. Es war Zeit sich dem naechsten Kampf zu stellen: Kate. Jack war versucht seine wahren Gefuehle und seine Drogensucht vor ihr zu verheimlichen. Das letzte was Jack wollte war, dass Kate mehr von seinem Job erfuhr als sie ohnehin schon wusste. Allerdings wurde das mit jedem Tag schwieriger. Kate war eine intelligente Frau und es wuerde nicht mehr lange dauern, bis sie ihn in eine Ecke draengte aus der es kein Entkommen gab. Bis jetzt hatte er erfolgreich allen Fragen ausweichen koennen, aber lange war Jack nicht mehr dazu in der Lage. Er hoffte nur instaendig das heute nicht der Tag gekommen war.



    Als er das Haus betrat, das er sich mit Kate teilte, wurde er sogleich von dem Duft seines Abendessens empfangen gefolgt von Kate, die aus der Kueche kam. “Hi Jack! Du bist genau im richtigen Moment gekommen. Das Essen ist fertig.” Jack versuchte zu laecheln, war sich aber ziemlich sicher, das ihm das nicht gut gelang. “Sehr gut. Ich zieh mich nur schnell um.” “Ok.” Kate erwiderte sein Laecheln und verschwand wieder in der Kueche.



    Als Jack in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer angekommen war, zog er sofort sein Jackett aus und versuchte verzweifelt sich seiner Krawatte zu entledigen. Er hatte das Gefuehl von ihr erwuergt zu werden. Er wurde fast panisch, als sich das bloede Ding nicht sofort von seinem Hals loeste. Seine Atmung wurde schneller und flacher, seine Haende zitterten und er fing an zu schwitzen. Endlich gab das verfluchte Ding nach und gab seinen Hals frei. Jack schmiss die Krawatte mit einem Fluch gegen die Wand und oeffnete, immer noch panisch, die obersten Knoepfe seines Hemdes, damit seinen Lungen wieder genuegend Sauerstoff bekamen. Erschoepft lies er sich auf das Bett fallen und wartete bis sich seine Atmung wieder einigermassen beruhigt hatte. Es war nicht seine erste Panik Attacke gewesen seit er aus Mexiko zurueck war. Die Anfaelle kamen ploetzlich, unerwartet und immer haeufiger. Aber noch nie war ihm das Zuhause passiert, wenn man mal von den Alptraeumen absah. Bis jetzt hatte Jack sie immer verheimlichen koennen. Er fuhr sich mit seinen immer noch zitternden Haende durch die Haare. Wann hoerte dieser Alptraum endlich auf?



    “Jack? Das Essen ist fertig kommst du? Sonst wird es kalt.” Jack richtete sich mit einem Stoehnen auf. Schnell zog er seine Hose und Hemd aus um sie in bequeme Shorts und ein T-Shirt einzutauschen.



    Kurze Zeit spaeter saß er mit Kate in der Kueche und ass zu Abend. Jack beobachtet Kate. Irgendetwas stimmte nicht. Normalerweise war sie immer gut aufgelegt und machte Witze. Jetzt sass sie nur schweigend da. Jack erwischte sich dabei, wie er die Stille genoss. Etwas, was total untypisch war. Eigentlich haette er sofort gefragt, was los ist. Aber das war vor Mexiko, jetzt war ihm alles egal. Solang man ihn nur in Ruhe liess, damit er seinen Frieden finden konnte, mit Hilfe des einzigen Freundes der die Last auf seinen Schultern von ihm neben konnte. Wenn auch nur fuer eine kurze Zeit.



    Kate beobachtete die Gestalt vor ihr die mehr mit dem Essen spielte als das sie es ass. Jack sah schrecklich aus. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, war bleich und hatte dermassen an Gewicht verloren, dass sie Angst hatte er wuerde gleich zusammen klappen. Sie machte sich ernsthaft Sorgen um ihn. Und genau diese Sorge war es, die sie von innen zerstoerte. Seit sie mit Jack zusammen war, lebte sie in staendiger Angst, dass er eines Tages nicht mehr von der Arbeit nach Hause kam. Jeden Tag betete sie das heute nicht der Tag war an dem sie Jack das letzte Mal sehen wuerde. Ihr Sorge war ihrem Vater und einigen ihrer Freunde nicht entgangen. Und alle haben ihr das gleiche geraten: Trenne dich von ihm bevor es zu spaet ist, und du zu Grunde gehst. Am Anfang hatte sie diese Menschen ignoriert, aber mit der Zeit wurde ihr bewusst, dass sie recht hatten. Und eine Stimme in ihrem Inneren war laut geworden, so laut, dass Kate sie nicht mehr ignorieren konnte. Bei dem Gedanken an das was sie vorhat wurde ihr unwohl. Jack hatte schon genug Schmerzen erfahren. Das letzte was er jetzt brauchte war eine Trennung. Kate befuerchtete, dass es ihn voellig zerstoeren koennte. Auf der anderen Seite hoerte sie die Stimme ihres Vaters, der ihr sagte, dass es fuer beide das Beste ist. Sie kann endlich wieder ohne Sorge leben und Jack konnte wieder in der Lage sein, sich voll auf seinen Job zu konzentrieren, ohne Angst zu haben, dass Kate mit ihrem Leben zahlen muesste. Sie kannte die Geschichte um Teris Tod und sie wusste auch das sich Jack dafuer die Schuld gab. Jack wuerde alles tun um Kate vor einem aehnlichen Schicksal zu bewahren und damit legte er die Arbeit hinter sein persoenliches Leben. Am Ende konnte ihm das, das Leben kosten.



    Kate raeusperte sich, was dazu fuehrte, dass Jacks Kopf hochschnellte. “Jack ich……wir muessen reden.”



    Jack sah sie einen Augenblick an, als versuchte er ihre Gedanken zu lesen. “Ok, worueber willst du mit mir reden.” Ein unsicheres Laecheln huschte ueber sein Gesicht. Es war das gleiche Laecheln was sie so sehr an ihm liebte. Verdammt! Er machte es ihr dadurch wirklich nicht leichter.



    “Jack ich….ich weiß nicht wie es dir sagen soll, aber….” Kate stockte. Ihr Hals war wie zu geschnuert. Als sie weiter sprach fuehlte er sich wie Sandpapier an. “Es tut mir Leid Jack, aber…..ich denke, dass unsere Beziehung nicht gut fuer uns beide ist.” Kate hielt die Luft an.



    Jack zuckte zusammen als haette sie ihn geschlagen und wurde gleichzeitig noch blasser als sie es je fuer moeglich gehalten hatte.



    Jack starrte Kate an. Er hatte das Gefuehl als haette man ihm einen Dolch in seine Eingeweide gestossen. Was hatte sie gesagt? Das kann doch nicht sein. Nein, nicht jetzt! Jack merkte wie sich seine Augen mit Traenen fuellten. Als er sprach war seine Stimme heiser, als haette er Stunden lang geschrieen. “Ich verstehe nicht ganz? Was?….. Wieso? Ich meine, ist es mein Schuld? Habe i…” Kate hatte sich vorgebeugt und Jack ihren Finger auf den Mund gelegt. Sein Anblick brach ihr das Herz. Er sah mit einem Mal wie ein kleiner Junge aus. Ein verzweifelter kleiner Junge, der nicht verstand oder verstehen wollte, was gerade passierte. Am liebsten haette sie ihn in dem Arm genommen und gesagt, dass alles in Ordnung ist. Sie haette alles getan um Jack die Schmerzen zu nehmen die er gerade fuehlte, die sie in seinen Augen und seiner Haltung sehen konnte. Aber das konnte sie nicht. Sie war es, die ihm diese seelischen Qualen bereitete, sie hatte die Worte gesprochen, die ihn mehr verletzten, als alle Waffen dieser Welt. Und sie konnte sie nicht mehr zurueck nehmen. “Es tut mir Leid, Jack, aber es ist das Beste fuer beide von uns. Glaub mir.” “Nein, Kate sag so was nicht. Wie kann eine Trennung das Beste fuer uns sein? Erklaer mir das bitte. Denn ich verstehe das nicht?”, bei den letzten Worten brach Jacks Stimme. Seine Augen suchten flehend Kates. “Du musst mir einfach vertrauen.” Bei diesen Worten stand Kate auf und ging zur Garderobe wo sie, sich ihren Mantel holte und anzog. “Ich werde die naechsten Tage bei meinem Vater bleiben. Die meisten meiner Sachen habe ich schon heute morgen dorthin gebracht. Du kannst hier solange bleiben, bist du ein neues Zuhause gefunden hast. Tu mir nur einen Gefallen: Ruf mich bitte nicht an. Du wuerdest es uns beiden nur unnoetig erschweren.” Bevor sie das Haus verliess, blieb Kate noch einmal an der Haustuer stehen. “Es tut mir Leid, Jack.” Dann ging sie endgueltig aus dem Haus. Sie schaffte es gerade noch bis zu ihrem Auto und ein paar Blocks weit zu fahren, bis sie das Auto am Straßenrand parken musste, weil sie Traenen nicht laenger zurueck halten konnte.



    Jack hatte sich nicht geruehrt. Sein ganzer Koerper war wie unter Schock. Das konnte nicht wahr sein! In einem ploetzlichen Wutanfall sprang er auf, und schmiss alles was in seiner Reichweite war durch die Wohnung. Bis er schliesslich kraftlos an einer Wand zusammen brach und die Traenen endgueltig ihren Weg nach draußen fanden.


    2. Kapitel: Washington



    Audrey betrachtete das halb volle Glas vor ihr. Der wievielte Drink war das jetzt? Sie hatte keine Ahnung. Aber definitiv zu viele um sich noch hinters Steuer zu setzten aber nicht genug um sich vollkommen zu betrinken. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Die Bar war maessig gut besucht. Genau wie bei ihren ersten Besuch hier vor sechs Tagen. Das war der Tag gewesen, an dem Paul und sie beschlossen hatten eine Auszeit von einander zu nehmen. Seit dem war sie jeden Abend hier hergekommen, hatte ein paar Drinks bestellt und hatte dann ein Taxi bestellt, das sie sicher zu Hause absetzte. Sie rieb sich die Schlaefen. Sie hatte die Trennung doch gewollt. Wieso nahm sie die ganze Sache so mit?



    Ploetzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie hatte nicht bemerkt wie sich zwei Maenner einer Gestalt in einer abgelegenen Ecke der Bar naeherten. Die drei Maenner hatten sich kurz unterhalten, als dann ploetzlich ein Streit ausbrach, der sich schnell zu einer Bar-Schlaegerei entwickelte.



    Sie war gerade dabei die Bar zu verlassen als sie einen Schuss hoerte, dem ein zweiter folgte. Geistes gegenwaertig lies sie sich zu Boden fallen. Kurz darauf waren schon die Sirenen der Polizei zu hoeren die sich naeherten. Im selben Moment wurde es ruhig. Sie hoerte wie sich die Hintertuer mehrmals oeffnete und wider schloss. Anscheinend waren die Maenner geflohen. Audrey beschloss es den Maenner gleich zu tun und das Weite zu suchen. Das letzte was ihr Vater brauchte, war ein Artikel ueber eine Schlaegerei mit moeglicher Teilnahme ihrer Tochter. Zwar stimmte das nicht, aber Audrey arbeitete lang genug fuer ihren Vater um zu wissen, dass die Presse das ganze nicht so genau nahm.



    Entschloss aber bewusst vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden, ging Audrey auf den Hintereingang zu. Als sie den Ausgang erreicht hatte, sah sie sich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass niemand ihre Flucht bemerkte und verliess die Bar.



    Der Hintereingang endete in einer schmalen Gasse, die anscheinend als Muellhalde benutzt wurde. Zumindest stank es so. Audrey ruempfte die Nase. Es sah so aus als haette sie die schlimmste Gasse in ganz Washington gefunden. Langsam bewegte sie sich in die Richtung in der sie glaubte, die Hauptstrasse zu finden, als sie ein Stoehnen vernahm. Erschrocken blieb sie stehen. Wer konnte das sein? Ein Obdachloser oder doch ein brutaler Schlaeger und Vergewaltiger. Panik stieg in ihr auf. Was wenn die Schlaeger aus der Bar immer noch hier waren? Ihr erster Gedanke war, diesen Ort so schnell wie moeglich zu verlassen. Aber eine innere Stimme saget ihr hier zu bleiben und der Ursache dieser Geraeusche auf den Grund zu gehen. Langsam bewegte sich Audrey auf die Stelle zu, von der sie glaubet das Stoehnen gehoert zu haben. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und so laut, dass sie glaubte der Herzschlag wuerde sie verraten.



    Hinter einer alten Kiste entdeckte Audrey die Ursache der Laute. Dort lag die Gestalt, die in der Bar angegriffen wurde. Sie kruemmte sich offensichtlich in Schmerzen. Audrey betrachtete den Mann genauer. Er hatte blonde Haare, war vielleicht 1.80 gross und schlank. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber irgend etwas sagte ihr, dass er gut aussehend war. Vorsichtig beugte sie sich vor und beruehrte seine Schulter. Der Mann zuckte zusammen und versuchte sich in Audreys Richtung zu drehen, hielt aber in der Bewegung inne. Offensichtlich hatte er große Schmerzen. Audrey zoegerte keinen Augenblick und griff zu ihrem Handy. Der Mann brauchte dringend medizinische Hilfe. Als sie gerade das Telefon zu ihrem Ohr fuehrte, wurde sie von dem Mann unterbrochen “Nicht bitte. Ich brauche keine Hilfe.” Die letzten Worte konnte Audrey kaum verstehen. Denn der Blonde kruemmte sich erneut unter Schmerzen und ein trockener Husten schuettelte ihn. Zu Audreys eigenem Erstaunen, legte sie wieder auf und liess das Handy wieder in ihrer Tasche verschwinden. Wer auch immer der blonde Mann war, er uebte eine Macht auf sie aus, die sie nicht verstand. “Ok, ich werde nicht den Krankenwagen rufen. Aber sie koennen auch nicht hier bleiben.” Audrey ueberlegte einen Augenblick und bevor sie sich es bewusst war, was sie tat, ging sie auf den Mann zu und half ihm sich auf zu richten. “Was tun sie denn?” Sie konnte deutlich die Verwirrung auf dem Gesicht des Fremden sehen. “Ich helfe ihnen.” Audrey laechelte gezwungen. Erst jetzt war ihr die stark blutende Wunde an der linken Seite des Mannes aufgefallen. Der Blonde folgte Audreys Blick. “Eine der Kugeln hat mich erwischt”, stoehnte er unter zusammen gebissenen Zaehnen hervor. Langsam gingen die beiden in Richtung Hauptstrasse, wobei sich der Fremde schwer auf Audrey stuetze. Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er hatte das Gesicht vor Schmerz verzogen und kalter Schweiss lief ihm das Gesicht hinunter. Jeder Schritt schien eine Qual fuer ihn zu sein.



    Als sie die Strasse erreichten rief Audrey ein Taxi. Sie hoffte instaendig der Fahrer wuerde glauben, sie waeren ein Paerchen, dass einen ueber den Durst getrunken hat und nun nach Hause will um ihren Rausch auszuschlafen. Sie betrachtet die linke Seite des Mannes. Sie war mit Blut getraenkt. Hoffentlich verblutete er ihr nicht auf den Weg zu ihrer Wohnung.



    Als Audrey endlich in ihrer Wohnung angekommen war, brachte sie den Mann zu ihrem Sofa. Mittlerweile zitterte er. Ein klares Zeichen dafuer, dass er auf dem besten Weg war einen Schock zu haben. Sie fluchte. Was sollte sie tun? Zwar hatte sie einen erste Hilfe Schein, aber der besagte nichts ueber Schussverletzungen und ausserdem hatte man ihr gesagt, einen Krankenwagen zu rufen, in einem Fall wie diesem. Sollte sie ihren Vater anrufen? Die Frage war nur wozu? Er konnte ihr auch nicht helfen. Nervoes lief sie in ihrer Wohnung auf und ab und zwang sich dazu nachzudenken. Die Blutung! Sie musste die Blutung stoppen! Sie rannte in die Kueche um ein paar Handtuecher zu holen. Audrey hatte keine Ahnung, ob das helfen wuerde. Aber Wasser und Blut waren letztendlich nicht all zu verschieden. Beides war fluessig oder nicht?



    Vorsichtig begann sie den Mann vor ihr auszuziehen, damit sie die Wunde besser behandeln konnte. Dabei stiess sie auf die Geldboerse des Mannes. Sie zoegerte kurz. Sollte sie es wirklich wagen, die Tasche des Blonden nach seiner ID zu durchsuchen? Sie kam zu dem Schluss, dass sie wo moeglich keine andere Wahl hatte. Wenn die Blutung nicht zu stoppen ist, wird er ins Krankenhaus muessen und spaetestens dann, sollte sie den Namen kennen, wenn sie nicht irgendwelche Fragen beantworten wollte, warum sie denn einen fremden Mann mit zu sich nach Hause nahm.



    Der Mann stoehnte und machte Audrey darauf aufmerksam, dass sie seinen Namen auch spaeter noch herausfinden konnte. Jetzt musste sie sich erst um den Unbekannten kuemmern.



    Jack erwacht in einer ihm unbekannten Umgebung. Sein erster Reflex war, auf zuspringen und nach seiner Waffe zu greifen, die er nicht mehr hatte, seit er gefeuert wurde. Er bereute die ploetzliche Bewegung sofort. Ein stechender Schmerz schoss von seiner linken Seite ausgehend durch seinen ganzen Koerper und liess Jack die Luft scharf einziehen. Als er einen Blick auf die Stelle warf die den Schmerz verursachte, sah er einen Verband. Was zum Teufel war passiert? Verzweifelt versuchte er sich daran zu erinnern, wie er zu der Verletzung gekommen war. Natuerlich! Die Bar und die Maenner die fuer irgendetwas aus seiner Vergangenheit als CTU-Agent ihre Rache wollten. Nur konnte er sich nicht mehr daran erinnern fuer was. Aber er wusste, dass sie eine Schlaegerei angezettelt hatten, in der einer von ihnen eine Waffe zog. Zwar hatte er vermeiden koennen , das ein Zivilist verletzt wurde, aber er selber hatte eine Kugel abbekommen. Mit Muehe hatte er es dann geschafft, die Bar zu verlassen. Draussen war er aber dann in einer Ecke zusammengebrochen. Es hatte nicht lange gedauert, bis er von der Frau gefunden wurde, die selbe die ihm schon in der Bar aufgefallen war und bei der er das Gefuehl hatte sie kennen zu muessen. Allerdings wusste er nicht woher und warum.



    Jack versuchte, diesmal langsamer und vorsichtiger, sich aufzurichten. Es dauerte ein Ewigkeit bis er endlich auf zitternden Beinen stand, eine Hand immer noch Halt suchend auf der Couch. Ein Schwindelanfall hatte ihn gepackt und er waere wieder zurueck auf das Sofa gefallen, wenn nicht ploetzlich die Frau aufgetaucht waere und ihm half sich wieder hinzusetzen. “Sie sollten sich nicht hinstellen. Ihr Koerper ist noch zugeschwaecht und ihrem Kreislauf wuerde das bestimmt auch nicht gut tun.” “Ja. Das Letzte habe ich schon bemerkt.” Jack verzog das Gesicht.



    Audrey war nervoes. Wie sollte sie sich verhalten? “Hoeren Sie, wahrscheinlich haben sie eine Menge Fragen, aber leider muss ich jetzt zur Arbeit. Sobald ich aber wieder komme, werde ich all ihre Fragen beantworten.” Audrey drehte sich gerade um und wollte die Wohnung verlassen, als Jack, so lautete der Namen der auf seinem Fuehrerschein stand, noch eine Frage stellte. “Hoeren Sie ich moechte, sie nicht aufhalten aber…..wie lange bin ich schon hier?” Audrey drehte sich noch einmal um. “Eine Woche.” “Eine Woche?!” echote Jack. “Wie….?” Sie hatten hohes Fieber und waren die meiste Zeit im Fieberwahn oder Delirium. Oder wie man das sonst nennt. Ich bin leider keine Aerztin oder Krankenschwester. Ich weiss nur das sie eine Woche nicht ansprechbar waren und ich schon den Krankenwagen rufen wollte. Das haette ich wahrscheinlich auch getan, wenn es ihnen nicht seit Gestern besser gehen wuerde.” Jack wollte noch fragen wie so er dann trotzdem solange Bewusstlos war, aber die Frau war schneller und hatte seine Frage womoeglich auch in seinem verwirrten Gesicht lesen koennen. “Sie waren vermutlich einfach nur erschoepft.” Audrey warf einen Blick auf die Uhr. “Ich muss jetzt wirklich los. Und Sie ruhen sich weiter aus. Auch wenn Sie sich vielleicht besser fuehlen, sind sie noch meilenweit davon entfernt wieder gesund zu sein.”



    Als Audrey die Wohnung verlassen hatte, versuchte Jack abermals aufzustehen. Diesmal mit mehr Erfolg. Zwar war er immer noch wackelig auf den Beinen und seine linke Seite schmerzte bei jeder Bewegung, aber zumindest hatte sich sein Kreislauf an die Aufrechte Position gewoehnt. Langsam bewegte sich Jack durch das Apartment. Die Wohnung war modern und warm eingerichtet. Wer immer diese Frau war, sie war nicht arm. Als er das Badezimmer fand konnte er es nicht verhindern in den Spiegel zu sehen. Er sah schrecklich aus. Sein Gesicht war kalkweiss, die Augen waren Blutunterlaufen und er war unrasiert. Er war sich auch sicher, das er nicht gerade gut roch. Er hatte wieder angefangen zu schwitzen, gleichzeitig frohr er. Wer immer seine Retterin war, sie hatte recht. Er war noch weit davon entfernt wieder Gesund zu sein.



    Jack fing an die Schraenke nach einem Handtuch zu durchsuchen. Nachdem er fuendig geworden war, stieg er, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten unter die Dusche. Danach fuehlte er sich ein wenig besser, auch wenn ihn die ganze Sache dermassen anstrengte, dass er danach erschoepft auf die Couch sank und in einen tiefen Schlaf viel.



    Als er einige Stunden spaeter wieder aufwachte, hatte er das Beduerfnis etwas zu tun. Am liebsten haette er koerperliche Arbeit verrichtet, aber das wuerde sein geschwaechter Zustand nicht zu lassen. Jack sah sich eine Weile um, bis er einen Entschluss faste. Er wollte etwas tun was er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr getan hatte. Jack richtete sich wieder vorsichtig auf und steuerte die Kueche an.



    Als Audrey nach Hause kam wurde sie von einem Duft aus der Kueche empfangen der ihr das Wasser im Mund zusammen laufen liess. Es roch koestlich. Sobald sie ihr Apartment betreten hatte kam die naechste Ueberraschung. Jack stand mit Kochschuerze in ihrer Kueche und war eifrig damit beschaeftigt den Tisch zu decken. Als er jedoch Audrey kommen hoerte fuhr er herum. Anscheinend hatte er ueber die letzten Stunden seine Verletzungen vergessen, denn sein Gesicht zeigte Erstaunen und dann Schmerz, als sich seine Wunde wegen der schnellen Bewegung beschwerte. Audrey legte schnell ihren Mantel zur Seite und eilte Jack zur Hilfe, da dieser sich vorgebeugt hatte und sich am Stuhl abstuetzte. Vorsichtig half sie ihm sich hinzusetzten.



    “Hatte ich ihnen nicht gesagt, Sie sollten sich ausruhen?”, fragte Audrey streng. Nach dem sie keine Antwort bekam musterte sie ihren Gegenueber. Seine Augen sahen fiebrig aus, er schwitzte wieder. Audrey war sich ziemlich sicher, das letzteres nicht auf die warme Wohnung zurueck zufuehren war. Jack fror obwohl er einen dicken Pulli, den er anscheinend in Pauls alten Sachen gefunden hatte, die immer noch hier waren, trug. Pruefend legte sie eine Hand auf seine Stirn und bekam die Bestaetigung fuer ihre Vermutung. “Sie haben wieder Fieber. Legen sie sich wieder hin, ich holen etwas um das Fieber zu senken.” Als Audrey gerade dabei war, den Medikamentenschrank zu oeffnen. Hoerte sie ein Piepen aus der Kueche, von dem sie wusste, dass es zu ihrem Backofen gehoerte. Kurz darauf hoerte sie wie Jack aufstand und den Braten aus dem Ofen nahm. Als sie wieder zurueck in der Kueche war, bereitete Jack gerade zwei Teller vor. Resegniert schuettelte Audrey den Kopf. “Sie sind ein ziemlicher Dickkopf.” Das brachte Jack zum grinsen. “Das sagte meine Frau auch immer zu mir.” “Kate?” Bei der Erwaehnung von seiner Ex-Freundin hielt Jack in seiner Bewegung, die Teller auf den Tisch zu stellen kurz inne, bevor er seiner Retterin in die Augen sah. “Woher kennen Sie den Namen?”



    Audrey merkte das sie so eben eine Wunde getroffen hatte die noch nicht richtig verheilt war. Sie ging zum Tisch und setzte sich, in der Hoffnung, die soeben gespannte Situation etwas zu lockern, in dem sie ihre abweisende Position im Tuerrahmen aufgab. Nach dem sich Jack zu ihr gesellt hatte und beide ein paar Bissen, von dem sehr gutem Fleisch, gegessen hatten, nahm Audrey die Konversation wieder auf. “Sie haben waehrend sie im Fieberwahn waren anscheinend fantasiert. Dabei viel haeufiger der Name ’Kate’ Das ist doch ihre Frau oder?” Jack schob seine Mahlzeit auf seinem Teller herum, bevor er antwortete. “Nein, Kate ist nicht meine Frau. Sie ist…war meine Freundin. Wir haben uns vor etwa drei Monaten getrennt.” Eine unglaubliche Traurigkeit legte sich ueber Jacks Augen. Audrey ueberlegte, ob sie nicht lieber das Thema wechseln sollte, aber sie war zu neugierig und wenn Jack nicht ueber das Thema sprechen wollte, wuerde er es ihr sagen. Daran hatte sie keinen Zweifel. “Das tut mir Leid.”, sagte Audrey mit Bedauern in der Stimme, “Wie ist es dazu gekommen?” Jack kaempfte sichtlich mit sich. “Es hat mit meiner Arbeit zu tun. Ich konnte nicht so fuer sie da sein, wie sie es verdient haette. Mein Job liess das nicht zu. Sie war in staendiger Angst um mich und ich….ich hatte mich veraendert, ohne es selbst zu realisieren. Es war meine Schuld das sie eines Abends zu ihrem Vater zurueck gegangen ist.” Kaum hoerbar fuegte er noch hinzu: “Es ist immer meine Schuld.”



    Jacks Stimme war belegt und heiser. Gott! Darueber zu reden schmerzte noch immer wie an dem Abend, schmerzte schlimmer als die Wunde in seiner Seite. Er wusste noch genau wie er an dem Abend, nach dem Kate gegangen war und er sich einigermassen wieder gefasst hatte in sein Zimmer gegangen war und sich einen Schuss gesetzt hatte. Damals war es das einzige was gegen die Schmerzen half. Zwar war er jetzt clean, aber er konnte nicht leugnen wie viel einfacher das Leben mit der Droge gewesen war. Er hatte den Luxus gehabt durch das Heroin seine Gedanken und seine Gefuehle abstellen zu koennen und er hatte den Schmerz nicht spueren muessen, den Kates Entscheidung bei ihm hinterliess.



    Audrey beobachtete den Mann. Einen Moment sah es so aus, als wuerde er anfangen zu weinen. Doch der Augenblick dauerte nur einen Moment. Jetzt sah er nur noch fertig aus. Sie hatte grosse Probleme sich zu beherrschen und nicht ueber den Tisch zu greifen und ihn in dem Arm zu nehmen, damit sie zumindestens einen Teil der Trauer von ihm nehmen konnte.



    Als er sich ploetzlich erhob, zuckte Audrey erschrocken zusammen. Sie war so in ihren Gedaken versunken gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie er seine Mahlzeit beendet hatte und nun anfing den Tisch abzuraeumen. Schnell erhob sie sich ebenfalls und half ihm dabei. Sie wusste dass es keine Zweck hatte ihm zu sagen, er solle es lieber nicht tun. Das hatte sie schon mehrmals versucht, immer mit dem gleichen Ergebnis: Jack ignorierte sie. Also machten sich beide daran den Abwasch zu bewaeltigen.



    “Danke, fuer dieses….” Audrey zoegerte, sollte sie es wirklich sagen? Zwar war das ihr erster, wenn auch absurder Gedanke gewesen, aber das war bevor Jack ihr die Sache mit Kate erzaehlt, fuer die er eindeutig noch Gefuehle hatte. Mal davon abgesehen, das sie sich gar nicht kannten. Er wusste nicht mal ihren Namen! Sie sah sich erneut um. Auf dem Kuechentisch standen immer noch die Kerzen und die geoeffnete Weinflasche. Aber was hatte sie schon zu verlieren? Audrey atmete einmal kraeftig durch um ihren ganzen Mut zusammen zu nehmen. Gott! Wie kindisch sie doch manchmal noch war! “…..Date”, beendete sie den zuvor begonnen Satz. Gespannt wartete sie auf Jacks Reaktion, fuer die er sich anscheinend unendlich Zeit nahm. Dann geschah ein Wunder. Ein Laecheln wie sie es nie zuvor gesehen hatte huschte ueber sein Gesicht. Und in dem Moment wusste sie das dieser Mann, anders war als alle denen sie zuvor begegnet war. Ihren Ehemann, Paul, eingeschlossen. Dieser Mann hatte etwas geheimnisvolles an sich was sie so faszinierte. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr das schon bei ihrer ersten Begegnung klar war. Deshalb hatte sie ihn zu sich genommen und ihn gepflegt. Tief in ihrem inneren sagte ihr eine Stimme das dieser Mann ihr Leben veraendern wuerde.



    “Ein Date? Eigentlich sollte es nur ein ‘Danke’ sein, dafuer das sie mir das Leben gerettet haben.” Jack sah das er mit dieser Antwort die Frau verletzte. Was er nicht verstand waren seine Gefuehle. Wieso tat es ihm Leid das er sie verletzte mit sein Aussage? Eigentlich kuemmerte es ihn wenig was andere von ihm dachten oder ob er sie mit seinen Worten verletzte. Er behielt immer das Ziel im Auge, und das war in diesem Fall, von hier weg zu kommen. Das letzte Mal das er so bei jemanden gefuehlt hatte war bei Kate gewesen und davor bei Teri. Und natuerlich Kim, seine Tochter! Aber wieso fuehlte er genauso bei dieser, ihm fremden Frau. Er kannte nicht mal ihren Namen! Trotzdem hatte er das Gefuehl, es wieder gut zu machen. Irgendwie…”Hoeren Sie, es tut mir leid, wenn sie das alles falsch interpretiert haben, aber….ich kenne nicht mal ihren Namen. Und normalerweise gehe ich mit keinen Frauen aus, dessen Namen ich nicht kenne. Und….” “Audrey Raines.” unterbrach ihn Audrey und hielt ihm die Hand hin, die er erstaunt ergriff. Ploetzlich hatte Jack das Gefuehl er muesse die Wohnung verlassen, bevor etwas passiert, das er bereuen wuerde. “Hoeren sie, Audrey, es ist besser wenn ich jetzt gehe, bevor ihr Mann zurueck kommt und sich noch wundert, warum ein Fremder in der Wohnung ist.” Zu Jacks Verwunderung schuettelte sie den Kopf. “Das ist nicht noetig. Mein Mann, Paul, und ich haben uns vor ein paar Wochen getrennt.” “Das wusste ich nicht. Es tut mir Leid.” Audrey winkte ab. “Ist schon gut. Am Anfang ist es zwar hart, aber am Ende ist es das Beste fuer beide von uns. Das ist zwar schwer zu zugeben, aber das ist die Wahrheit.” Audrey ueberlegte einen Augenblick, bevor sie fortfuhr. “So nachdem, wir uns nun kennen und wir beide auch nicht liiert sind, koennten wir das doch als Date gelten lassen. Oder?”



    Einen Moment konnte Jack Audrey nur erstaunt ansehen. Er wusste nicht wie er darauf reagieren sollte. Sein Verstand schrie, dass er die Flucht ergreifen sollte. War er es nicht, der Chase, gesagt hatte, dass Beziehungen nicht funktionieren? Und auch, wenn er nicht mehr fuer die CTU arbeitet, so blieb seine Vergangenheit, doch immer ein Teil von ihm. Ein kleiner Teil von ihm sagte, dass er es bereuen wuerde, wenn er noch laenger blieb.



    Aber eine anderer Teil von ihm, schrie das dies vielleicht die Chance seines Lebens ist und er endlich das gefunden hat wonach er all die Jahre nach Teris Tod gesucht hatte. Es koennte der Neuanfang sein, nach dem er sich so sehnte. Ein Leben ohne Schmerz und Gewalt. Die Chance seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und endlich wieder leben zu koennen. Die Verlockung war groesser als alles andere, groesser als das Verlangen nach der Droge waehrend seiner Zeit bei den Salazars und danach.



    Bevor er wusste was er tat, zeigte sein Gesicht eines der wenigen Laecheln die frei waren von unterdruecktem Schmerz oder Schuldgefuehlen. Ein Laecheln das nicht nur seinen Mund umspielte, sondern auch bis in seine Augen reichte.



    “Nun, wenn man es jetzt nicht ganz so genau nimmt, koennten wir ja ein Auge zu druecken und es als Date gelten lassen.” Das Laecheln was Audrey ihm danach schenkte erwaermte sein kaltes Herz, wie schon lange nichts mehr. Nicht einmal Kate konnte das. Und seit langer Zeit fuehlte sich Jack wieder frei von all den Dingen die seine Seele belasteten. Er wusste das er es nun endlich geschafft hatte seine Vergangenheit, der er versucht hatte zu entfliehen, hinter sich zulassen.




    The End



    --------------------------------------
    Ava & Banner made by Yvonne THX!

    Peace over Anger. Honor over Hate. Strenght over Fear.

    Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von SiriBauer ()

  • Hiiiiiilfe ... :thud: ... das geht ja hier Schlag auf Schlag und die werden auch immer länger! :eek: Da komme ich ja vor lauter Lesen gar nicht mehr zum selber schreiben. :D ;)

    Soll ich euch was sagen? IHR SEID KLASSE! :daumen: Nein, ihr seid spitze! :victory: Danke euch allen! :danke:

    Dann werde ich mir die neuesten Beiden mal zum Lesen vorknöpfen, dass bedeutet dann aber, dass ihr auf meine noch etwas länger warten müsst. :12: Aber versprochen, sie kommt noch. :03: Dauert nur noch ein bisschen. Bei euren tollen Vorgaben ist es gar nicht mehr so einfach, selbst noch was Vernünftiges zustande zu bringen. :thumbs02:

    Gruß
    Schusy
  • @ claudia312 ... gratulation zum zweiten streich :thumbs02: @ siri ... tränen, schweiß, blut, schmerz - ich liebe es :thumbsup:

    :danke: euch beiden schreiberlingen für diese tollen geschichten :danke:

    ja, diesmal sollte jeder den gold-pokal bekommen :daumen:

    l.G.

    skinhunter
    [Blockierte Grafik: http://i228.photobucket.com/albums/ee220/skinhunter2007/11.jpg]
    Mit einem freundlichen Wort und einer Kanone kommt man viel weiter als nur mit einem freundlichen Wort. (Capone)
  • Wow, Siri, das ist ja wieder mal so richtig was fürs Herz! Danke!
    (Und ich dachte schon, ich sei zu lang, weil ich einfach kein Ende fand.... :grin_still: )

    @ Schusy: also ich bin jedenfalls schon gespannt auf deine Version und vorallem neugierig, ob du eher der Schmerz&Leid - oder der Herzschmerz-Schreiber bist. :03:

    Und natürlich freue ich mich auch sonst noch auf möglichst viele Geschichten, auch wenn die Wertung dann eine echte Herausforderung wird.

    schönen Tag noch
    claudia
    Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
  • Ja, also ich muss mal sagen ich habe Respekt vor den leuten, die hier bisher ihre Kreativität gezeigt haben, ich hätte für doetwas zurzeit eigentlich überhaupt keine Zeit, nur Ideen, die hätte ich bisher genug.

    Ganz besonders überrascht war ich hier schon dern zweiten Beitrag von Claudia zu lesen. Wunder gibt es immer wieder :)

    Aber nur zu leute, schreibt ruhig noch mehr, denn ich lese immer wider gerne neues :)

    Octavian
  • Octavian schrieb:

    Aber nur zu leute, schreibt ruhig noch mehr, denn ich lese immer wider gerne neues :)

    Freut mich zu hören - und wir freuen uns über jeden Leser genau so, wie über jede neue Fanfic. Ihr Leser seid es ja, die uns dazu anspornen etwas zu schreiben. :thumbs02:

    @claudia312 & SiriBauer: Ich habe mir jetzt eure Fanfics durchgelesen und ich bin immer wieder auf's Neue von dem Einfallsreichtum beeindruckt. :daumen: Oh man, dass wird wirklich nicht leicht werden, sich da für eine entscheiden zu müssen. Ich würde euch ja zu gern allen einen Pokal dafür verleihen, aber leider kann nur einer gewinnen und darüber entscheiden die User. ;)

    @ SiriBauer: Eine tolle Geschichte und du hast die beiden Szenen auch sehr gut miteinander verbunden. Damit hast du die Aufgabenstellung hervorragend erfüllt.

    @ claudia312: Wow ... du bist ja superfleißig - ich habe noch nicht mal meine Erste geschafft und du hast schon Zwei geschrieben. Alle Achtung. :victory:
    Auch deine Geschichte gefällt mir sehr gut und ich habe sie förmlich verschlungen - aber so leid es mir auch tut :13: ich muss dich leider bitten, sie noch etwas zu ändern, da sie so nicht ganz der Aufgabestellung entspricht. Die Szene mit Jack und Audrey spielt zwischen Season 3 und 4 - Michelle und Tony heiraten aber bereits zwischen Season 2 und 3. - es kann also nicht zeitgleich erfolgen. Deine zeitliche Abstimmung stimmt also nicht ganz.

    Um das zu vermeiden, habe ich ja auch extra zu jeder Szene den Zeitraum mit angegeben, als Orientierungshilfe sozusagen. ;) So gern ich es gelten lassen würde, aber so sind nun mal meine Vorgaben und die Zeiträume stehen halt fest. Genau das ist ja das Schwierige daran - alles richtig miteinander zu verbinden. Es wäre den Anderen gegenüber unfair, wenn ich es so gelten lassen würde - denn dann könnte man theoretisch alles ziemlich problemlos miteinander verbinden.

    Doch ich denke, es dürfte dir nicht schwer fallen, dies noch zu ändern. :daumen: Die Hochzeit kann ja bereits vor einem Jahr gewesen sein. Wenn du es als Rückblick beschreibst, ist alles okay. Du hast noch genügend Zeit dafür und ich möchte nur ungern auf deine tolle, zweite Story bei der Abstimmung verzichten müssen.

    Gruß
    Schusy
  • @ Schusy (und natürlich auch alle anderen): Oh Hilfe, und ich dachte, ich habs kapiert, wie es geht... :crying2:

    :01: Danke für den Hinweis! Klar werde ich die Geschichte noch bearbeiten, schließlich will ich doch eine Chance bei der Wertung haben, bzw. überhaupt dabei sein. Also Leute, in den nächsten Tagen gibt es dann eine überarbeitete Version...

    Gruß claudia :20:
    Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von claudia312 ()

  • claudia312 schrieb:

    Also Leute, in den nächsten Tagen gibt es dann eine überarbeitete Version...

    Spitze :daumen: , denn ich hatte schon befürchtet, dass ich dich damit etwas abgeschreckt haben könnte. Ich bin gespannt, was du jetzt daraus machst und freue mich auf deine geänderte Version. :)

    Gruß
    Schusy
  • Nachdem ich Eure tollen Fanfics hier gesehen habe, musste ich erst durch viele liebe Worte zum Schreiben „angeregt“ werden (vielleicht sollte ich mich von „Hoppel“ in „Maulesel“ umbenennen). :grin_still:
    Ich habe mir die drei Ideen von Beast („Tony im Knast“), Tonys Girl "Tony und Michelle heiraten" und Schusy („Jack tritt seine neue Tätigkeit im Verteidigungsministerium in Washington an und trifft dort zum ersten Mal auf Audrey. Was passiert?“) ausgesucht.

    Der Silberstreif am Horizont

    Ungeduldig stand der Bräutigam am Altar der kleinen Kirche, die auf einem Felsen hoch über den schäumenden Wellen des Atlantiks lag. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen. Er hatte keinen Blick mehr für die kleinen Blumensträuße aus rosa Rosen und süß duftenden Maiglöckchen, die die Kirchenbänke und den Altarraum schmückten. Er sah nur mit starrem Blick auf die Kirchentür und überprüfte zwischendurch immer wieder unruhig den Sitz seiner eleganten, grau-schwarz gestreiften Krawatte. Sein Trauzeuge, der die Schachtel mit den Eheringen in seiner rechten Hand hielt, zischte ihm zu: „Wann kommt sie denn nun endlich? Mein enger Hemdkragen und die unerträgliche Hitze bringen mich gleich um. Ich trage lieber stundenlang meine schuss-sichere Weste als dieses mörderische Ding hier, dazu noch mit einer Fliege! Wenn ich jetzt ohnmächtig werde, kannst du unter die Kirchenbänke kriechen, um die Eheringe zu suchen.“ „Du hast doch schon ganz andere Dinge überstanden, Jack, also jammere nicht“ grinste der Bräutigam, dessen Blick jetzt wie magisch nochmals von der Kirchentür angezogen wurde, die sich wie von Geisterhand öffnete. Es erschien am Arm ihres Vaters die lieblichste Braut, die er jemals gesehen hatte. Ihr feingeschnittenes rundes Gesicht mit großen braunen Augen wurde von ebenfalls braunen Locken umrahmt, die von einem duftigen, gewellten Schleier gehalten wurden. Ein weißes Kleid aus Brüsseler Spitze betonte ihre schlanke und gleichzeitig weibliche Figur. Sie schritt zum Klang der Kirchenglocken den Gang entlang durch den Altarraum auf ihn zu. Der Bräutigam wollte seinem Trauzeugen gerade stolz und glücklich zulächeln, als sich dessen Gesicht plötzlich in die verzerrte Fratze von Stephen Saunders verwandelte. Entsetzt fuhr der Bräutigam zusammen, zumal der liebliche Klang der Glocken jetzt auch noch einem schrille Sirenengeheul glich, das zu einem entsetzlichen Kreischen anschwoll.

    Schweißgebadet und völlig benommen erwachte Tony aus seinem Traum. Er zitterte am ganzen Körper und hatte Mühe, nicht von seiner harten und schmalen Gefängnispritsche zu fallen. Schlaftrunken öffnete er seine verklebten Augen. Das Geheule der Gefängnissirene, das jeden Morgen pünktlich um 7.00 Uhr einsetzte, um auch noch den letzten Gefangenen unsanft aus dem Schlaf zu reißen, gellte wie immer in seinen Ohren.
    Da, endlich war der Lärm vorbei. Vorsichtig setzte Tony sich auf den Rand seiner verschlissenen Matratze. Leichter Schwindel erfasste ihn, der aber schnell wieder vorbeiging. Missmutig schlüfte er in seine viel zu großen Filzpantoffeln. Da es ihm zu mühsam erschien, sich ohne Spiegel zu rasieren, umrahmte inzwischen ein stattlicher, dunkelbrauner Vollbart sein hageres, eingefallenes Gesicht, das von zwei großen braunen Augen beherrscht wurde, unter denen tiefe Schatten lagen. Während er sich mit seiner Morgentoilette beschäftigte, ließ er seinen Traum noch einmal Revue passieren. Er wusste, dass es ein Fehler war, sich wieder und wieder mit den Zeiten zu beschäftigen, als er noch glücklich gewesen war, aber er konnte die Gedanken, die in seinem Kopf umherwirbelten, nicht zum Stillstand bringen. Die Hochzeit mit Michelle war einer der schönsten Tage in seinem Leben gewesen. Jack, der inzwischen sein bester Freund geworden war, hatte sich bereiterklärt, den Trauzeugen für ihn zu spielen, und nachdem er sich an dem Tag daran gewöhnt hatte, in elegantem Outfit statt in praktischer Agentenkleidung herumlaufen zu müssen, hatten er und die anderen CTU-Kollegen einen Großteil dazu beigetragen, diesen Tag für ihn und Michelle unvergesslich zu machen. Es war sicher kein Nachteil, dass die neue, immer etwas merkwürdig gelaunte Kollegin damals noch nicht zur CTU gehörte.
    Glücklicher als er hatte damals kaum jemand sein können. Doch für diese Glück hatte er einen hohen Preis bezahlen müssen. Um das Leben seiner Frau zu retten, war er gezwungen, einem Terroristen zu helfen und damit Landesverrat zu begehen.. Die glücklichen Zeiten waren für ihn ein für allemal vorbei. Nun saß er in dieser Einzelzelle, die er nur zum Arbeiten in der Wäscherei und für ein halbstündiges tägliches Fitness-Training verlassen durfte und wartete auf seine Hinrichtung, die in einer Woche stattfinden sollte.. Auf Landesverrat steht in den Vereinigten Staaten unabänderlich die Todesstrafe. So würde Tony seine geliebte Michelle nie mehr wiedersehen, denn er weigerte sich, Besucher im Gefängnis zu empfangen. Niemand sollte ihn in diesem unwürdigen Zustand sehen, nicht seine Kollegen von der CTU, sein Bruder und seine Schwester und vor allen Dingen nicht die große Liebe seines Lebens.Sie sollte ihn als ihren liebevollen Ehemann in Erinnerung behalten, der immer sein Möglichstes getan hatte um sie zu beschützen und Schaden von ihr abzuwenden. Das Beste wäre, sie würde ihn aus ihrem Leben streichen und versuchen, ein neues Glück zu finden.

    Einen ganz kleinen Silberstreif am Horizont gab es für Tony allerdings noch. Sein Anwalt hatte darauf bestanden, beim Gouverneur des Staates Kalifornien ein Gnadengesuch für ihn einzureichen. Sollte er begnadigt werden, würde man die Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe umwandeln. Tony lachte bitter auf: „Dann bin ich statt tot begraben eben lebendig begraben – was für ein grandioser Unterschied.“ Mit diesen Worten ging er zur Tür seiner Zelle, durch deren Schlitz jemand gerade eben sein Frühstück geschoben hatte: einen Becher mit einer undefinierbaren, braunen Flüssigkeit, die man hier „Kaffee“ nannte, eine Scheibe Graubrot, etwas fettige Margarine und den rötlich gefärbten Klecks einer Pampe, die wahrscheinlich unter dem Namen „Marmelade“ fungierte. Er trank die Flüssigkeit aus dem Becher, schob aber das Essen angewidert von sich. Er hatte zwar in seiner Haftzeit weniger Bewegung als früher.Die Gefahr, dass er übergewichtig wurde, bestand allerdings nicht.. Sobald er das Essen hier auch nur ansah, verkrampfte sich sein Magen.
    Während Tony mühselig den unbequemen, orangefarbenen Gefängnisoverall anzog, blickte er durch die Gitterstäbe aus dem kleinen Fenster seiner Zelle.
    Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel. Die wenigen Bäume auf dem Gefängnishof standen in voller Blüte und reckten ihre Äste nach oben. Tony freute sich schon darauf, bei seiner Joggingrunde in der Mittagspause ein wenig frische Luft zu atmen. Die beiden Gefängnisaufseher, die ihn, den Schwerverbrecher, dabei bewachen mussten, hatten jedesmal Mühe, mit seinem Tempo mitzuhalten.
    Plötzlich klopfte es an seine Zellentür und jemand rief: „Almeida, bist du soweit?“ Als er mit belegter Stimme ein „Ja“ zurückgerufen hatte, wurde die Tür aufgeschlossen und zwei Gefängniswärter erschienen. Einer von ihnen richtete sofort sein Gewehr auf Tony, während der andere die Fußfessel in der Hand hatte, die er Tony jetzt umständlich anlegte. „Abmarsch in die Wäscherei, ein bisschen dalli!“. Mit mürrischem Gesicht schlurfte Tony zwischen den beiden über den Gefängnisflur. Hier im Hochsicherheitstrakt bekam er niemals andere Gefangene zu Gesicht. Lediglich bei seiner Arbeit in der Wäscherei sah er einige seiner Mitgefangenen. Es war ihm aber untersagt, mit ihnen zu reden. Als Schwerverbrecher wurde er bei seiner Arbeit schwerer bewacht als die anderen.
    Als er den Wäscheraum betrat, schlug ihm schon die stickige, feucht-heiße Luft entgegen, die von den riesigen Waschmaschinen und Wäschetrocknern ausging. Langsam und mühselig, durch die Fußfessel behindert, bewegte er sich zu seinem üblichen Arbeitsplatz, an dem er in den nächsten drei Stunden stehen und Laken und Bettbezüge durch die Mangel drehen und zusammenlegen musste. Er wusste, schon nach spätestens einer halben Stunde würde ihm der Schweiß auf der Stirn stehen. Während er seiner Arbeit nachging, ging ihm wieder und wieder sein Traum durch den Kopf. Er wollte sich diese rührseligen Gedanken verbieten, aber seine Seele spielte ihm einen Streich. In Gedanken sah er sich und Michelle bei ihrem Hochzeits-Walzer, bei dem er – es geschehen noch Zeichen und Wunder – nicht auf ihre Füße getreten war.
    Er schrak aus seinen Gedanken: „Almeida, sofort zum Gefängnisdirektor!“ bellte der Wärter mit dem runden, teigigen Gesicht und dem dumpfen Gesichtsausdruck ihn an und schob ihm sein Gewehr drohend in den Rücken. Zu dritt verließen sie den Sicherheitstrakt und bogen rechts ab in den Gang zum Büro des Gefängnisdirektors. Tony wurde durch die Tür geschoben und die beiden Wärter bauten sich rechts und links von ihm auf. Mr. Howard, der Gefängnisdirektor, ein schlanker Mann, dessen Gesichtszüge an die eines Raubvogels erinnerten, machte sich nicht einmal die Mühe, aufzublicken, als er sagte: „Almeida, Ihr Anwalt hat mich informiert, dass Sie ein Gnadengesuch bei dem Gouverneur des Staates Kalifornien eingereicht haben. Die Antwort wurde direkt an mich geschickt. Ihr Gesuch wurde, wie zu erwarten, abgelehnt. Wegtreten.“
    Tonys Gesicht zeigte keine Regung. Er dreht sich um und humpelte mühsam in die Wäscherei zurück.
    Nun war ihm auch die letzte Hoffnung genommen worden. Wie hätte es auch anders sein können.
    Mechanisch erledigte er seine Arbeit. Nachdem man ihn in die Zelle zurückgebracht hatte, legte er sich auf seine harte Pritsche und drehte sein Gesicht zur Wand. Vor seinem inneren Auge erschien wieder das liebliche Gesicht von Michelle. Ob ihr Gesicht wohl das letzte sein wird, was ich vor meinem Tod vor Augen haben werde?
    Tony wusste nicht, wie lange er so reglos gelegen hatte, als erneut Fäuste an seine Tür donnerten und die Zellentür mit laut klappernden Schlüsseln aufgeschlossen wurde. Wieder erschienen seine beiden „Beschützer“ „Almeida, du hast Besuch!“ Tony setzte sich langsam auf und antwortete: „Ich möchte niemanden sehen, deswegen habe ich doch extra niemanden auf meine Besucherliste setzen lassen.“ „Es ist kein Privatbesuch,, sondern jemand von der Regierung, der dich sprechen möchte.“ „Jemand von der Regierung? Mich? Die sind doch alle froh, dass sie mich weggesperrt haben!“ „Nun komm schon, Beeilung.“ Tonys Wärter betraten mit ihm zusammen den Besucherraum und bauten sich wieder rechts und links von ihm auf. Von draußen fiel gleißendes Licht in den Raum, so dass Tonys heftig blinzeln musste, bevor er etwas erkannte. An der Glasscheibe ihm gegenüber stand ein Mann mit blonden Haaren und einem ihm wohlbekannten Gesicht. Als Tony ihn erkannte, blickte er beschämt zu Boden. Der Mann sah den Sicherheitsbeamten, der ihn in den Besucherraum geleitet hatte, verächtlich an und sagte: „Ich verlange, dass sie Mr. Almeida sofort die Fußfessel abnehmen und ihm eine Sitzgelegenheit bringen.“ „Aber die Vorschriften besagen ...“ „Die Vorschriften interessieren mich nicht. Wenn Sie nicht sofort das tun, was ich Ihnen sage, können Sie Ihre nächste Beförderung vergessen.“ Der Sicherheitsbeamte nickte den beiden Wärtern zu, die Tony die Fußfessel abnahmen und ihm einen Stuhl vor den Glasscheibe und die Sprechanlage stellten.
    „Tony“ .... das war das Einzige, was Jack über die Sprechanlage herausbringen konnte, als er seinen besten Freund in diesem elenden Zustand vor sich sah. „Jack“ – Tony sah verlegen an ihm vorbei „Du hättest nicht hierherkommen sollen. Es wäre für Dich und mich besser gewesen.“ „Ich habe es nicht ausgehalten, Tony, ich musste sehen, wie es Dir geht.“ „Wieso wurde mir gesagt, dass jemand von der Regierung mich sprechen wollte, Jack?“ „Tony, Erin Driscoll hat mich entlassen. Ich war ihr als Agent, nachdem meine überstandene Heroinsucht bekannt wurde, zu unsicher geworden. Ich habe einen neuen Job beim Verteidigungsministerium gefunden. Heute ist mein erster Arbeitstag, aber vorher wollte ich unbedingt noch zu Dir. Denn meine geheimen Quellen haben mir verraten, dass Du beim Gouverneur ein Gnadengesuch eingereicht hast. Hast Du schon etwas davon gehört?“ „Vor einer Stunde hat der Gefängnisdirektor mir mitgeteilt, dass mein Gnadengesuch abgelehnt wurde. Meine Hinrichtung wird in einer Woche stattfinden.“ Wieder senkte Tony den Blick. Fassungslos starrte Jack ihn an „Das darf doch nicht wahr sein, nach allem, was Du für die Vereinigten Staaten getan hast. Du hast Dich sogar mit einer schweren Verletzung zur Arbeit geschleppt, um Deinem Land zu helfen.“ „Tja, Jack, das zählt alles nicht mehr, wenn man einen einzigen Fehler gemacht hat.“ „Die zehn Minuten Besuchszeit sind um“ wurden sie vom Sicherheitsbeamten unterbrochen. Tony wurde an den Armen gepackt und einer der Wärter legte ihm die Fußfessel wieder um. Während er hinausbugsiert wurde, gelang es Jack gerade noch, ihm hinterherzurufen: „Ich hole Dich hier heraus, Tony, verlass Dich drauf - ich tue alles, was ich nur kann.“

    Jack hastete zu seinem Jeep im Parkhaus des D.C. County Jail, setzte sich hinter das Steuer und fuhr mit quietschenden Reifen los. In ohnmächtiger Wut biss er die Zähne zusammen. Wie konnte die Regierung jemanden derart im Stich lassen, mit dessen Hilfe die Vereinigten Staaten vor so mancher Katastrophe bewahrt worden waren! Mit einer Zornesfalte auf der Stirn raste er den Highway entlang. Dann kam ihm eine Idee, und seine Gesichtszüge entspannten sich etwas. Er schaltete die Freisprecheinrichtung seines Handys ein und wählte eine Nummer. „Hallo?“ meldete sich eine sonore Männerstimme am anderen Ende der Leitung. „Hallo Mr. President, wie geht es Ihnen?“ –„Ex-Präsident, Jack, inzwischen Ex-Präsident. Ich muss zugeben, ich habe meine Schwierigkeiten, mich an meine neue Situation zu gewöhnen, aber ich habe in meinem Bruder eine großartige Hilfe dabei, mich im Privatleben wieder zurechtzufinden. Und wie geht es Ihnen, Jack? Ich habe von meinem Freund James Heller gehört, dass Sie die CTU verlassen haben und für ihn arbeiten werden?“ „Das stimmt, Mr. President, das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen gern einmal bei anderer Gelegenheit erzähle. Der Grund meines Anrufs ist mein Freund Tony Almeida. Sie wissen, dass er wegen Hochverrats verhaftet wurde, jetzt im Gefängnis sitzt und auf seine Hinrichtung wartet. Gerade eben habe ich bei einem Besuch von ihm erfahren, dass der Gouverneur das Gnadengesuch seines Anwalts abgelehnt hat.
    Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass die Regierung keinen Finger krumm macht, um einem Ex-Agenten, der so viel für sein Land getan hat, zu helfen. Wären Sie in der Lage, irgendetwas zu tun?“ „Es ist gut, Jack, dass Sie mich informiert haben. Ich werde auf jeden Fall versuchen, meine Beziehungen spielen zu lassen. Sobald ich Näheres weiß, werde ich Sie informieren.“ „Danke, Mr. President.“ Mit diesen Worten schaltete Jack sein Handy aus und bog gleichzeitig auf den Parkplatz des Verteidigungsministeriums ein.
    Nachdem er sein Auto abgestellt hatte, ging er mit federnden Schritten auf den Eingang des fünfeckigen Gebäudes zu und meldete sich am Empfang. „Hi, ich bin Caroline“ begrüßte ihn die freundliche Dame am Empfang. „Sie sind sicher Mr. Bauer, wir haben schon auf Sie gewartet. Herzlich willkommen! Es tut mir leid, aber zuerst müssen Sie einige Sicherheitsprozeduren über sich ergehen lassen.“ Kaum hatte Jack auf die freundliche Begrüßung geantwortet, wurde er schon in einen Nebenraum geführt. Dort machte man ein Foto von ihm, nahm seinen Fingerabdruck ab und stellte einen Sicherheitsausweis für ihn aus. „So, Mr. Bauer“ sagte Caroline“, mit diesem Ausweis und Ihrem Fingerabdruck kommen Sie problemlos in das Gebäude. Ihr Büro ist im zweiten….“ Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als Jack schon in Richtung Fahrstuhl verschwunden war. „Ach Du liebe Zeit, mit dem werden wir ja noch unsere helle Freude haben“ seufzte Caroline ergeben und wandte sich ihrer liegengebliebenen Arbeit zu.
    „Die Zimmernummer meines Büros steht doch auf dem Ausweis“ murmelte Jack leise vor sich hin. „Wenn die hier alle derart langsam denken und arbeiten, werde ich es nicht sehr lange in diesem Laden aushalten!“
    Der große, mit vielen kleinen Lämpchen ausgestattete Fahrstuhl brachte ihn schnell in den zweiten Stock. Vorbei an mit edlem Teakholz getäfelten Decken und Wänden ging Jack zielstrebig auf sein Büro Nr. 247 zu. Von weitem sah er zu seiner Verwunderung, dass die Tür offenstand. Sein erster Impuls war, seine Waffe zu ziehen und sich vorsichtig an die geöffnete Tür anzuschleichen. Dann musste er über sich selbst lachen. „Ruhig, Jack, Du hast hier keine Waffe mehr bei Dir!“ Neugierig sah er um die Ecke.
    Im Vorzimmer seines Büros saß eine junge Frau mit einer schwarzen, eckigen Brille auf der Nase, in das Lesen eines Dokumentes vertieft. Sie trug eine dunkelgrüne, elegante Seidenbluse und einen dazu passenden, schwarzen Bleistiftrock. Lange, glänzende, blonde Haare fielen auf ihre Schultern. Als sie hörte, dass sich Schritte näherten, blickte sie auf und Jack sah in die schönsten und freundlichsten grünen Augen, die er je gesehen hatte. Er hatte das Gefühl, sie könnte ihm auf den Grund der Seele blicken. „Ja, bitte?“ „Mein Name ist Jack Bauer, ich soll heute hier meinen neuen Job antreten.“ „Oh, herzlich willkommen Mr. Bauer. Mein Name ist Audrey Raines.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen, die er gleich ergriff „Das finde ich ja weitsichtig, dass man mir gleich eine Sekretärin zur Verfügung gestellt hat“ strahlte Jack sie an, ging in sein Büro und warf seine Aktentasche mit Schwung auf einen bereitstehenden Sessel. „Dann seien Sie doch bitte so gut und bringen mir gleich einen Kaffee. Ich trinke ihn ohne Milch und Zucker. Danach verbinden Sie mich bitte mit Secretary Heller. Er bat darum, dass ich mich gleich bei ihm melde, sobald ich in meinem Büro angekommen bin.“ „Ok, das mit dem Kaffee wird aber noch ein bisschen dauern, ich muss mich erst mit der Kaffeemaschine vertraut machen.“ „Anscheinend auch ein Neuling“ murmelte Jack und startete seinen Computer. Ein paar Minuten später stellte Mrs. Raines ihm den Kaffee auf den Tisch und ging gerade in ihr Vorzimmer zurück, als sich die Tür öffnete. „Audrey, Liebes, da bist Du ja. Schön, dass Du Dich aus Deinem Meeting loseisen konntest, um Mr. Bauer kennenzulernen.“ – „Kein Problem, Dad.“
    Jack, der die Worte im Nebenzimmer mitgehört hatte, gefror das Blut fast in den Adern. Du liebe Zeit, da war er ja schon in den ersten Minuten in seinem neuen Job ins Fettnäpfchen getreten! Inzwischen hatte James Heller sein Büro betreten und kam auf ihn zu. „Herzlich willkommen in meinem Reich, Mr. Bauer – oder darf ich Jack sagen?“ „Selbstverständlich, Mr. Secretary“ brachte Jack mit zugeschnürter Kehle heraus. Er wagte es kaum, zur Tür zu blicken, in deren Rahmen Audrey Raines inzwischen stand. James Heller zeigte auf sie und strahlte: „Ich nehme an, Sie haben meine Tochter schon kennengelernt.“ Jack nickte nur mit rotem Kopf. Audrey zwinkerte ihm zu und antwortete: „Richtig, Dad, wir haben uns schon miteinander bekannt gemacht.“ In dem Moment klingelte Mr. Hellers Telefon. Nachdem er sich gemeldet hatte, sagte: „In Ordnung, Marcia, ich komme kurz in mein Büro, um den Brief zu unterschreiben.“ Zu Audrey und Jack gewandt, meinte er: „Entschuldigung, ich bin sofort wieder da.“ Als er das Büro verlassen hatte, fuhr sich Jack verlegen mit der Hand durch die Haare und sah Audrey an: „Da ist jetzt wohl von meiner Seite eine Entschuldigung fällig. Ich war mal wieder etwas voreilig. Es tut mir wirklich leid.“ Betreten sah er danach zu Boden. „Das ist kein Problem, Mr. Bauer, sie konnten nicht wissen, wer ich wirklich bin. Dieser Irrtum wurde ja auch schnell aufgeklärt.“ Mit einem freundlichen, warmherzigen Lächeln sah Audrey ihn an. Jack wurde es trotz seiner Verlegenheit warm ums Herz. Schnell sagte er: „Ich möchte mein unmögliches Verhalten aber trotzdem irgendwie wieder gutmachen. Im Moment wohne ich noch im „Westin-Hotel“. Könnten Sie sich vorstellen, dort in der Bar heute abend um 20.00 Uhr mit mir ein Glas Wein zu trinken?“ „Was für ein Zufall! Nach der Trennung von meinem Mann habe ich mich dort auch eingemietet. Ich trinke gerne den Wein mit Ihnen, vorausgesetzt, ich muss ihn nicht servieren“ lachte Audrey. „Wir sehen uns dann heute abend um 20.00 Uhr. Bis dann!“ „Bis dann“ antwortete Jack mit belegter Stimme. „Übrigens – Ihr Kaffee schmeckte ausgezeichnet!“ Er sah ihr nach, wie sie mit elegantem Hüftschwung sein Büro verließ. Selten hatte er sich so auf seinen Feierabend gefreut wie heute.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Hoppel ()