[FSK16] Inspektor Svensson: Die Fortsetzungs-Roman-Reihe

    • Tony_Almeida88 schrieb:

      Das Youtube Video das Timmy da gefunden hat, war auch sehr interessant. Steckt da ein bisschen ein realer geschichtlicher Hintergrund dahinter? Verzeih mir bitte meine Unwissenheit . . .
      Meine Geschichte mit dem Bernsteinzimmer baut auf den aktuellen Erkenntnissen und letzten Spekulationen um das sagenumwobene Kunstwerk auf. Wenn Du selbst mal sehen möchtest, was an Realität da drin steckt, dann empfehle ich Dir die angesprochene 5-teilige Doku auf Youtube:

      TEIL1 - TEIL2 - TEIL3 - TEIL4 - TEIL5

      So, das nur mal zum Hintergrund der Geschichte, von der ich im übrigen vor dem Schreiben des Romans auch herzlich wenig wußte. Aber spätestens, als ich hörte, daß die Anzahl der Kisten, in denen die Bernsteinvertäfelung transportiert wurde, genau 24(!) betrug, da wußte ich, das ist genau die richtige Geschichte für meine Schatzsuche! :)
      Ansonsten freu ich mich - wie stets - über Eure Kommentare, auf die ich in den nächsten Tagen an dieser Stelle noch genauer eingehen werde. Und es war schön zu sehen, daß meine kleine Würdigung meines Literarischen Trios im Videoabspann nicht unentdeckt blieb. Ich hatte meinen Dank auch in einem der Bilder versteckt, aber das kam bei der Youtube-Auflösung sicher nicht so zum Tragen. Von daher hier nochmal das Originalfoto, verbunden mit einem dicken Dankeschön an Euch Drei, stellvertretend für alle meine Leserinnen und Leser:



      Tony_Almeida88 schrieb:

      Endlich, endlich, endlich! Ich habe es tatsächlich geschafft ALLES nachzulesen, was mir noch gefehlt hat Vielen Dank für den "Split" der Kapitel, da traut man sich dann wirklich schon eher zu lesen . . .
      Dementsprechend geht es nun auch mit dem geteilten Kapitel 18 weiter. Paßt ja auch gut zu den Deutschland-Episoden, denn mit Teilung und Wiedervereinigung hat unser Land ja nun hinreichend Erfahrungen. :huh:

      Tony_Almeida88 schrieb:

      Meine absoluten Höhepunkte der letzten Episoden sind: Yelenas Rettung, Yelenas Vergangenheit (Ex Mann, Geliebter, Tochter), die Hintergrundgeschichte zum Bernsteinzimmer und die Berlin Hommage!!
      Danke, gerade an der Inszenierung rund um die Geschichte Yelenas in Verknüpfung mit dem Bernsteinzimmer hab ich Ewigkeiten gebastelt. Nur so war es möglich, nahezu alle bekannten realen Fakten zu würdigen und sie möglichst glaubhaft nachvollziehbar in die Geschichte einzubauen. :)

      Tony_Almeida88 schrieb:

      "Tja, jetzt geliebte Yelena gefunden also", um es in der Ausdrucksweise der ehemaligen Putzfrau zu sagen Und damit die Geschichte noch weitergehen kann, wird prompt nach ihrer Tochter geforscht, die sie aus Angst vor ihrem Ex Ehemann weggegeben hatte.
      Tja, die Suche nach der Tochter wird zum Ende hin noch recht interessant werden. :ohm:

      Tony_Almeida88 schrieb:

      Und unser Ex-Inspektor steckt solche Beichten aber auch ganz schön locker und einfach weg, entweder ist er wirklich weit über das "normale" Ausmaß hinweg verliebt oder er gehört zu den Menschen die sagen: Die Vergangenheit kann man eh nicht ändern, also warum sich darüber aufregen?
      Ob das jetzt eine gute oder eine schlechte Einstellung ist, muss jeder für sich selbst entscheiden . . .
      Lukas will, glaube ich, die Vergangenheit einfach ruhen lassen. Er möchte nur noch eins: Für den Rest seines Lebens mit seiner Yelena glücklich sein. Immerhin ist er jetzt 65 Jahre alt und weiß nur zu gut, daß der Rest seines Lebens wohlmöglich nur noch kurz sein könnte. Wie kurz, das wird die Zukunft meiner Geschichte noch mit sich bringen. :huh:

      Saxi schrieb:

      Dann erst die Liebelei zwischen Yelena und Lukas auf der Parkbank und danach hast Du dann auch noch Freakadelly in tausend Stücke knallen lassen. Also der Teil hatte es wieder mal in sich.
      Ja, da war ganz schön was los - in positiver wie negativer Hinsicht! :) :13:

      Tony_Almeida88 schrieb:

      Haha und mein langersehnter Schicksalsschlag hat auch stattgefunden. Ich mochte Freakadelly eigentlich nie besonders, aber soetwas wünscht man dann ja doch niemanden. Hut ab, dass du das auch wirklich durchgezogen hast und er dann nicht in allerletzter Sekunde noch gerettet wurde. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht besonders blutrünstig oder gewalttätig veranlagt oder so aber ich finde es einfach total dämlich und langweilig wenn es IMMER ein Happy End gibt und der/die "Held/Hauptfigur" IMMER irgendwie überlebt oder ohne Kratzer aus den größten Gefahrensituationen entkommt.
      Ich versteh Dich schon sehr gut! Genau darum ging es ja! Nicht immer kann man dem Tod von der Schippe springen. Besonders tragisch war in Freakadellys Fall natürlich, daß auch er schon an das Genießen seines Lebensabends dachte, welches ihm nun leider verwährt bleibt! :crying2:

      Tony_Almeida88 schrieb:

      Was war noch? Ahja!! Warum hat Lukas ausgerechnet das Pärchen im Zug erwähnt, als er Yelena von seinen Abenteuern erzählen wollte? Kommt da vielleicht doch noch etwas?
      Eigentlich brauchte es die Erwähnung der Geschichte nur, um zu Yelenas Kindsbeichte überzuleiten. Aber ich frag mich sowieso die ganze Zeit des Schreibens über, ob bestimmte Charaktere nochmals wiederkehren. Und die Wiederkehr von Olga, Sergej und Francesca ist da durchaus eine mögliche Option. Mal sehen! :S

      Tony_Almeida88 schrieb:

      Last but not least: das wundervolle Video im unvergleichlichen 24 Style - wieder sehr gelungen und nett gestaltet (danke übrigens für die kurze Erwähnung im Abspann)

      Saxi schrieb:

      Dein kleines Video ist wieder super gelungen. Wirklich klasse gemacht. Und dass Du Dein literarisches Trio namentlich im Abspann erwähnt hast fand ich richtig rührend. Vielen lieben Dank dafür.
      Tja, mein Video ist meine kleine Verbeugung vor meiner absoluten Lieblingsstadt. Hier hab ich schon als Kind meine schönsten Stunden verbracht. Und jetzt, da Berlin gleich doppelt so groß ist, ist es nur noch schöner, bunter und interessanter geworden. Vllt wurde auch deshalb Episode 18 zur wohl längsten vom ganzen Svensson-Epos! Und gleich nach der großen Verbeugung vorm Spreeathen kommt eben die kleine vor meinen treusten Fans und Ideengebern: claudia312, Saxi und Tony_Almeida88! :daumen:

      Saxi schrieb:

      Und wieder so klasse geschrieben.
      Mit Spannung und Freude warte ich schon wieder auf den nächsten Teil. Und ganz lieben Dank fürs Schreiben.
      Um es mal mit Roland Kaiser zu formulieren: "Ich glaub, es geht schon wieder los!" :grin_still:

      Saxi schrieb:

      Na dann kanns ja auf nach Berlin gehen. Auf diese Reise und die Erlebnisse dort bin ich ja jetzt schon gespannt.

      Tony_Almeida88 schrieb:

      Ich kanns kaum erwarten, also her mit "Lukas und Yelena in Berlin zu Gast bei Onkel Fritz" . . .
      Der Frau und dem Manne kann geholfen werden. Laßt uns gemeinsam Grenzen überwinden und staunend in die deutsche Haupstadt einziehen ... :wolke_7:

      Episode 18: Auf großer Entdeckungsreise [Teil 1]

      In der schwachen Mittagssonne bewegte sich der weiße Trabant mit dem orangefarbenen Dach und seinen vier Insassen in gemächlichem Tempo über den stark angeschlagenen Asphalt einer endlos erscheinenden polnischen Landstraße hinweg gen Westen. Sichtlich konzentriert nach vorn schauend lenkte Derrik Crawler das antike Gefährt von einem Schlagloch zum nächsten. Tim Hackerman, der neben ihm auf dem Beifahrersitz hockte, knirschte dabei in unregelmäßigen Abständen mit den Zähnen. Schließlich platzierte er beide Handflächen vorsichtig unter seinem - bei der holprigen Fahrweise - ständig auf und ab hüpfenden Hinterteil und fauchte den Mann am Steuer ärgerlich an: "Kannst Du nicht ein wenig vorsichtiger fahren! Ich krieg von der Wackelei noch lauter blaue Flecken am Po". In diesem Moment meldete sich von der Rücksitzbank her auch Yelena ganz aufgeregt zu Wort: "Vorsichtiger?! Schneller er soll machen, wir sonst noch werden überholt von Schnecke und niemals kommen an in deutsches Hauptstadt". Derrik rollte bei diesen Worten seiner Fahrgäste nur mit den Augen und schüttelte ein wenig genervt den Kopf. Dann holte er einmal tief Luft und murmelte: "Vorsichtiger?! Schneller?! Ich fahr, so gut ich kann! Diese Straße ist nunmal eine echte Katastrophe. Und außerdem ist da vorn schon die polnisch-deutsche Grenze. Da muß ich dann ja eh Schrittempo fahren. Wenn wir Glück haben, werden wir vielleicht einfach durchgewunken. Aber wenn nicht, wenn der Grenzbeamte uns zu Kontrollzwecken rauswinkt, dann haben wir in Kürze eh alle Zeit der Welt". Lukas Svensson hatte - neben seiner Yelena hockend - bis jetzt mucksmäuschenstill dagesessen und aus dem Autofenster heraus die Schönheit der ländlichen Idylle um sich herum bestaunt. Nun aber sah er zu seinem Erstaunen mit einem Male gleich drei Augenpaare auf sich gerichtet, wobei Derriks Augen dabei - um die Straße vor sich nicht aus dem Blick zu verlieren - den Umweg über den Rückspiegel wählten. Yelena buffte ihrem zukünftigen Gemahl zusätzlich mit dem Ellenboden in die Seite, so daß er sich nun - quasi von allen Seiten bedrängt - ebenfalls zu einer Reaktion auf Derriks umstrittene Fahrweise genötigt sah. Seelenruhig begann er also, abwechselnd auf Yelena, Timmy und Derrik schauend: "Ich weiß gar nicht, was Ihr habt. Wenn ich den Worten meines Vaters Glauben schenken darf, dann bin ich vor nunmehr etwa 65 Jahren die gleiche Strecke deutlich umbequemer und auch langsamer gereist. Zum Glück fehlt mir selbst daran jede Erinnerung, aber ich glaube kaum, daß es für einen knapp Einjährigen ein Vergnügen darstellt, bei Wind und Wetter auf Stroh gebettet und in eine Wolldecke gehüllt auf einem Pferdewagen hunderte Kilometer zurückzulegen". Yelena entschuldigte sich daraufhin kleinlaut für ihre Ungeduld: "Du recht haben, Liebes! Es mir leidtun, Derrik, daß ich haben Sie antreiben wollen. Sie seien Pilot von Auto, und Sie am besten wissen, wie man bringen dieses lautes Pappkarton von A nach B". Timmy aber verschränkte sichtlich verärgert die - inzwischen wieder zu Tage beförderten - Arme vor seiner Brust: "Von wegen: Pilot von Auto! Der komische Autopilot gurkt hier auf Sparflamme zielsicher von Krater zu Krater. Und als Ausrede für seine Lahmarschigkeit fällt Mister Perfekt nichts besseres ein, als daß wir sonst von einem Grenzer gefilzt werden könnten. Wie kommst Du olle Pappnase eigentlich darauf? Schließlich gab es an der russisch-polnischen Grenze für uns doch auch keine größeren Schwierigkeiten, oder?!". Gelassen klopfte Derrik mit den Fingern auf den braunen Kunstlederbezug des Lenkrades und sprach: "Ja, aber auch nur, weil Lukas beim Vorzeigen unserer Pässe in den seinen, schwerlich zu übersehen, eine 50-Pfund-Note eingelegt hatte, die nach dem Kontrollieren unserer Reisedokumente dann auf mysteriöse Weise verschwunden war. Ich fürchte allerdings, liebster Timothy, die polnischen Beamten sind nach dem Beitritt ihres Landes zur EU mit solch umstrittenen Methoden weit weniger zu beeindrucken als ihre östlichen Nachbarn. Und deshalb verhalte ich mich lieber möglichst unauffällig, weil ich mich ungern mit den beiden bei Kowarno erbeuteten russischen Handgranaten im Anorak einer Leibesvisitation unterziehen würde, weißt Du? Das bringt einen nämlich so leicht in Erklärungsnotstand, genau wie der Revolver und die zugehörigen Patronen in Lukas Mantelinnentasche oder die abgefeuerte Pistole in Deiner Jacke". Derrik konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, und auch Lukas und Yelena mußten auf ihren Sitzplätzen über den Scharfsinn und die Abgebrühtheit ihres Chauffeurs schmunzeln. Nur Timmy zog einen Flunsch und schwieg, während der jetzt an der Fensterscheibe neben ihm auftauchende uniformierte Pole mit der - vor die Brust geschnallten - Kalaschnikow mit einem freundlichen Lächeln den Schlagbaum öffnete und das vierköpfige Svenssongespann in seiner Rennpappe unbehelligt passieren ließ.

      Auch die deutsche Grenzkontrolle hatten sie ein paar Minuten später völlig problemlos hinter sich gelassen. Auf den deutlich besseren ostdeutschen Bundesstraßen gewann nun auch der von Derrik fachmännisch gelenkte Trabi schnell an Fahrt, erst recht, als es unmittelbar nach der Durchfahrt durch Frankfurt/Oder auf die Autobahn ging. Auch hier beäugte Lukas durch das Autofenster hindurch die an ihm vorbeifliegenden Landschaften. Immer wieder erhaschte er dabei kurze Blicke auf große Fabriken mit rauchenden Schornsteinen und auf Felder mit erntereifem Getreide sowie sanftige Weideflächen mit kleinen und großen Viehherden, die darauf grasten. Anerkennend lächelte er, und schließlich brach es geradezu euphorisch aus ihm heraus: "Ist das nicht einfach herrlich, Leute! Als ich als kleiner Junge dieses Land mit meinen Eltern gemeinsam in Richtung London verlassen hab, da war hier noch alles im Aufbau. Mein Vaterland war bereits deutlich sichtbar zweigeteilt, selbst wenn die Trennung damals noch nicht durch eine schier unüberwindbare Mauer besiegelt war. Auch wenn Ost und West die eine deutsche Muttersprache verband, so prallten dennoch diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs auf deutschem Boden zwei gänzlich unvereinbare Welten aufeinander. Dann hat die DDR ihr Volk einfach eingemauert und diese millionenfache Gefangennahme großspurig als Sieg des Sozialismus verkauft. Die Ostdeutschen aber haben es über die Jahre hinweg geschafft, mit ihrer schwierigen Lage irgendwie zu arrangieren, ohne dabei je den Traum von Freiheit ganz aus den Augen zu verlieren. Und als die Knechtschaft zu groß wurde, da sind sie auf die Barrikaden gegangen und haben mit ihrem Protest eine friedliche Revolution losgetreten, die sie ohne größeres Blutvergießen quasi über Nacht von ihren Ketten und letztlich auch von der sie umgebenden Mauer befreit hat. Gemeinsam mit ihren westdeutschen Landsleuten haben sie sich auf den beschwerlichen Weg gemacht, ein neues und besseres Deutschland zu schaffen. Ja, meine Lieben, ich bewundere dieses Volk! Auferstanden aus Ruinen hat es sich im mühevollen Streben um Einigkeit und Recht und Freiheit der Zukunft zugewandt. Was für ein Land, was für ein Volk?!". Und während Yelena und Timmy, die den Ausführungen des sichtlich gerührten Ex-Inspektors aufmerksam gelauscht hatten, nun einhellig nickten, schüttelte Derrik - sich krampfhaft mit einer Hand am Lenkrad festhaltend und mit der anderen nervös die Hupe betätigend - nur immer wieder den Kopf und raunte: "Was für eine Blechlawine, was für ein Verkehr?!". Wenige Stunden später sahen sie endlich das blaue Hinweisschild mit der Aufschrift "Berliner Ring" vor sich. Und nachdem sie sich auf einer nahegelegenen Raststätte zuvor bereits bei einem ortskundigen Trucker über die genaue Route informiert hatten, dauerte es von da an keine dreißig Minuten mehr, bis sie im Ostteil der Stadt die Schönhauser Allee erreichten: Hier ließen Derrik und seine Fahrgäste ihre Benzinkutsche nach kurzer, intensiver Parkplatzsuche einfach in einer Seitenstraße stehen, und gingen nun zu Fuß weiter. Lukas Svensson wußte glücklicherweise ganz genau, unter welcher Adresse er seinen Onkel Fritz suchen sollte. Schließlich hatten sich die Beiden nach jahrelanger, durch die DDR-Behörden verordneter Funkstille kurz nach der Wende wieder zu schreiben begonnen. Onkel Fritz hatte damals den Aufenthaltsort seines Neffen durch eine Anfrage bei der Britischen Botschaft in Berlin ausfindig machen können und ihm einen langen Brief geschickt. Lukas hatte mit einem ebensolangen Schreiben geantwortet, und seitdem machten sich mindestens zweimal pro Jahr Postsendungen an den jeweils anderen auf die Reise. Zu Weihnachten aber schickte Onkel Fritz stets einen Marzipanstollen, während er im Gegenzug eine gute Flasche Scotch erhielt.

      Lukas hatte derweil mit seinen Begleitern die Hauptstraße überquert und fragte nun - mit dem Adressbuch in der Hand - eine Passantin nach dem Weg. Die junge Frau fuchtelte ein paar Mal wild mit den Armen, dann bedankte sich der Ex-Inspektor bei ihr, und die Vier setzten den Fußmarsch fort. Vor einem hohen Mietshaus, ganz in der Nähe einer alten Backsteinkirche, stoppte Svensson seine Schritte. Er überflog eilig die Namensschilder am Eingang, bis er unter ihnen den Schriftzug "F.Salomon" entdeckte. Lukas betätigte aufgeregt den zugehörigen Klingelknopf, und schon Sekunden später tönte die tiefe Baßstimme eines alten Mannes aus dem Lautsprecher der Wechselsprechanlage: "Ja, wer ist denn da?". Svensson räusperte sich und erwiderte dann: "Ich bins, Onkel, Dein Neffe Lukas ... Lukas Svensson!". Am anderen Ende war es eine Sekunde lang still, dann meldete sich - völlig außer sich - die Baßstimme zurück: "Das gibts ja nicht! Lukas, Du! Na, das ist ja eine feine Überraschung, Du Lauser! Komm rein!". Es surrte kurz. Lukas drückte die gußeiserne Türklinke nach unten, und die Haustür sprang knarrend auf. Im Hausflur roch es nach einer Mischung aus frischer Farbe und Schweinebraten. Die Stufen der nach oben führenden Holztreppe quietschten und ächzten unter den Schritten der vier unerwarteten Besucher. Im zweiten Stock lugte schließlich ein kahlköpfiger Mann mit faltiger Stirn und großen, leuchtenden Augen aus seiner Wohnungstür. Er sprang mit einem Satz auf den eintreffenden Svensson zu und drückte ihn ohne Umschweife so fest an sich, daß dem Ex-Inspektor fast die Luft wegblieb. Erst nach einer halben Ewigkeit entließ der ältere Herr sein überraschtes Opfer wieder aus der Umklammerung und musterte Svensson von oben bis unten. Dabei raunte seine Reibeisenstimme: "Groß biste geworden, mein lieber Schwan! Ick seh Dir immer noch mit den anderen Lausejungens aus der Nachbarschaft auf der Straße Räuber und Gendarm spielen. Und Du warst immer der Gendarm und hast alle Räuber zu fassen gekriegt, egal wo sie sich auch immer vor Deinem Zugriff versteckt hatten. Mensch Junge, wie schnell doch die Zeit vergangen ist! Nun siehste ganz schön alt aus und könntest glatt als mein Bruder durchgehn. Aber vielleicht entsteht der Eindruck auch nur, weil Du Dich mit so jungen Damen und Herren umgeben tust?! Willste mir die drei Jugendfreunde in Deinem Schlepptau nicht mal langsam vorstellen, Lucky Luke?!". Svensson, der erst allmählich wieder zu Puste kam, nickte kurz und eröffnete dann die Begrüßungsrunde: "Also, die jungen Männer heißen Tim und ...". Onkel Fritz fiel seinem Neffen ins Wort: "Struppi, wa?! Angenehm! Hast aber auch eine ganz schön zerzauste Mähne, Struwelpeter!". Damit ließ er seine rauhen Finger durch Derriks Haar fahren. Der entzog sich dem Zugriff des stürmischen Rentners, und strich seine Haarpracht wieder notdürftig glatt. Und während Lukas nun begann, das sprachliche Hin und Her zwischen berlinerisch angehauchtem Deutsch und klassischem Englisch möglichst simultan zu dolmetschen, streckte Derrik dem alten Mann ein wenig verunsichert die Hand entgegen: "Crawler heiße ich, Derrik Crawler, wenn es recht ist?! Und ich nehme an, ich habe die Ehre mit Herrn Salomon?! Fritz Salomon, wenn ich mich recht entsinne?!". Der Onkel schüttelte sowohl die Hand des Jünglings als - bei der promten, recht wortgetreuen Übersetzung seines Neffen - auch seinen eigenen Kopf: "Man, wo haste denn den feinen Pinkel aufgegabelt. Hat die Ehre und entsinnt sich recht! Den Krauler und das Salomon kannste gleich stecken lassen, Bürschchen. Ick bin der Fritz, und Du bist also der Rick!". Crawler schüttelte ein wenig eingeschnappt den Kopf: "Nicht der Rick, Derrik!". Aber Onkel Fritz winkte nur müde ab: "Na meinetwegen auch Derrick. Klingt zwar wie so ein Kriminaler aus der Flimmerkiste, aber wenn es Dir glücklich machen tut. Was mir jetzt viel mehr interessiert, ist, wer die scharfe Braut da ist, die sich im Rücken von Dir und Tiny-Tim verstecken tut. Komm ruhig näher, Mädchen, ick beiße nich! Außer man tut mir ganz lieb drum bitten!". Yelena drängelte ein wenig verlegen sich zwischen Tim und Derrik durch, während Lukas sie seinem Onkel bereits vorzustellen begann: "Das ist sie ... meine Yelena, von der ich Dir schon im letzten Brief geschrieben hab. Die Frau, die in Kürze meine Frau werden soll!". Onkel Fritz hatte inzwischen Yelenas zittrige Hand ergriffen und schüttelte sie, daß der gesamte an ihr befindliche Frauenkörper vibrierte. Dazu säuselte er: "Na, Menschenskinder! Was für ein Zuckerschneckchen! Lucky Luke, ick sehe, Du verstehst nich nur was von 1A Scotch, sondern auch von ausgesprochen schnuckligen Frauen! Na, genug Süßholz geraspelt fürs Erste. Und nun mal nischt wie rein in die gute Stube" ...

      [Ende Teil 1 - Wird fortgesetzt]
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von sven1421 ()

    • Super, unsere Reisegruppe ist ohne Probleme in Berlin angekommen. :thumbs02: Mit dieses lautes Pappkarton, wie Yelena so schön gesagt hat. Das hat mir super gefallen. Überhaupt das Deutsch von Yelena finde ich total gut. Und dann der göttliche Onkel Fritz. Über den habe ich mich ja wirklich amüsiert. :thumbs02: Das war jedenfalls ein super guter Teil. :clappingsmi3: Ich hatte mich nicht umsonst darauf gefreut.
      Und jetzt bin ich schon gespannt auf den nächsten Teil und die Erlebnisse unserer vier Reisenden. :freudentanz: Und lieben Dank fürs Schreiben. :danke:

      Ach ja, dankeschön, dass Du uns das Foto nochmal eingestellt hast. Das ist im Film nämlich wirklich etwas untergegangen. Heiße Idee uns auch noch mal auf der Motorhaube zu verewigen. Dankeschön auch dafür. :thank you:

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"
    • So, dann wird es Zeit hier mal wieder eine kurze Zwischenmeldung zu geben.
      Zunächst natürlich ==> DANKE lieber Sven! Du schaffst es immer wieder mich mit lebendigen Schilderungen zu packen. Wie kommt es z.B., dass ich bei deiner Erzählung an meine Polenreise von 2008 denken musste?? :grin_still:

      Und den Onkel Fritz kann ich mir auch lebhaft vorstellen. Aber "älterer Herr" ist wohl schon eine nette Umschreibung, wenn Lukas schon 65 ist, dann dürfte Onkel Fritz doch schon mindestens 80 sein, oder? Noch ganz schön fidel der alte Knabe. Bin gespannt auf weitere Episoden mit ihm. :love_sigh:

      Besten Dank für die Würdigung in Schrift und Bild. Im Filmchen war es mir leider doch glatt durchgegangen. Gut, das der Künstler noch mal drauf hingewiesen hat. :anbet:

      liebe Grüße vom drittel Trio. :squint:

      (und übrigens, ohne Scheiß, ich hatte tatsächlich auch einen Onkel Fritz aus Berlin - leider bereits verstorben)
      Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
    • claudia312 schrieb:

      Du schaffst es immer wieder mich mit lebendigen Schilderungen zu packen. Wie kommt es z.B., dass ich bei deiner Erzählung an meine Polenreise von 2008 denken musste?? :grin_still:
      Keine Ahnung! Denn auch wenn ich von Deiner Reaktion sehr beeindruckt bin, dann muß ich zu meiner Schande gestehen, selbst noch nie im Leben in Polen gewesen zu sein. Hat sich einfach noch nicht so ergeben. Wie so oft entspringen meine Phantasien einzig und allein dem, was ich aus Film und Fernsehen kenne bzw. im Internet recherchiert habe. Allein bei meinem folgenden Berlinrundgang beziehe ich eigene Erlebnisse mit ein, die ich dann mittels Internetrecherchen auf den neusten Stand brachte. Umso erfreulicher, daß es so wirkt, als hätte ich es selbst erlebt. Das aber dürfte dann wohl meine ganz besondere Gabe sein. :wolke_7:

      Saxi schrieb:

      Super, unsere Reisegruppe ist ohne Probleme in Berlin angekommen. :thumbs02: Mit dieses lautes Pappkarton, wie Yelena so schön gesagt hat. Das hat mir super gefallen. Überhaupt das Deutsch von Yelena finde ich total gut.
      Das uns beide - Yelena und mich - sehr freuen und wir uns bemühen, noch vieles schöne wörtliche Reden von taffes Frau aus Osten einfügen werden! :grin_still:

      Saxi schrieb:

      Und dann der göttliche Onkel Fritz. Über den habe ich mich ja wirklich amüsiert. :thumbs02:

      claudia312 schrieb:

      Und den Onkel Fritz kann ich mir auch lebhaft vorstellen. Aber "älterer Herr" ist wohl schon eine nette Umschreibung, wenn Lukas schon 65 ist, dann dürfte Onkel Fritz doch schon mindestens 80 sein, oder? Noch ganz schön fidel der alte Knabe. Bin gespannt auf weitere Episoden mit ihm. :love_sigh:
      Der gute Mann ist tatsächlich etwa 90, wie er zu gegebener Zeit auch selbst noch einmal anmerken wird. Ja, und er ist noch unheimlich rüstig. Aber ich hab auch schonmal eine Frau kennengelernt, die mit 105 Jahren noch die Kinder in ihrer Nachbarschaft betreut hat, wenn die Eltern abends ausgingen. Von daher geht das schon i.O. denk ich, zumal ich mit meiner Geschichte auch immer wieder mal zeigen will, daß man als Rentner noch lang nicht zum alten Eisen gehören muß - quasi RÜSTIG statt ROSTIG! :daumen:

      claudia312 schrieb:

      (und übrigens, ohne Scheiß, ich hatte tatsächlich auch einen Onkel Fritz aus Berlin - leider bereits verstorben)
      Ich hatte einen Opa, der Fritz hieß. Auch der ist leider schon lange tot. Er nahm sich durch Selbststrangulation das Leben, als der Krebs schon dabei war, ihm vom Ohr aus das Hirn zu zerfressen. Vieles, was ich gelernt habe, besonders von der Schönheit der Natur, verdanke ich ihm. Und auch das Zählen und erkennnen von Ziffern und Buchstaben hat er mir beigebracht. Wir haben viel zusammen gebastelt und er hat mich auf dem Kindersitz seines Rades durch die Dörfer kutschiert. Die Figur des Onkel Fritz (zusätzlich angelehnt an Max und Moritz Käferstreich) ist seinem Andenken gewidmet. Und es ist schon interessant zu hören, daß sie dann zusätzlich noch unbeabsichtigter Weise so genau mit einem Menschen aus Deiner Vergangenheit übereinstimmt. Übrigens hab ich meinem Opa auch bildlich ein Denkmal gesetzt, ganz am Anfang des Berlinvideos, auf dem Schwarzweißbild, daß ich auch hier gern nochmal zum Besten gebe:

      Saxi schrieb:

      Das war jedenfalls ein super guter Teil. :clappingsmi3: Ich hatte mich nicht umsonst darauf gefreut.
      Das freut mich nun wieder außerordentlich, und ich hoffe, Du hast am Lesen der nächsten Teile genauso viel Spaß wie ich am Schreiben. :cool1:

      Saxi schrieb:

      Ach ja, dankeschön, dass Du uns das Foto nochmal eingestellt hast. Das ist im Film nämlich wirklich etwas untergegangen. Heiße Idee uns auch noch mal auf der Motorhaube zu verewigen. Dankeschön auch dafür. :thank you:

      claudia312 schrieb:

      Besten Dank für die Würdigung in Schrift und Bild. Im Filmchen war es mir leider doch glatt durchgegangen. Gut, das der Künstler noch mal drauf hingewiesen hat. :anbet:
      Ja, wie gesagt, mein Trio ist mir schon irgendwie ans Herz gewachsen, beflügeln mich Eure tollen Kommentare doch immer wieder aufs Neue. :angel:

      Saxi schrieb:

      Und lieben Dank fürs Schreiben. :danke:

      claudia312 schrieb:

      Zunächst natürlich ==> DANKE lieber Sven!
      Bittesehr, die Damen! :zwinker:

      claudia312 schrieb:

      liebe Grüße vom drittel Trio. :squint:

      Saxi schrieb:

      Und jetzt bin ich schon gespannt auf den nächsten Teil und die Erlebnisse unserer vier Reisenden. :freudentanz:
      Na dann, hereinspaziert! Nach dem erfolgreichen Kommentieren durch eine Zweidrittelmehrheit meines Trios geht es nun nämlich nahtlos weiter ....

      Episode 18: Auf großer Entdeckungsreise [Teil 2]

      Am Holztisch in der kleinen Küchennische von Onkel Fritz' Zweizimmerwohnung kam man bei Malzkaffee und Kuchen rasch ins Gespräch. Das merkwürdige Getränk, welches Fritz - zur Belustigung seiner englischsprachigen Gäste - immer wieder als Muckefuck anpries, war mit seinem bitteren Geschmack und dem pelzigen Gefühl, welches sein Erstgenuß auf der Zunge hinterließ, sicher ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aber mit einem Stück puddinggefüllten Liebesknochen ließ sich das schnell wieder ausgleichen. Lukas erzählte seinem Onkel von der abenteuerlichen Reise und von den Spuren des verschollenen Bernsteinzimmers, welche allesamt immer wieder bei einem Mann namens Röder alias Rohde zusammenzulaufen schienen. Er bat Timmy, seinem Onkel einmal das Bild des Mannes zu zeigen. Sein Schützling klappte den Laptop auf und präsentierte innerhalb weniger Sekunden den entsprechenden Bildschirmausdruck. Onkel Fritz angelte seine Brille vom Küchenschrank und starrte einige Sekunden gebannt auf den Monitor. Dann nickte er und sprach: "Und ob ick die Visage kenne! Aber der Kerl heißt weder Röder noch Rohde, der hieß Klops und den haben schon anno 1947 die Würmer zu fressen angefangen!". Damit lief er aufgeregt in seine kleine Wohnstube, von wo er wenige Minuten später mit einem dicken alten Fotoalbum in Händen zurückkehrte. Er schlug eine der mittleren Seiten auf und deutete mit dem Zeigefinger auf eine vergilbte Schwarz-Weiß-Fotografie, die ein Pferdegespann zeigte, neben dem ein Mann in Arbeitskluft lief. Das Gesicht des Mannes auf dem Foto ähnelte dem des Alfred Rohde wie ein Ei dem anderen. Auf dem im Album eingeklebten Foto aber stand am weißgezackten Bildrand in einer merkwürdig verschnörkelten Schreibschrift etwas, was Lukas beim besten Willen nicht entziffern konnte. Und so bat er seinen Onkel, ihm den handschriftlichen Vermerk vorzulesen. Fritz Salomon aber meinte nur lachend: "Ach das ist nichts. Nur eine Widmung in Sütterlin, altdeutscher Schreibschrift eben: Zur Erinnerung an Fredy Klops für Stutenfriedel. Klops hat mich immer so genannt, weil ich ja eigentlich Friedrich heiße und mal ein Gestüt hatte". Dem Svenssonvierer standen durchgehend die Münder offen. Da fragten sie sich schon seit der Entdeckung der blutigen Bildinschrift, was es mit diesem merkwürdigen Stutenfriedel auf sich habe, und dann saßen sie ihm hier in einer kleinen, unscheinbaren Berliner Mietswohnung plötzlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Fritz nahm derweil wieder Platz und begann nichtsahnend zu erzählen: "Mal nachdenken: Mein erstes Zusammentreffen mit diesem Klops?! Also, das muß Ende Januar 1946 gewesen sein. Deine Eltern, ick und meine Minna - Gott hab sie selig - hausten damals schon ein paar Monate lang in einer alten Scheune in dem kleinen Dorf Beetz nordöstlich von hier. Eines Abends traf so ein maulfauler Kerl in Begleitung von zwei jüngeren Burschen mitsamt drei großen Pferdewagen ein. Auf jedem der Wagen aber lagen zwei große, schwere Kisten - fortlaufend durchnummeriert. Und überall waren Adolfs Pleitegeier sowie die Schriftzüge "Geheime Reichssache" und "BSZ" draufgestempelt. Der Schweigsame hatte die merkwürdige Ladung zwar notdürftig mit Dachpappe abgedeckt, aber was meinereiner war, den machte die Geheimnistuerei des Neuen natürlich erst recht neugierig. Wie ick den Typ darauf ansprach, wurde der richtig wütend und drohte mich Prügel an. Das hab ick mir nich zweimal sagen lassen und hab ihm dermaßen das Fell versohlt, daß er tagelang kaum kriechen konnte. Mein Mut und meine Schlagfertigkeit müssen dem Spinner irgendwie imponiert haben. Jedenfalls hat er sich mir als Fredy Klops aus Königsberg vorgestellt. Ick hab ihm erzählt, daß ick bis zu meiner Flucht einen Kilometer außerhalb von Königsberg ein Gestüt hatte, worauf er mir anvertraute, daß er in ein paar Tagen vorhätte, weiterzuziehen in die Reichshauptstadt. Und er könne nach dem Ausfall eines seiner Begleiter noch einen zuverlässigen, kampferprobten Burschen wie mich brauchen. Da ick auch selber schon mit dem Gedanken gespielt hatte, nach Berlin überzusiedeln, um da mein Glück zu versuchen, schlug ick ein. Zwei Tage später sind wir vorm ersten Hahneschrei in der Dämmerung losgezogen. Im Kremmener Luch - einem nahegelegenen sumpfigen Landstrich - schlossen sich uns 8 weitere jungsche Kerls mit nochmals 9 Pferdewagen im Schlepp an. Gemeinsam zogen wir in einem fünftägigen Gewaltmarsch bis an die Berliner Stadtgrenze. Hier erst weihte mir Klops in seinen Plan ein. Er behauptete, in den insgesamt 24 schweren Holzkisten auf den 12 Pferdewagen befinde sich ein extrem gefährlicher chemischer Kampfstoff - eine Art neue Wunderwaffe des Führers, hergestellt Ende 1944 im sogenannten Bayrischen Seuchen-Zentrum BSZ, einer getarnten Giftgas-Forschungsanlage. Das tödliche Zeugs dürfe weder den Russen oder den Amis, noch den Tommys - ganz zu schweigen von den Franzmännern - in die Hände fallen, und müsse daher unbedingt für alle Zeiten unauffindbar verschwinden. Klops behauptete weiter, er kenne im Herzen Berlins - unter dem Stadtschloß - eine Art unterirdische Höhle, die über einen U-Bahn-Nebenschacht vom Bahnhof Hausvogteiplatz aus zu betreten sei. Bei Nacht und Nebel setzten wir uns mit den Wagen in Richtung Stadtmitte in Bewegung. Wir mußten dabei äußerst vorsichtig sein, um keiner alliierten Streife ins Netz zu gehen. Gegen 3 Uhr morgens waren wir am U-Bahnhof angelangt und begannen, die Kisten durch das Labyrinth unterirdischer Gänge an den vorgesehenen Bestimmungsort zu schaffen. Die verfluchten Kisten waren so schwer, daß man sie mit jeweils 3 Mann schleppen und unterwegs ständig absetzen mußte. So dauerte die ganze Aktion - trotz unseres ununterbrochenem Rein und Raus - bis gegen 5.45 Uhr in der Früh. Klops ließ uns anschließend alle 11 im Schacht neben der Höhle antreten und verteilte Schnaps. Apropos Schnaps, meine Lieben ...".

      Mit diesen Worten griff Onkel Fritz zur Verwunderung seiner Besucher zu einer auf dem Küchenschrank stehenden Flasche mit Klarem und fischte dazu fünf Gläser aus dem Regal. Dem Brotkasten entlockte er außerdem vier Bierflaschen, die er mit geübter Hand mittels Flaschenöffner von ihren Kronkorken befreite. Und Yelena zuzwinkernd meinte er: "Für die Dame hab ick da noch ganz was Edles in petto. Für so wichtige Anlässe wie den hier wartet nämlich im Kühlschrank noch eine halbe Pulle Rosenthaler Kadarka, ein ganz ein lieblicher Roter". Dazu stellte er ihr freudestrahlend ein Sektglas vor die Nase. Und während Yelena den edlen Tropfen samt Weinflasche seinem eisigen Gefängnis entriß, baute der Hausherr vor Lukas, Tim und Derrik je eine enthauptete Bierflasche und ein Schapsglas auf, welches er zuvor randvoll mit 40 prozentigem Inhalt befüllte. Dann rieb er sich die Hände und meinte: "Für jeden der Herren eine Molle und ein Korn, wie es sich gehören tut! Und für die Dame einen Rebensaft, teure Yelena. In diesem Sinne: Prost allerseits! Zum Wohl! Cherio und Na zdarowje!". Yelena nippte vorsichtig an ihren Eiswein, während Fritz, Lukas und Tim erst ihre Schnapsgläser leerten, um sich dann dem zimmertemperierten Bier zuzuwenden. Nur Derrik machte ein angeekeltes Gesicht, während seine Nase allein beim Anblick des Alkohols wild zu zucken begann. Er schob sein Schapsglas von sich weg, was dem aufmerksamen Gastgeber natürlich nicht lange verborgen blieb. Onkel Fritz blickte ein wenig mürrisch auf den Abtrünnigen, der aber fand flugs eine Ausrede für seine deutlich zur Schau gestellte Abstinenz: "Ich muß noch fahren, Fritz. Wir sind nämlich mit dem Auto hier!". Tim Hackerman zwinkerte Onkel Fritz zu und berichtigte: "Nun, Auto ist wohl etwas übertrieben. Was Derrik - der übrigens keine Promille verträgt - meinte, ist unsere zweifarbige Pappschachtel auf vier Rädern". Onkel Fritz verstand die etwas abfällige Andeutung des Svensson-Schützlings: "Oh, junger Freund, nischt gegen den guten ollen Trabi. Noch bis vor wenigen Jahren nannte ick selber einen himmelblauen Ableger jener ostdeutschen Erfolgsreihe mein Eigen. Was hingegen unseren anonymen Antialkoholiker angeht: Da ist auch noch eine Milch im Kühlschrank, sogar fettarm, wenns beliebt! Den Trabi kannst Du aber trotzdem stehen lassen, in unserer kleinen Weltstadt kommt man mit Bus und Bahn nämlich eh schneller zum Ziel. Apropos Ziel! Da fällt mir ein, ick war ja mit meiner Geschichte vorhin noch gar nich am Ende angelangt: Der Klops hatte uns also alle versammelt, als er mir plötzlich aus heiterem Himmel befahl, schonmal vorzugehen und am U-Bahneingang nach dem Rechten zu sehen. Schließlich wolle er nicht, daß die bisher so glatt verlaufene Aktion noch 5 vor 12 daran scheitere, daß man uns beim Verlassen des U-Bahnhofs erwischt. Auch wenn ick den Sinn nich wirklich kapierte, tat ick, wie mir geheißen und stand draußen Schmiere. Es waren etwa 5 Minuten vergangen. Auf dem Platz rund um den U-Bahneingang herum war weit und breit keene Menschenseele zu sehn. Ick wollte also wieder zurück in den U-Bahnhof, als ein gewaltiger Rumms die Erde erbeben ließ. Kurz danach gab es noch einen zweiten Knall. Aus dem U-Bahnschacht aber stiegen vom selben Moment an minutenlang dicke Staubwolken hoch. Als sich die staubigen Nebel lichteten, bin ick wieder runter in den Bahnhof. Aber der Zugang zum Nebenschacht war komplett verschüttet. Ick hab noch eine halbe Ewigkeit nach Klops und den andern gerufen, ohne daß irgendwas zu hören war. Als ick wieder nach oben kam, war es schon taghell draußen. Am nächsten Tag bin ick zur Alliierten Stadtverwaltung gegangen und hab Fredy Klops und meine 10 Mitstreiter, deren Nachnamen ick nich mal kannte, als vermißt gemeldet. Ende der fuffziger Jahre bekam ick dann Nachricht, daß Klops nie wieder aufgetaucht sei und deshalb von Amts wegen mit Stempel und Unterschrift für tot erklärt würde. Aus die Maus!". Lukas nickte: "Und damit schließt sich die Lücke. Fredy Klops alias Alfred Rohde, der nach seinem vorgetäuschten Tod Ende 1945 mitsamt den Bernsteinzimmerkisten von Königsberg in Richtung Westen aufbrach, inszenierte nach dem Verstecken seines geliebten Schatzes seinen Tod, um wenig später mit neuen Papieren als Alfred Röder im Westen Deutschlands putzmunter wieder aufzutauchen. Vermutlich wollte er warten, bis Gras über die Sache mit dem verschwundenen Bernsteinzimmer gewachsen war, um die Kisten dann wieder aus dem Versteck zu holen. Leider kam ihm dabei aber die Sache mit der Tötung Falschmüntzers dazwischen. Er geriet ins Gefängnis und verstarb dort. Um sein Geheimnis nicht mit ins Grab zu nehmen, hinterließ er mit seinem Blut auf dem Bild seines Zellengenossen den Namen des einzigen noch lebenden Mitwissers um das Versteck des Bernsteinzimmers - Stutenfriedel aus Königsberg. Verstehst Du, Onkelchen, Du bist der Schlüssel zum Bernsteinzimmer. Und in den 24 geheimnisvollen Kisten mit der Aufschrift BSZ ist nichts anderes als die komplette Bernsteinvertäfelung enthalten. Also, worauf warten wir noch?! Laßt uns endlich aufbrechen und den Schatz heben!".

      Timmy holte in diesem Moment aufgeregt sein Handy aus der Tasche und gab zu bedenken: "Ist es nicht an der Zeit, daß wir Mister Freakadelly in unsere Erkenntnisse einweihen. Wenn wir in ein paar Stunden tatsächlich im Besitz des jahrzehntelang verschollenen Bernsteinzimmers sein sollten, so wird das schließlich weitreichende Konsequenzen von internationlem Ausmaß mit sich bringen. Das Ganze ist dann sicher rasch eine Nummer zu groß für uns allein, oder?!". Derrik Crawler, den Svenssons Tatendrang angesteckt zu haben schien, winkte nur müde ab: "Ach, Du Angsthäschen! Über die Einbeziehung des Yard können wir immer noch nachdenken, wenn wir die Kisten erstmal gefunden haben. Außerdem hat der alte Knabe Freakadelly im Moment eh genug um die Ohren - die bevorstehende Scheidung seiner einzigen Tochter von diesem Egomanen Wannabe und seine Pläne für einen vorzeitigen Ruhestand zum Beispiel. Ne Jungs, ich schlag vor, wir machen uns erstmal allein auf Schatzsuche!". Lukas Svensson runzelte die Stirn: "Halt Derrik, ich glaube, Timmy hat ganz recht! Es ist an der Zeit, Harold Freakadelly mit ins Boot zu holen. Allerdings wirklich nur ihn allein! Solange unklar ist, ob und wo es im Yard eine undichte Stelle gibt, können wir keinem anderen trauen. Timmy, wenn Du erlaubst, übernehme ich den Anruf?! Ich hab hier irgendwo Harrys Privatnummer notiert". Damit kramte er zielsicher aus seiner Manteltasche einen kleinen zerknüllten Notizzettel hervor. Dann ließ er sich von Tim das Handy aushändigen und wählte die aufgeschriebene Nummer. Die Mailbox meldete sich, und Lukas unterbrach die Verbindung per Knopfdruck. Dazu murmelte er: "Komisch, der gute alte Harry hat doch sein Handy sonst immer dabei". Derrik aber spottete: "Naja, vermutlich hat Dirty Harry sein Hörgerät ausgeschaltet und darum das Klingeln seiner Telefons nicht gehört!". Timmy ließ sich sein Handy zurückgeben und schüttelte dabei den Kopf: "Alles Quatsch! Ich versuchs mal bei ihm im Büro. Das ist um diese Zeit auf alle Fälle besetzt". Tim Hackerman suchte die Nummer aus seinem Kurzwahlverzeichnis heraus und wählte sie dann per Knopfdruck an. Zu seiner Verwunderung meldete sich am anderen Ende nicht die vertraute Stimme von Freakadellys Chefsekretärin Claudia Palmer, sondern das honigsüße Stimmchen einer ihm völlig Unbekannten: "New Scotland Yard. Büro des Chiefsuperintendents. Sabrina Meltstone am Apparat. Was kann ich für Sie tun?". Timmy war für einen Moment sprachlos. Ein merkwürdiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel, die Augen rollten ganz verlegen hin und her, und seine Wangen färbten sich leicht rosa. Schließlich stotterte er ein wenig unbeholfen in sein Mobiltelefon: "Hier ist der Timmy ... der Hacker ... man. Tim Hackerman, Personalnummer 0815-007, Angestellter des Yard ... äh in der Personalabteilung ... Sabrina, was für ein entzückender Name für ein Geschöpft mit einer so sanften Stimme ... Äh, Ent ... Entschuldigung ... ich wollte ... ich wollte nicht ... also nicht Sie ... sondern ... äh den Chief ... also den Freak ... adelly ... den Boß ... naja, Sie wissen schon! Ist der nicht da?!". Einen Moment lang war es totenstill am anderen Ende. Dann meldete sich leise schluchzend das süße Stimmchen Sabrinas zurück: "Oh, Mister Hackerman. Tim. Ja, dann wissen Sie es also noch gar nicht?! Lesen Sie keine Zeitung und hören Sie keine Nachrichten?! Harold Freakadelly ist tot, ermordet worden bei einem terroristischen Sprengstoffanschlag auf der Yacht von Mister Wannabe". Tims eben noch so verzücktes Gesicht erstarrte, und entsetzt rief er ins Telefon: "Wie bitte?! Das kann doch nicht wahr sein! Ist Charles Wannabe etwa auch ...". Sabrina erriet den Gedanken ihres Gesprächspartners: "Nein, nein! Chiefsuperintendent Wannabe lebt und leitet derzeit kommissarisch das Yard sowie alle laufenden Ermittlungen. Ich selbst bin ja auch nur aushilfsweise als Chefsekretärin tätig, weil sich Miss Palmer am Tag von Mister Freakadellys Tod krank gemeldet hat. Soll ich Sie jetzt vielleicht zu Mister Wannabe durchstellen?!". Timmy überlegte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf und sprach: "Nein danke, nicht nötig! Wenn ich wieder in London bin, meldete ich mich gelegentlich selbst bei Ihnen ... äh ihm. Ciao!". Entgeistert beendete er das Telefonat. Dann starrte er zu Lukas herüber und stammelte: "Tot ... Freakadelly ist tot ... ermordet ... auf Wannabes Yacht ... Und Wannabe leitet die Ermittlungen im Yard ... Mein Gott!". Eine einsame Träne lief über Tim Hackermans Wange. Lukas aber schlug ohnmächtig die Hände vors Gesicht: "Harry! Nein, nicht doch Harry! Er war doch schon so gut wie draußen, wollte nochmal ganz neu anfangen. Ein neues Leben im Ruhestand mit seiner Familie. Und nun das! Welcher Mistkerl hat ihm das nur angetan?". Yelena legte ihren Arm um den in sich zusammensinkenden Ex-Inspektor und zog ihn ganz nah zu sich heran. Derrik Crawler aber schlug mit der Faust auf den Tisch: "Schon wieder eine Bombe! So ein feiges Pack! Genau wie dieser Kowarno! Wahrscheinlich ist Ihnen der Alte irgendwie auf die Schliche gekommen und wollte einen der Terrorbrüder zur Rede stellen. Und bestimmt sind die Dreckskerle jetzt auch schon hinter dem Bernsteinzimmer und damit auch hinter uns her. Und was Wannabe als neuen Yardchef angeht, den können wir ja wohl kaum ins Vertrauen ziehen, oder?! Also ist es am Ende doch an uns, den Schatz allein zu bergen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren! Also los jetzt!".

      [Ende Teil 2 - Wird fortgesetzt]
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    • sven1421 schrieb:

      Zitat von »claudia312«
      Du schaffst es immer wieder mich mit lebendigen Schilderungen zu packen. Wie kommt es z.B., dass ich bei deiner Erzählung an meine Polenreise von 2008 denken musste?? :grin_still:

      Keine Ahnung! Denn auch wenn ich von Deiner Reaktion sehr beeindruckt bin, dann muß ich zu meiner Schande gestehen, selbst noch nie im Leben in Polen gewesen zu sein.
      Echt nicht?? Wow, dann hast du wirkliche eine besondere Gabe. (wie Karl May, der beschrieb auch die Handlungs-Orte seiner Romane immer ziemlich genau, und das ohne Internetrecherche - fiel mir grad so ein :rolleyes: ) Oder wir zwei haben eine blühende Vorstellungskraft....

      sven1421 schrieb:

      Entgeistert beendete er das Telefonat. Dann starrte er zu Lukas herüber und stammelte: "Tot ... Freakadelly ist tot ... ermordet ... auf Wannabes Yacht ... Und Wannabe leitet die Ermittlungen im Yard ... Mein Gott!".
      :eek: Huhu, hat hier schon jemand von den Anwesenden bemerkt, dass Freakadelly auf der Yacht von Wannabe umgekommen ist und Wannabe noch lebt?? Da muss doch der Spürsinn jedes Kriminalisten sofort anspringen und sich fragen: "Was hat Harry alleine auf einerYacht gemacht, die ihm nicht gehört?" Wo doch durchaus bekannt ist, dass Freakadelly und sein Schwiegersohn nicht die allerdicksten Freunde sind.
      Na, bei unserem Lukas werden sicher bald alle Alarmglocken angehen, wenn der erste Schock überwunden ist!

      Soso, und unser Onkel Fritz steckt also unwissentlich mitten in der Bernsteinzimmergeschichte. :10: Na, dann mal noch einen Kurzen auf den Schreck und schnell auf zum Hausvogteiplatz, dem Geheimnis weiter auf der Spur. Nicht das ihnen wieder irgendwer zuvor kommt und wir doch noch immer nicht erfahren, was aus dem Kunstwerk geworden ist...

      liebe Grüße, claudia
      Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
    • Super Fortsetzung muß ich sagen. :thumbs02: Also Onkel Fritz finde ich echt klasse. :thumbs02: Aber dass er unwissentlich mit der Bernsteinzimmergeschichte zu tun hat, hätte ich jetzt auch nicht gedacht. :eek:
      Ja liebe Claudia, ich habe sehr wohl bemerkt, dass Freakadelly auf der Yacht von Wannabe umgekommen ist. Und Wannabe noch lebt. Ist schon alles sehr merkwürdig. Ich höre die Alarmglocken schon schrillen bei unserem Lukas. :daumen: Ich bin mal gespannt wie das weitergeht und ob sie am Hausvogteiplatz fündig werden.

      Jetzt freue ich mich schon auf die Fortsetzung :freudentanz: und dankeschöööön fürs Schreiben. :danke:

      Übrigens gabs in unserer Familie auch mal einen Onkel Fritz. Aber nicht aus Berlin. Ist der Patenonkel meines Bruders und außerdem war er Oberst.
      Das mit Deinem Opa tut mir sehr leid. War ja alles krass. Das mit Selbststrangulation gabs bei uns auch. War mein Onkel.

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"
    • @claudia312 und Saxi: Einmal mehr vielen Dank für Eure interessanten Kommentare, die zeigen, wie sehr auch Euch meine kleine Geschichte beschäftigt, und die mich u.a. wieder dazu angeregt haben, ein paar Passagen in den kommenden Abschnitten meines Romans zu überdenken und umzuschreiben. Laßt uns doch mal gemeinsam schauen, wie es mit unserem Exspektor und seiner illustren Gesellschaft so weitergeht! :daumen:

      In diesem Sinne, liebe Svensson-Fan-Gemeinde, darf ich Euch herzlichst einladen zu einem sonntäglichen Rundumpaket für Leib und Seele: beginnend mit einem kulturell-geschichtlichen Kirchbesuch inklusive musikalischem Intermezzo und anschließendem kleinem Imbiß plus Kurzauftritt eines prominetem Künstlers ... :wolke_7:

      Episode 18: Auf großer Entdeckungsreise [Teil 3]

      Onkel Fritz zügelte den Tatendrang des abenteuerlustigen Inspektors, indem er ihn am Ärmel seiner Jacke packte und dabei ganz entschlossen entgegnete: "Nun mal langsam mit die jungen Pferde! Gut Ding will Weile haben. Erstmal sollten wir in aller Ruhe das Gelände sondieren, um dann zu nächtlicher Stunde möglichst unbemerkt zum Schatz vorzudringen. Also, Mädels und Jungs, was haltet Ihr zur Ablenkung und Aufmunterung von ein wenig Sightseeing. Ick zeig Euch mal ein bißchen was von mein Berlin. Und anfangen tun wir mit dem Naheliegendsten von allem - einem Bauwerk, in dem vor etwa 20 Jahren ein Volk aufstand und damit eine friedlich-revolutionäre Lawine in Bewegung setzte, die weltweit ihresgleichen sucht und letztlich die olle Berliner Mauer zu Fall brachte - der Gethsemanekirche". Lukas und Tim nickten nur stumm. Eine Viertelstunde später standen alle bereits am Westportal des - alles in seiner Umgebung überragenden - Kirchenbaus, unmittelbar vor einer großen Jesusstatue. Onkel Fritz gab dazu mit stolzgeschwellter Brust den geschichtsbewanderten Reiseführer: "Der Segnende Christus aus der ehemaligen Versöhnungskirche, die mitten im Mauerstreifen stand und Anfang 1985 von den DDR-Grenztruppen gesprengt wurde, hat hier nunmehr seit 1993 seinen festen Platz". Über dem Eingang der Kirche war ein Banner befestigt, welches den Schriftzug "Wachet und Betet" trug - jene Losung Jesu, unter der an gleicher Stelle im Herbst 1989 auch die sogenannten Friedensgebete standen, von denen dann die Berliner Montagsdemos ausgingen. Eine Ausstellung im Innern zeigte anläßlich des 20.Jahrestags jener Friedlichen Revolution im Osten Deutschlands die Geschichte der Kirche als Keimzelle des breiten Protests und Treffpunkt der Bürgerbewegung in der damaligen DDR. Yelena betrachtete voller Interesse die Ausstellungsstücke jener Zeit, während sich Derrik von Onkel Fritz höchstpersönlich den Weg hinauf zur Orgel zeigen ließ. Dort angelangt nahm der junge Inspektor Crawler - zum Erstaunen des greisen Onkels - sofort inmitten der riesigen Orgelpfeifen auf dem bereitstehenden Hocker platz. Er lockerte kurz seine Finger und eröffnete dann fachmännisch das Tastenspiel, mit dem er dem ehrfürchtigen Instrument sogleich die ersten Takte der düsteren Melodie von Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge BWV 565 entlockte. Und während Derrik so spielte, wurden seine Augen immer größer. Man konnte förmlich erkennen, wie er mehr und mehr in die Musik eintauchte und schließlich ganz in ihr versank. Lukas und Timmy waren derweil ein paar Meter tiefer in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Aufgeregt flüsterte der junge Hackerman: "Und Du bist Dir absolut sicher, daß er der gesuchte Verräter ist?". Lukas nickte entschlossen: "Ja, das bin ich! Dein Telefonat mit London vorhin hat nun auch meine letzten Zweifel beseitigt. Und dennoch will es mir einfach nicht in den Kopf gehen: Harold Freakadelly umzubringen, wie konnte er das nur tun?!". Timmy dachte einen Moment lang nach, dann schnipste er plötzlich mit den Fingern: "Da fällt mir gerade etwas Entscheidendes ein, was diese Frage klären könnte. Aber dazu sollten wir dann vielleicht doch lieber kurz mal nach draußen gehen". Und mit einem etwas mürrischen Blick hinauf zur Orgel ergänzte er: "Hier drin versteht man ja momentan kaum sein eigenes Wort!". Mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung und verließ gemeinsam mit Lukas Svensson das Kirchengebäude durchs Westportal.

      Im weit entfernten London saß etwa zeitgleich die Ehefrau Charles Wannabes - ganz in schwarz gekleidet - vor dem prunkvollen Spiegeltisch im kleinen Salon ihres Hauses und machte sich zurecht. In diesem Moment begann das Handy auf ihrem Schminktisch zu vibrieren. Die blonde Frau mittleren Alters hob es auf und schaute auf das Display, in welchem immer wieder der Schriftzug "Unbekannter Anrufer" aufblinkte. Neugierig drückte sie die grüne Sprechtaste und führte das Telefon an ihr Ohr. Dazu raunte sie ins Mikrofon: "Hier Janet Wannabe, wer spricht bitte?!". Am anderen Ende blieb es still, nur ein paar Verkehrsgeräusche und ein leichtes Atmen waren zu vernehmen. Energisch hakte die Angerufene nach: "Hallo, so melden Sie sich doch! Wer sind Sie und was wollen Sie von mir!". Im selben Moment kündete ein leises Piepen davon, daß der mysteriöse Anrufer aufgelegt hatte. Janet Wannabe warf einen ungläubigen Blick auf das Display, welches ihr noch einmal klipp und klar bestätigte: "Gespräch beendet". Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. Hatte sich da einfach nur jemand verwählt? ... Ein raschelndes Geräusch im nahegelegenen Schlafzimmer riß sie in dieser Sekunde jäh aus ihren Gedanken.

      In der Gethsemanekirche im Osten Berlins war Derrik Crawler derweil am Ende seines vituosen Orgelspiels angelangt. Und als sich dann in den letzten Takten noch ein paar kleine Mißtöne einschlichen, kehrte nun auch der vollkommen entrückt erscheinende Musikus wieder in die Realität zurück. Von den Besuchern der Kirchenausstellung mit stürmischem Beifall honoriert, beendete er schließlich seinen musikalischen Vortrag. Yelena, die ihm von unten aus ebenfalls applaudiert hatte, bemerkte erst jetzt die Abwesenheit von Lukas und Tim und begab sich nun auch ihrerseits zu der großen Holztür an der Westseite der Kirche. Draußen sprach derweil Lukas leise zu zu seinem Schützling: "Aber natürlich, Timmy! Das ist es! Eine Komplizin in Harold Freakadellys unmittelbarem Umfeld. Jetzt ergibt das Ganze einen Sinn. Der gute alte Harry muß dem heimtückischen Schuft wohl zu nah auf den Fersen gewesen sein. Das erfuhr dieser durch seine Informantin, und darum mußte Freakadelly sterben! Jetzt müssen wir den Verräter nur noch entlarven. Und was das angeht, hab ich auch schon einen Plan. Hör mal zu, Timmy ...". Laut knarrend öffnete sich in dieser Sekunde die Kirchentür. Yelena trat durch sie ins Freie, und sah am Fuße der Steintreppe die beiden Männer, die miteinander tuschelten. Svensson erblickte seine Angebetete, zwinkerte ihr zu und schloß sein Gespräch mit Tim flüsternd mit den Worten: "Ich sage Dir: Sobald wir den Schatz gefunden haben, wird dieser Kerl versuchen, ihn uns abzunehmen. Und dann ist er gezwungen, seine Maske fallen zu lassen". Yelena war inzwischen dicht an die Beiden herangetreten, und so standen nun alle Drei mit Lukas Svensson in der Mitte nahe der steinernen Treppe zu Füßen des Standbildes mit dem segnenden Christus. Lukas legte kurzerhand seiner Verlobten und seinem Schützling andächtig seine Hände auf die Köpfe und sprach: "Laßt mich für uns um den Segen bitten! Der Herr segne uns und behüte uns! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig! Der Herr hebe sein Angesicht über uns und gebe uns Frieden! Amen!". In diesem Moment öffnete sich erneut die hölzerne Kircheneingangstür, und Derrik und Onkel Fritz traten heraus. Während sich Lukas' Onkel beim Schließen der Tür noch einmal bekreuzigte, stürmte Derrik bereits eilig die Stufen der Treppe herab und warf sich völlig überwältigt um den Hals Svenssons. Dabei drückte er ihm einen heftigen Schmatzer auf die linke Wange und sagte: "Oh Sir Lukas, was für ein fundamentales Erlebnis. Ich danke Dir so sehr, danke für alles! Besonders dafür, daß Du mich mit Dir genommen hast auf diese Reise!". Lukas nickte und erwiderte: "Schon gut, Derrik! Jeder Mensch verdient es, daß man ihm im Leben eine Chance gibt. Nur so kann letzten Endes jeder von uns zeigen, was wirklich in ihm steckt!". Und damit machten sich Svensson und seine Begleiter im Gefolge von Onkel Fritz auf den Weg zur nahegelegenen U-Bahn-Station Schönhauser Allee.

      Auch in London traf in diesem Moment jemand seine Reisevorbereitungen. Auf dem großen, breiten Doppelbett der Eheleute Wannabe lag ein riesig anmutender Koffer, den der neue kommissarische Yardchef Charles Wannabe eilig mit Kleidungsstücken aus dem Schlafzimmerschrank bestückte. Anschließend kontrollierte er noch einmal die Funktionstüchtigkeit seiner Dienstpistole und entnahm der Nachttischschublade seinen Reisepaß, in welchem er sogleich auch die beiden Flugtickets verstaute, die bislang in der Innentasche seines Anzugjacke gesteckt hatten. Seine Frau, die dem zuvor vernommenen Rascheln nachgegangen war, betrat indes das Schlafgemach. Sie schaute der emsigen Aufbruchstimmung einen Moment lang sichtlich überrascht zu, bevor sie mit leicht vorwurfsvoller Stimme meinte: "Du hast vor zu verreisen, Charles?! Aber davon hast Du mir ja gar nichts gesagt! Ich dachte, nachdem Du die letzten drei Nächte nun doch wieder hier mit mir verbracht hast ...". Charles Wannabe unterbrach sein Tun für einen Augenblick, schaute sie etwas mitleidig an und erwiderte: "Also erstmal hab ich die letzten Nächte nicht mit Dir, sondern allenfalls neben Dir in unserem Ehebett verbracht. Und das letzendlich auch nur, weil meine Simone das Opfer eines Attentats geworden ist". Wannabes Noch-Ehefrau begann zu schluchzen: "Ja, natürlich! Deine Simone! Immer dreht sich alles nur um diese verfluchte Yacht! Und was ist mit meinem Vater?! Der ist ebenso ein Opfer dieses Attentats geworden. Aber an ihn verschwendest Du keinen Gedanken, genauso wenig wie an mich, Deine trauernde Ehefrau". Wannabe schüttelte nur müde den Kopf, während er sich mit Gewalt daran versuchte, seinen maßlos überfüllten Koffer zu schließen: "Meine Ehefrau?! Unsere Ehe besteht doch schon längst nur noch auf dem Papier - und auch dort, wenn es nach mir geht, nur noch kurze Zeit. Während unserer gemeinsamen Jahre hast Du mich nie ernstgenommen oder gar zu verstehen versucht, ständig gab es Streit um Nichtigkeiten oder weil ich nicht andauernd nach Deiner Pfeife tanzen wollte. Klar hab ich mich da mehr und mehr von Dir zurückgezogen. Und so sind wir uns am Ende nur noch fremder geworden, als wir es uns eh von Anfang an schon waren. So, und nun Schluß mit diesem sinnlosen Smalltalk. Mein Flieger wartet nicht auf mich! Ich hab jetzt im Ausland noch etwas Dringendes zu erledigen, aber wenn ich wiederkomme, dann reiche ich umgehend die Scheidung ein - versprochen! Und was Deinen Vater angeht, sein Tod tut mir natürlich sehr leid, aber er war wie ich Polizeibeamter und wußte genau, worauf er sich in seinem Job einließ. Auch mir kann bei dem, was ich jetzt vorhabe, rasch das letzte Stündlein schlagen. Und dennoch muß ein Mann tun, was ein Mann eben tun muß. Ach, sag mal, hast Du vielleicht irgendwo mein Handy gesehen?". Wannabes Frau verließ für einen Moment das Zimmer und kehrte Sekunden später mit dem vermißten Mobiltelefon Wannabes in der Hand zurück: "Du hast es gestern abend beim Nachhausekommen im Flur abgelegt, wie immer in all den vergangenen Jahren!". Bei diesen Worten entfuhr ihr ein tiefer Seufzer. Charles Wannabe aber griff nur rasch nach seinem Handy, wobei er es tunlichst vermied, ihre Hand zu berühren. Gleichzeitig murmelte er ein kaum zu verstehendes: "Ok, also dann: Danke und machs gut!". Damit stürmte er, ohne seine Frau noch eines weiteren Blicks zu würdigen, aus dem ehelichen Schlafgemach. Alles was sie noch von ihm hörte, war die hinter ihm mit lautem Knall ins Schloß fallende Wohnungstür.

      Im östlichen Berlin waren Onkel Fritz und seine Begleiter derweil vor dem Bahnhofsgebäude in der Schönhauser Allee angelangt . Lukas' Onkel aber klopfte Derrik und Timmy - die vor ihm liefen, kräftig auf die Schultern - wobei er sogleich lauthals verkündete: "Jungs, kein Aufenthalt an der Schönhauser ohne eine Kostprobe von Berlins bester Currywurscht. Und die gibt es hier bei Konnopke seit 1960. Gegründet wurde das Ganze schon 30 Jahre früher von Max und Charlotte Konnopke als Bauchladen". Damit schleppte er seine Begleiter sogleich zu einem großen Metallkiosk unterhalb der U-Bahnschienen, wo er auf die Schnelle fünf Currywürste mit Brötchen orderte. Die Dame mittleren Alters hinter der Theke zwinkerte Lukas' Onkel auffällig zu: "Na Fritze, meen Jutester, wen haste mir denn da anjeschleppt. Doch nich etwa Deine Verwandschft aus Übersee, oder wat?! Na wenn det so is, denn wolln wa unsere Jäste mal zeijen, wat sone richtje Körriewurscht is! Bittesehr, die Lädies und Jentelmänn, fünfmal Wurscht-Max mit backfrische Charlotten-Börger, jemeenhin och Schrippen jenannt!". Sichtlich begeistert ließen sich Svensson und Co die heiße Ware schmecken und stiefelten dann gestärkt die Stufen zum U-Bahnhof hinauf. Dort besorgte Onkel Fritz am Automaten noch rasch die U-Bahn-Tickets für alle. Und während unsere fünf Freunde gerade auf den Zug in Richtung Alexanderplatz warteten, wurde Lukas plötzlich von einem älteren Herrn mit gestreifetem Anzug, ebensolcher Krawatte und Filzhut - alles ganz in schwarz - angesprochen. Der langhaarige Typ formte mit seinen blassen Lippen einen Schmollmund und säuselte dann: "Hallöchen! Entschuldige Du, ist das der Sonderzug nach Pankow? Keine Panik, mein Orchester und ich, der kleine Udo, haben da nämlich so eine Art Auftritt, weißte?!". Svensson betrachtete den Uralt-Punkrocker mit prüfendem Blick von oben bis unten, dann entgegnete er kopfschüttelnd: "Ich glaube, der Zug ist schon vor einiger Zeit abgefahren, aber keine Angst! Sie wissen ja, mein Freund: Hinterm Horizont gehts weiter!". Der Langmähnige schüttelte dem Ex-Inspektor die Hand und griff sich dabei mit der anderen an die Hutkrempe: "Geiler Slogan, Du! Macht sich übrigens auch supi als Songtitel! Tschüssi und alles Gute, ich muß jetz mal eben weg, die eingestaubte Deutsche Musikszene ein bißchen aufmischen, nä!". Damit schlenderte er leise vor sich her trällernd lässig den Bahnsteig entlang, während Lukas, Yelena, Fritz, Derrik und Tim in den soeben eingefahrenen Zug einstiegen.

      [Ende Teil 3 - Wird fortgesetzt]

      EDIT: Ín meine erste kleine Krimireihen-Hommage (die zweite folgt dann bei Episode 19) hab ich hier noch einmal rasch Derriks virtuoses Orgelspiel in der Gethsemanekirche eingebaut:
      X8AhZC39TjI
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      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von sven1421 ()

    • :klatsch_freu:
      :cheezy:

      Wie immer ein Genuß! Und dazu noch Bach auf der Kirchenorgel! Hmmm....

      So, Lukas hat also schon einen festen Verdacht. Bin mal gespannt, ob wir den selben haben, oder ob sich da noch totale Überraschungen auftun.
      Wannabe ist mir zwar immer noch unsympathisch, aber von Sympathie alleine soll man sich ja nicht leiten lassen. Und bei diesem Autor würde es mich auch nur noch schwach umhauen, wenn am Ende rauskommt, das Lukas und Charles Wannabe schon seit Urzeiten dicke Freunde sind und der Chefinspektor (oder was ist er jetzt als Nachfolger Freakadellys eigentlich?) sich nur Jahrelang im Dienste der guten Sache perfekt verstellt hat. :huebsch:
      We will see.

      Gruß, claudia
      Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
    • Schon wieder so eine klasse Fortsetzung. :clappingsmi3:

      Fand ich gut, dass man gleichzeitig erfahren hat was sich in London tut und wie es in Berlin weiterging. :thumbs02: Und wie Du den guten Udo Lindenberg eingebaut hast war auch super. :thumbup:
      Na jetzt wollen wir mal sehen was weiterhin in Berlin und London passiert. Das Video ist Dir übrigens wieder super gut gelungen. :thumbsup:
      Ein dickes Dankeschön fürs Schreiben :danke: und ich freue mich schon wieder auf den nächsten Teil. :freudentanz:

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"
    • claudia312 schrieb:

      Wie immer ein Genuß! Und dazu noch Bach auf der Kirchenorgel! Hmmm....
      Ja, der Exspektor und sein Erfinder kommen einem auf ihre alten Tage nun auch noch klassisch daher. :12:

      claudia312 schrieb:

      So, Lukas hat also schon einen festen Verdacht. Bin mal gespannt, ob wir den selben haben, oder ob sich da noch totale Überraschungen auftun.
      Ja, da bin ich auch schon mal gespannt. Wundern würde es mich allerdings nicht, wäre es ja nicht das erste Mal, daß Du meinen kleinen versteckten Hinweisen und Geheimnissen frühzeitig auf die Schliche kommst. :cool1:

      claudia312 schrieb:

      Wannabe ist mir zwar immer noch unsympathisch, aber von Sympathie alleine soll man sich ja nicht leiten lassen.
      Das ist allerdings richtig. :gruebel:

      claudia312 schrieb:

      Und bei diesem Autor würde es mich auch nur noch schwach umhauen, wenn am Ende rauskommt, das Lukas und Charles Wannabe schon seit Urzeiten dicke Freunde sind und der Chefinspektor (oder was ist er jetzt als Nachfolger Freakadellys eigentlich?) sich nur Jahrelang im Dienste der guten Sache perfekt verstellt hat. :huebsch:
      We will see.
      Gewagte Theorie! Könnte glatt von mich sein! :cheesy_grin: Naja, schaun wir mal! :10:

      Saxi schrieb:

      Schon wieder so eine klasse Fortsetzung. :clappingsmi3:
      Freut mich, daß es mal wieder Gefallen fand! :)

      Saxi schrieb:

      Fand ich gut, dass man gleichzeitig erfahren hat was sich in London tut und wie es in Berlin weiterging. :thumbs02:
      Ja, hat eben gut gepaßt, da der gute alte Wannabe so langsam wieder ins Spiel zurück gebracht werden muß! :ninja:

      Saxi schrieb:

      Und wie Du den guten Udo Lindenberg eingebaut hast war auch super. :thumbup:
      Der gute alte Udo paßte einfach mit seinem Sonderzug zum Handlungsort der Geschichte wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. :05:

      Saxi schrieb:

      Na jetzt wollen wir mal sehen was weiterhin in Berlin und London passiert.
      In London passiert in dieser und der kommenden Episode nicht allzu viel, dafür gehts in Berlin aber in Kürze richtig ab. :11:

      Saxi schrieb:

      Das Video ist Dir übrigens wieder super gut gelungen. :thumbsup:
      Beim Derrik war eben am Derrick schwer vorbeizukommen. :grin_still:

      Saxi schrieb:

      Ein dickes Dankeschön fürs Schreiben :danke: und ich freue mich schon wieder auf den nächsten Teil. :freudentanz:
      Dankeschön fürs Lesen und Kommentieren! :thanks: Hier nun das letzte Häppchen von Episode 18 und als kleine Einstimmung auf Episode 19 die nächste videotechnische Krimihommage ... :wolke_7:

      Episode 18: Auf großer Entdeckungsreise [Teil 4]

      Am Alex - dem zentralen Platz im östlichen Berlin - angekommen, schlüpfte Onkel Fritz sogleich wieder in die Rolle des Reiseführers und zeigte seinen Gästen den Fernsehturm. Dazu erläuterte er: "Meine Herrschaften und die verehrte Dame, jener 365 Meter hohe Turm mit der gläsernen Kugel wird von den Berlinern aufgrund seiner Form und Funktion auch liebevoll Telespargel genannt. Wahlweise früher auch Erichs Kathedrale, weil - sehr zum Leidwesen unseres ehemaligen, atheistischen Regierungschefs - sich in seiner Kugel die einfallende Sonne in Form eines Kreuzes widerspiegelte". Als nächstes ging es zur Weltzeituhr, an welcher man zu jeder Tages- und Nachtzeit für jede der großen Weltstädte ablesen kann, was dort die Stunde geschlagen hat. Die fünf Reisenden umwanderten wieder und wieder das kreisrunde Bauwerk, bis jeder von ihnen schließlich eine Stadt für sich entdeckt hatte: Lukas Kaliningrad, Yelena Minsk, Onkel Fritz Berlin und Timmy das gute, alte London. Nur Derrik wußte irgendwie nicht so recht, wofür er sich entscheiden sollte, und blieb schließlich unsicher vor Moskau stehen.

      Ein paar Minuten später löste sich die Reisegruppe wieder aus ihren selbstgewählten Städtepartnerschaften, um nun - von Onkel Fritz angeführt - auch den Rest der Deutschen Hauptstadt zu erkunden. Vorbei am ehemaligen Haus des Lehrers mit seiner kunstvollen Bauchbinde, dem Roten Rathaus als Regierungssitz des Berliner Senats und dem davor befindlichen Neptunbrunnen ging es - unmittelbar am Spreeufer - zu einer Baustelle der besonderen Art. Hier ließ Onkel Fritz halten und erklärte: "Auf jenem Platz stand bis vor wenigen Jahren der Palast der Republik. An der Stelle des ehemaligen Berliner Stadtschlosses errichtet und wegen seiner verschwenderischen Beleuchtung auch als Erichs Lampenladen betitelt, war das Ganze als Prestigeobjekt der damaligen DDR gedacht. Ein sozialistisches Schloß sozusagen als weltweites Aushängeschild für König Erich I. und letzten und seine holde Gemalin Margot. Nach der Wende stellte sich heraus, daß der ganze noble Schuppen asbestverseucht war und abgerissen werden mußte, was vor einiger Zeit dann auch geschah. Und heutigen Tages wird hier schon wieder eifrig gebaut, um so zügig den mehrheitlich beschlossenen Wiederaufbau des historischen Stadtschlosses voranzutreiben. Für uns, meine Lieben, ist dieser Baugrund insofern interessant, als das genau darunter jene Gemäuer liegen, in denen der Königsberger Klops und ich seinerzeit die 24 Kisten einlagerten". Damit führte Onkel Fritz Lukas und seine Begleiter weiter zur nahegelegenen U-Bahnstation Hausvogteiplatz, vor deren Zugang er verkündete: "Hier sind wir damals eingestiegen. Und hier werden wir auch heute nacht wieder unter Tage gehen, um zum Versteck der Kisten vorzudringen. Gegen 1 Uhr fährt hier die letzte U-Bahn ab. Bis kurz vor halb 5 Uhr ruht dann der Bahnverkehr. Diese Zeit bleibt uns für unser Vorhaben. Das nötige Werkzeug finden wir gegebenenfalls sicher im U-Bahn-Tunnel". Lukas Svensson schaute bei den Ausführungen seines Onkels auf seine Taschenuhr. Es war inzwischen genau 17.32 Uhr, und die Sonne schickte sich langsam an unterzugehen. Genug Zeit also noch, die Berlintour fortzusetzen. Und so ging es auf der Straße Unter den Linden vorbei am Museum für Deutsche Geschichte - dem ehemaligen Zeughaus - zur Neuen Wache mit dem Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Im Innern des Gebäudes fiel Lukas Svensson im Angesicht der dort aufgestellten Kopie der Käthe-Kollwitz-Skulptur "Mutter mit totem Sohn" spontan auf die Knie. Er gedachte in einer Schweigeminute all denen, die Opfer der beiden Weltkriege, des Nationalsozialismus, des Stalinismus und der Deutschen Teilung wurden. Sein Blick fiel auf das versteinerte Antlitz der Mutter, und er mußte in diesem Moment auch an den schmerzlichen Verlust seiner Eltern denken, die er als Heranwachsender stets so schrecklich vermißt hatte. Eine Träne tropfte dabei von seiner Wange herab auf den Granitfußboden. In dieser Sekunde trat Yelena, die sich im Hintergrund gehalten hatte, zu ihrem Verlobten heran und half ihm beim Aufstehen. Arm in Arm verließen die Zwei stumm jene denkwürdige Räumlichkeit und begaben sich - unmittelbar gefolgt von Onkel Fritz, Timmy und Derrik - an der Humboldt-Universität vorbei durch das Brandenburger Tor bis hin zur Siegessäule, von der aus die römischen Siegesgöttin Victoria über die Stadt wachte. Die "Goldelse", wie sie die Berliner liebevoll nannten, strahlte und funkelte dabei im Schein der sinkenden Herbstsonne, als wolle sie ihren Besuchern aus aller Herren Länder zurufen: "Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!". Hier übernahm nun Fritz Salomon wieder die Reiseleitung, und führte seine Gäste zum Reichstag. Der Onkel tippte im Angesicht des altehrwürdigen Regierungssitzes seinem Neffen sanft auf die Schulter und sprach: "Na Junge, ick glaube, seit Deinem letzten Besuch hat sich hier in unserer Big City ganz ordentlich was getan, wie?!". Lukas aber erwiderte ein wenig verunsichert: "Ach, weißt Du, es kommt mir irgendwie so vor, als wäre ich gerade erst vor ein paar Tagen hier gewesen".

      Den Rest des zur Neige gehenden Tages verbrachte das abenteuerlustige Fünfergespann in einem der zahlreichen kleinen Caferestaurants nahe dem Bahnhof Friedrichsstraße mit einem ausgedehnten Abendmahl. Sie aßen, tranken und erzählten sich ausgiebig all ihre kleinen und großen Lebensgeschichten. Dabei kam man in geselliger Runde schließlich auch auf die kleinen Geheimnisse zu sprechen, die jeder der Anwesenden so hatte. Yelena, die nach drei Gläsern Weißwein schon ein wenig beschwipst war, buffte dabei Fritz kräftig in die Seite und lallte: "Na komm schon, Onkelchen, Du doch sicher auch etwas haben, was sonst keiner wissen von Dir, oder?!". Onkel Fritz dachte einen Moment lang angestrengt nach, dann nickte er: "Naja gut, jetzt wo Du schon fast zu unserer Familie gehörst, kann ich's Dir ja verraten. Ich hab da noch einen zweiten Vornamen väterlicherseits. In meiner Geburtsurkunde bin ich nämlich als Friedrich Wilhelm Salomon aufgeführt. Aber außer meiner seligen Minna - die mich, wenn wir unter uns waren, immer Willi nannte - wußte das bis jetzt keiner". Yelena schüttelte den Kopf: "Kerle! Immer das Gleiche! Mein Ex genauso gewesen! Auch ständig ein Riesengeheimnis um seinen zweiten Vornamen haben gemacht. Nur seine engsten Vertrauten gewußt, daß er von Vaterseite aus nochmal gleiches Vornamen getragen haben. Er immer sein - ihm als Kind prügelndes - Erzeuger nur Iwan der Schreckliche genannt haben". Onkel Fritz kratzte sich nachdenklich am Kopf, dann meinte er: "Nun ja, wie dem auch sei, meinen zweiten Vornamen kannte jedenfalls bis eben noch nicht mal mein Lieblingsneffe hier". Damit deutete er augenzwinkernd auf Lukas. Der hatte den Worten seines Onkels allerdings gar nicht zugehört, da er noch immer niedergeschlagen und fassungslos war, was die Nachricht von der Ermordung seines früheren Vorgesetzten und Freundes Harold Freakadelly betraf. Onkel Fritz, der das erst jetzt bemerkte, versuchte einmal mehr, die Stimmung wieder aufzulockern. Mit einem Faustschlag auf den Tisch verschaffte er sich kurzerhand die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Gäste und sprach: "Was meint Ihr, die Herren?! Wie wärs mit einem kleinen Spielchen unter Freunden? Kennt Ihr Armdrücken?!". Derrik und Timmy nickten eifrig, und auch Lukas ließ sich für einen Moment von seinen trüben Gedanken ablenken und erwiderte: "Wer kennt das nicht, Onkel?". Fritz Salomon krempelte bereits den Ärmel seines weißen Oberhemds hoch und meinte siegessicher: "Na, dann mal los, Jungs! Ihr Drei gegen mich!". Derrik und Tim knöpften daraufhin milde lächelnd auch ihre Hemdsärmel auf und stellten sich nacheinander dem kräftigen Unterarm ihres hochbetagten Herausforderers. Das überhebliche Grinsen verschwand dabei rasch aus ihren Gesichtern und wich einem Ausdruck kraftvoller Anstrengung. Doch auch das nützte ihnen nichts, mit leichter Hand schickte Onkel Fritz die Arme der beiden innerhalb weniger Sekunden auf die Bretter der Holztischplatte. Lukas, der noch aus seiner Kindheit um die ungeheure Stärke seines Onkels wußte, war im Gegensatz zu seinen Jungs bei seinem Versuch von Anfang an hochkonzentriert bei der Sache. Doch nach anderthalb Minuten hielt auch sein Unterarm dem gleichbleibenden Druck seines ihm überlegenen Gegners nicht länger stand. Triumphierend erhob Fritz Salomon sein Bierglas: "Männers, es tut mich leid, aber mit meinen in langen, harten Arbeitsjahren gestählten Gliedmaßen kann nun mal keiner von Euch mithalten!".

      Wieder knallte eine Faust auf die Tischplatte und brachte damit die daraufstehenden Gläser für Sekunden ins Wanken. Es war Yelena, die sich auf diese Weise - eine kräftige Schnute ziehend - zu Wort meldete: "Nö, Jungs, so das aber nicht gehen! Ihr hier Männerabend machen! Únd wo denn da bleiben Emma ... Emann ... Emanzi ... Gleichberechtigung?! Ich wollen mitspielen, ich sein starkes Mädchen! Nichts da sein mit Drei gegen Onkel Fritz - jetzt spielen Vier gegen Willi!". Demonstrativ krempelte sie den Ärmel ihres Pullovers nach oben und stellte ihr schlankes Ärmchen mit dem Ellenbogen auf dem Tisch auf. Tim, Derrik und auch Lukas standen die Münder weit offen, während Onkel Fritz anerkennend nickte und seinen Arm neben dem ihren wieder in Position brachte: "Also Mumm hat Deine Kleine, Lucky, alles, was recht ist! Na dann, zeig mal, was Du so drauf hast, Wonder Woman!". Mit leichtem Druck begann der Onkel den Wettkampf. Yelena aber spannte alle Muskeln ihres Körpers an und hielt ihm stand. Fritz erhöhte seine Anstrengungen, aber Yelenas Unterarm gab keinen Millimeter nach. Der Onkel gab noch einmal alles, doch so verbissen er sich auch bemühte, Yelena blieb eisern. Nach zwei Minuten drückte ihr stählernes Unterärmchen die gewaltige, muskelbepackte Pranke von Onkel Fritz auf die Tischplatte. Mit dem strahlenden Lächeln einer Siegerin warf Yelena beide Fäuste in die Luft und rief: "Ich sein Gewinnerin!". Und die Männer am Tisch applaudierten ihr dabei einmütig. Nur der besiegte Onkel schnaufte schulterzuckend: "Na, ick hab Dir halt gewinnen lassen, und?! Ick konnte einer schönen Frau doch noch nie nich wehtun, schon gar nich, wenn sie mir mit so großen Rehaugen anguckt wie Du, mein Mädchen!". Yelena aber erwiderte lächelnd: "Schon klar, Onkelchen! Wenn angekratztes Männerego von Dir sich besser fühlen damit?!".

      Die Stimmung in der Runde blieb noch eine ganze Zeit lang recht heiter und gelöst. Gegen Mitternacht aber erhob Lukas Svensson sein halbvolles Sektglas, bat die Anwesenden um einen Moment der Stille und sprach einen Toast aus: "Meine Lieben, auf unsere Freundschaft! Liebste Yelena, auf Deine Rettung, unsere untrennbare Liebe zueinander sowie auf unsere bevorstehende Hochzeit! Und last but not least: Auf das ehrenvolle Andenken meines guten Freundes Harold Freakadelly, der leider nicht mehr unter uns weilt! Möge sein Mörder nicht ungestraft davonkommen!". Yelena, Timmy und Onkel Fritz erhoben gerührt ihre Gläser und stießen mit Lukas an. Nur Derrik, der seinen Orangensaft gerade erst ausgetrunken hatte, mußte passen und wirkte dabei ein wenig betroffen. Eine Stunde später machten sich Svensson und Co auf den hell erleuchteten, nächtlichen Straßen Berlins auf den Weg zurück zum inzwischen gewiß menschenleeren U-Bahnhof Hausvogteiplatz, wo nun ihr Abstieg in die Berliner Unterwelt beginnen sollte ...

      [Wird fortgesetzt]

      Und nun - wie angekündigt - mein neuster Videostreich. Eine kleine Einstimmung auf die ereignisreiche Episode 19, die mit einem Wechselbad der Gefühle aufwartet.

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      BTW: Heute ist für mich übrigens ein denkwürdiger Tag. Ich habe nach ca. 5-monatiger Arbeit meinen Roman "Inspektor Svensson: Der verschollene Schatz" komplett fertiggestellt - bis auf ein paar kleine Korrekturen vllt. Und was mich selbst angeht, so bin ich äußerst zufrieden mit dem Ergebnis. Gerade die letzten drei Episoden werden noch einmal alles hergeben, was man an Spannung, Überraschungen und großen Gefühlen erwarten kann.
      Und wer nach all dem immer noch nicht genug vom Exspektor haben sollte, für den gibt es gleich zwei gute Nachrichten: Zum einen wird es auch in diesem Jahr wieder eine Adventskalendergeschichte geben - 24 kleine Episödchen zur Vorweihnachtszeit. Und zum anderen ist ab Silvester 2010 schon die nächste 21teilige Fortsetzungsgeschichte in Planung, die wiederum ganz neue Wege gehen wird innerhalb des vielschichtigen Svensson- Universums! Man darf als LeserIn also durchaus gespannt sein ... auf die kommenden Wochen, die Adventszeit sowie auf das kommende Jahr 2011!

      Euer Sven - Vater und So(h)n
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      Exklusiver Ort all meiner neuen Autor-(isierten) Hirngespinnste: SchreiberLink24.de
    • Wow, ein super Update. :clappingsmi3:

      Das war eine wirklich interessante Führung durch Berlin, einfach klasse. :thumbs02: Das mit dem Armdrücken war ja dann echt heiß. Vor allem als Yelena den guten Onkel Fritz besiegt hat. :yahoo:
      So und jetzt bin ich gespannt, was im Untergrund am Hausvogteiplatz alles passieren wird. :daumen: Und deswegen freue ich mich auch schon wieder auf den nächsten Teil :freudentanz: und dankeschön fürs Schreiben. :danke:

      Das Video ist wieder klasse gemacht. :thumbs02: Oha die Spannung steigt, wer ist dieser Unbekannte? Na wir werden es erfahren.

      Herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung Deines Romans. Wow innerhlab von fünf Monaten hast Du das geschafft. Wahnsinn, Inspektor Svensson nimmt einfach kein Ende. Suuuuuper. Da ist ja klasse, dass es den Adventskalender wieder gibt. Und dann geht es auch schon bald danach mit einem neuen Roman weiter. Also ich muss schon sagen :respekt: Und ganz dickes und herzliches Dankeschön, dass Du das alles für uns machst. :knuddel: :thank you:

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"
    • Saxi schrieb:

      Wow, ein super Update. :clappingsmi3:
      Und am Ende von meinem Kommentar zu Deinem Kommentar folgt gleich ein weiteres ... :zwinker:

      Saxi schrieb:

      Das war eine wirklich interessante Führung durch Berlin, einfach klasse. :thumbs02:
      Tja, det is eben mein Berlin, wa! Da kannste beim Führen halt nur in't Schwärmen jeraten, meine Jutste! :cool1:

      Saxi schrieb:

      Das mit dem Armdrücken war ja dann echt heiß. Vor allem als Yelena den guten Onkel Fritz besiegt hat. :yahoo:
      Ja, die liebe Yelena ist halt nicht nur ein bezauberndes, sondern auch ein starkes Mädchen. :grin_still:

      Saxi schrieb:

      Das Video ist wieder klasse gemacht. :thumbs02:
      Pate standen diesmal die Edgar-Wallace-Filme, mit denen ich groß geworden bin und die meine Leidenschaft für Krimis entfesselten. :wolke_7:

      Saxi schrieb:

      Oha die Spannung steigt, wer ist dieser Unbekannte? Na wir werden es erfahren.
      Ja, genau, und das dann bereits in der nächsten Fortsetzung. In der hier anschließenden geht es erstmal um die Suche nach DEM verschollenen Schatz. :huh:

      Saxi schrieb:

      Herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung Deines Romans. Wow innerhlab von fünf Monaten hast Du das geschafft. Wahnsinn, Inspektor Svensson nimmt einfach kein Ende. Suuuuuper. Da ist ja klasse, dass es den Adventskalender wieder gibt. Und dann geht es auch schon bald danach mit einem neuen Roman weiter. Also ich muss schon sagen :respekt:
      Ja, es gibt zur kommenden Jahreswende nochmal reichlich Svensson-Nachschlag, bevor ich ihm 2011 einen - in meinen Augen gebührenden - Abgang verschaffen werde. Und wenn Ihr mögt, dürft Ihr auch dann wieder gern daran teilhaben! :)

      Saxi schrieb:

      Und ganz dickes und herzliches Dankeschön, dass Du das alles für uns machst. :knuddel: :thank you:
      Bitteschön, gern geschehen! Aber inzwischen tu ich die ganze Schreiberei um meinen Inspektor längst auch aus eigenem Interesse. Es treibt mich ja förmlich dazu, seinem Leben und Tun immer wieder neue Erlebnisse und schicksalhafte Wendungen zu verpassen. Die Figuren selbst spornen mich quasi dazu an. Und so schreiben sich viele Handlungsstränge fast wie von selbst. :cool1:

      Saxi schrieb:

      So und jetzt bin ich gespannt, was im Untergrund am Hausvogteiplatz alles passieren wird. :daumen: Und deswegen freue ich mich auch schon wieder auf den nächsten Teil :freudentanz: und dankeschön fürs Schreiben. :danke:
      Ja, genau, ab in den Untergrund, liebe Schatzsucher-Gemeinde! :daumen: ...

      Episode 19: Überraschende Enthüllungen [Teil 1]

      Beeindruckt stand Lukas mitten auf dem großflächig angelegten Platz des Gendarmenmarktes, welcher links vom Deutschen und rechts vom Französischen Dom kunstvoll eingerahmt wurde. Vor ihm aber erhob sich mit einer gewaltigen Steintreppe das prachtvolle Gebäude des Königlichen Schauspielhauses. Hier lag ihm sozusagen die ganze Welt der hohen Bühnenkunst zu Füßen. Der Ex-Inspektor seufzte ehrfürchtig, dann machte auf dem Hacken kehrt und begab sich - festen Schrittes dem Rest seiner Truppe folgend - hinüber zum U-Bahnhof Hausvogteiplatz, gleichsam den letzten Akt der abenteuerlichen Suche nach dem verschollenen Bernsteinzimmer eröffnend.

      Die Taschenuhr des Ex-Inspektors zeigte exakt 1 Uhr und 24 Minuten, als er den Eingang zum unterirdischen Bahnhof erreichte. Yelena, die der Männerriege schon ein paar Schritte vorausgeeilt war, blieb zu seinem Erstaunen nun recht unvermittelt vor dessen Treppe stehen und rief: "Verdammt! So ein Mist!". Damit tippelte sie aufgeregt die Treppenstufen hinunter und rüttelte kräftig an dem verschlossenen, gußeisernen Gittertor, welches vor ihr den Zugang zu den Bahnsteigen versperrte. Lukas Svensson, der inzwischen ebenso wie die anderen drei Herren der Schöpfung oben an der Treppe eingetroffen war, faßte sich an die kahle Stirn und raunte: "Daran haben wir natürlich nicht gedacht, daß der Bahnhof hier während der Nachtstunden abgesperrt wird. Scheint so, als sei unsere Mission schon gescheitert, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat". In diesem Moment kam Derrik mit einem ziemlich ungewöhnlichen Vorschlag: "Ich hab da doch noch die zwei Handgranaten in meiner Jacke. Vielleicht können wir uns den Zugang ja freisprengen?!". Und während Lukas Svensson nur bedächtig sein Haupt schüttelte, bemerkte Timmy sarkastisch: "Klar, Du Einfallspinsel, und damit holen wir dann erstmal halb Berlin aus den Betten und sichern uns ganz nebenbei ein lauschiges Nachtquartier auf der nächsten Polizeiwache! Nein, mein Lieber, laß mal stecken!". Onkel Fritz, ein Liebhaber alter Krimifilme, meinte derweil - während er Yelena anschaute: "Ja, wenn wir jetzt ein paar Haarnadeln hätten! Du hast nich zufällig ein paar dabei, Kleines!". Die Befragte aber schüttelte bedauernd den Kopf. Stattdessen meldete sich nun wieder Timmy zu Wort: "Im Notfall geht ja vielleicht auch sowas hier!". Damit präsentierte er den Anderen freudestrahlend ein ganzes Bund mit verschiedengroßen Dietrichen, welches er zuvor aus seiner Hosentasche hervorgeholt hatte. Und dem allseitigen Erstaunen Rechnung zollend, ergänzte er rasch: "Manchmal vergeß ich auf Arbeit meinen Wohnungsschlüssel. Dann brauch ich den Zweitschlüssel, den ich bei uns im Keller hinter einer der Waschmaschinen versteckt hab. Um aber in den ebenfalls verschlossenen Keller zu gelangen, benötige ich wiederum ...". Derrik Crawler unterbrach den Redefluß seines Nebenmann schroff: "Soll das jetzt eine abendfüllende Geschichte werden, Timothy?! Vielleicht darf ich Dich daran erinnern, daß wir nur begrenzt Zeit haben für unsere Schatzsuche. Also quatsch hier keine Opern, sondern mach endlich das verdammte Tor auf!". Leicht eingeschnappt kam Tim Hackerman der Aufforderung des Inspektors nach und öffnete in Sekundenschnelle das Schloß. Leise knarrend gewährte das Tor dem Svensson-Quintett endlich den heißersehnten Zugang zu Berlins düsterer Unterwelt. Yelena wollte den verwaisten Bahnsteig gerade als Erste betreten, als sie Lukas am Arm packte und zurückhielt. Dazu sprach er: "Ich glaube, es ist besser, wenn Du hier auf uns wartest und Wache schiebst, Liebes. Nach allem, was Du gerade erst durchgemacht hast, möcht ich Dich nicht schon wieder in Gefahr sehen. Das verstehst Du doch hoffentlich, ja?!". Yelena zögerte einen Moment, dann aber lenkte sie kopfnickend ein. Lukas streichelte ihr noch einmal sanft übers Gesicht, dann kramte er zum Abschied die Taschenlampe aus seinem Regenmantel hervor, machte sie an und reichte sie an seinen Onkel weiter. Gleichzeitig bat er Timmy um die - in dessen Jacke verstaute - Pistole, die einstmals Iwan Kowarno gehört hatte und mit der Derrik dessen Leben vor einigen Tagen so plötzlich beendete. Der Ex-Inspektor blickte einen Moment stumm erst auf Timmy, dann auf das Schießeisen. Schließlich übergab er die Pistole Derrik mit den Worten: "Nur falls uns da drinnen etwas Unvorhergesehenes passieren sollte. Du hast ja schon bewiesen, daß Du das Ding im Ernstfall zu benutzen verstehst!"

      Unter der Führung des alten Fritz drangen die vier Männer, dem Lichtkegel ihrer Lampe folgend, langsam auf den Bahnsteig vor, von dem sie sich kurze Zeit später beherzten Sprunges auf die Schienen begaben und sich dann immer weiter ins Tunnelinnere der U-Bahn-Gleisanlage vorwagten. Sie liefen so einige hundert Meter, bis Onkel Fritz schließlich an einer rostigen Eisentür Halt machte. Wieder waren Tims Dietriche gefragt, und schon ging es weiter in einen der vielen unterirdischen Seitenschächte. Ein paar Mäuse und Ratten gesellten sich zu dem abenteuerlustigen Männerverein, der schließlich vor einem riesigen Haufen aus Schutt und Geröll erneut zum Stehen kam. Und Onkel Fritz erklärte seinen Begleitern: "Hier befand sich damals der Zugang zu jenem Gemäuer, wo der Klops und ich die Kisten abgestellt haben. Aber wie Ihr seht, ist da kein Durchkommen mehr. Und was nun?". Sein Neffe besah sich die Geröllmassen ganz genau und verkündete dann: "Jungs, ich hab da einen Plan! Der Zugang hier ist versperrt. Bei der von Dir geschilderten Explosion anno 1946 ist er komplett verschüttet worden, soviel steht fest. Wie wir aber wissen, ist Röder damals dennoch auf irgendeinem Wege dem somit scheinbar unzugänglich gemachten Versteck der Kisten entkommen. Ich vermute mal, es gibt noch einen zweiten Zugang, irgendwo hier ganz in der Nähe. Und genau den suchen wir jetzt!". Tim und Derrik nickten eifrig, während Onkel Fritz zugleich einen anerkennenden Pfiff ausstieß: "Mächtig gewaltig, Lukas! Darauf muß man erst mal kommen. Eine Kombinationsgabe hat der Junge wie Nick Knatterton höchstpersönlich! Na dann mal ausgeschwärmt, Ihr Schatzsucher!". Die vier Männer verteilten sich daraufhin im Dunkel in alle vier Himmelsrichtungen. Es dauerte einige Minuten, bis plötzlich Timmys aufgeregte Stimme zu vernehmen war: "Hey Leute, hier ist was! Ich fühle hinter dem Bretterverschlag in der Wand so eine Art schmalen Felsspalt, gerade breit genug für einen Menschen zum Durchschlüpfen". Derrik und Lukas begaben sich daraufhin vorsichtig - dem Licht der Taschenfunzel folgend - zu Onkel Fritz zurück, und gemeinsam suchten sie im fahlen Taschenlampenlicht in der Richtung, aus der sie Tims Stimme vernommen hatten. Tatsächlich fanden sie den jungen Hackerman hinter ein paar achtlos aufgestellten Brettern wieder. Derrik räumte, ohne zu zögern, die Holzansammlung zur Seite und gab damit die Sicht frei auf jene von Timmy zuvor eindrucksvoll beschriebene Felswandspalte. Nacheinander schlüpften die vier Männer vorsichtig hindurch, allen voran der Onkel mit der Lampe. Sie landeten in einer Art Höhle, bei derem Anblick es Fritz Salomon erst einmal sekundenlang die Sprache verschlug, bevor er schließlich in eine Art Jubelschrei ausbrach: "Jungs, das ist es! Das ist der Raum! Und dann müßten hier irgendwo auch die Kisten abgestellt sein". Lukas' Onkel begann vorsichtig, die Umgegend intensiv auszuleuchten. Am anderen Ende der riesigen Höhle tauchte dabei wieder jener Schuttberg auf, der auch von hier aus den Weg versperrte und an dessen anderer Seite sie bereits kurz zuvor gestanden hatten. Aus all dem Schutt und Geröll aber ragten an hier nun jede Menge große und kleine Knochen heraus und sogar ein paar menschliche Schädel. Onkel Fritz erschrak bei dem gruseligen Anblick und schluchzte: "Mein Gott, das müssen die Überreste von den anderen 11 sein, die damals mit mir und dem ollen Klops die Kisten hier runtergeschleppt haben. Der Mistkerl hat alle seine Mitwisser einfach mitsamt dem Ausgang in die Luft gejagt. Nur mir hat er gebraucht, damit ihn einer bei den Behörden als vermißt erklären kann. Ansonsten würden meine Knochen jetzt auch hier verstreut liegen". Den Onkel schüttelte es bei diesem Gedanken, und er richtete flugs den Lichtkegel zur gegenüberliegenden Höhlenwand hin aus. Und bei dem, was er und die anderen Drei dort entdeckten, fehlten nun sämtlichen mehr oder minder gestandenen Mannsbildern die Worte. Mit großen Augen starrten sie auf die vielen Holzkisten, 24 an der Zahl - allesamt mit einem großen aufgedruckten Pleitegeier und den Schriftzügen "Geheime Reichssache" sowie "BSZ" versehen. Onkel Fritz entdeckte am Boden eine rostige Brechstange, hob sie auf und öffnete damit den hölzernen Deckel einer der Kisten. Im Schein der Taschenlampe kam darin - unter den staunenden Augen der Hinzugeeilten - ein Stapel bernsteinfarbener Mosaiktafeln zum Vorschein. Zugegeben, der Zahn der Zeit und die ungünstigen Witterungsverhältnisse hier unten hatten den einst so strahlenden, kunstvoll gefertigten Tafeln ziemlich zugesetzt. Und dennoch konnte man, wenn man genau hinsah, den ehemaligen Glanz und die Schönheit des märchenhaften Wandschmuckes erahnen.

      Lukas beendete schließlich seinerseits mit Freudentränen in den Augen die Phase der allgemeinen Sprachlosigkeit: "Onkel Fritz, Tim, Derrik! Wir sind am Ziel angekommen. Es ist uns gelungen, was zuvor Generationen von eifrigen Schatzsuchern und Kunstliebhabern verwehrt geblieben ist. Wir haben gemeinsam das seit Jahrzehnte verschollene, sagenumwobene Bernsteinzimmer wiederentdeckt. Unsere Aufgabe wird es nun sein, den Kunstschatz zu bergen und endlich wieder der breiten Öffentlichkeit zu übergeben. Was für ein Triumph! Und den kann uns niemand mehr nehmen ...".

      [Ende Teil 1 - Wird fortgesetzt]

      Mich Selbst anstelle eines schnöden Edits schrieb:

      Soll ich Euch mal was über Vorteile und Nachteile meiner Geschichte erzählen? NACH TEIL 1 ist VOR TEIL 2! :grin_still:
      Und damit nun auch gleich zurück in den Berliner Underground und zur längst fälligen Demaskierung des Verräters! - und das auch noch um 9-11 :ohm:

      Episode 19: Überraschende Enthüllungen [Teil 2]

      Aus dem Dunkel der Höhlenlandschaft meldete sich in diesem Augenblick eine - Lukas Svensson nur allzu vertraute Stimme zu Wort: "Wenn Sie sich da mal nur nicht täuschen, mein Teuerster!". Es war kein Geringerer als Charles Wannabe, der eine Sekunde später mit der Dienstpistole im Anschlag aus dem Dunkel ins spärliche Licht trat. Onkel Fritz ließ vor Schreck die Taschenlampe fallen, die nun vom Boden aus alle Anwesenden in ein geradezu gespenstisches Licht tauchte. Im selben Augenblick taten sowohl Svensson als auch Wannabe einen Schritt aufeinander zu, wobei Lukas nun direkt neben seinem Onkel zu stehen kam. Derrik Crawler aber, der sich nahezu unbemerkt in eine der Ecken der großen Höhle zurückgezogen hatte, zückte nun seinerseits die - ihm vorher von Timmy übergebene - Pistole Kowarnos. Dann schrie er voller Entschlossenheit: "Das Spiel ist aus, Wannabe!". An dieser Stelle meldete sich auch Lukas Svensson zu Wort: "Ganz recht, das Spiel ist aus! Es ist an der Zeit, endlich die Maske des Verräters fallen zu lassen, oder?!". Die Waffe fest im Griff schaute Wannabe Svensson ein wenig mitleidig an: "Sie alter Narr glauben doch wohl nicht ernsthaft ...". Lukas Svensson verschränkte die Arme vor dem Bauch: "Daß Sie der Verräter sind, dem ich letztendlich die Verschleppung meiner Braut verdanke und der zudem auch Harold Freakadellys Leben auf dem Gewissen hat?!". Sekunden lang herrschte Stille, dann begann Lukas Svensson, deutlich sein kahles Haupt zu schütteln: "Nein! Das wissen wir Beide, denk ich mal, besser. Aber vielleicht kann uns ja Mister Crawler ein wenig mehr dazu sagen!". Onkel Fritz schaute seinen Neffen an und zog fragend die Schulterblätter nach oben: "Ich versteh kein Wort! Was ist denn hier nur los?". In Derriks Gesicht aber kehrte im selben Moment ein merkwürdig nervöses Zucken ein, und seine Augen funkelten wutentbrannt, während es aus ihm herausbrach: "Ok, Svensson! Ich hab Sie scheinbar ein wenig unterschätzt, Sie altes, seniles Schaf! Nun denn, wenn Sie es eh schon wissen ... Ja, ich hatte die Idee mit der Entführung Ihrer Herzdame, auch wenn sie all meinen Partnern - allen voran dem Genossen Kowarno - ganz gut in den Kram paßte. Zum einen ergab sich durch den enormen Kunstverstand Ihrer Yelena die Chance, mithilfe von Vorbergs Hinweisen und Kowarnos Zugang zu alten KGB-Quellen rasch auf die Spur des Bernsteinzimmers zu gelangen. Zum anderen hatte ich damit auch Sie in der Hinterhand. Denn obwohl ich Sie mit all Ihrem liebenswerten Getue noch nie leiden konnte, haben Sie während Ihrer Zeit im Yard mehr als einmal instinktiv den richtigen Riecher für die Lösung so manches kniffligen Falls bewiesen. Sie waren sozusagen meine zweite Wahl, was das Aufspüren des verschollenen Schatzes anging. Alles, was ich noch zu tun hatte, war, mich Ihnen reumütig anzubiedern, als wolle ich Sie ganz uneigennützig bei der Suche nach Yelena unterstützen. Klar haben Sie in Ihrer Einfältigkeit den Köder ohne weiteres geschluckt. Nachdem ich dann allerdings feststellen mußte, daß Kowarno sein eigenes Süppchen kochen und mich zusammen mit Ihnen in dem verdammten Bunkergefängnis in die Luft jagen wollte, hab ich den Mistkerl kurzerhand beseitigt, noch bevor er mich an Sie verraten konnte. Und mit einm Schlag waren Sie, was die Hilfe beim Aufspüren des Bernsteinzimmers anging, meine unumstrittene Nummer 1. Und, ich muß schon zugeben, Sie haben mich keineswegs enttäuscht. Hier stehe ich nun, und bin endlich im Besitz jenes Kunstschatzes, den ich schon in Kürze in Unterweltkreisen gegen ein paar Millionen Aufwandsentschädigung an den den kaufbereiten Privatmann bringen werde. Zu schade nur, daß Ihr alle hier meinem großen Triumph nicht mehr beiwohnen könnt! Euch ist doch schon irgendwie klar, daß ich keine Mitwisser brauchen kann, oder?!".

      Lukas schaute grimmig zu Crawler herüber: "Das haben Sie ja mit der Ermordung Freakadellys mehr als deutlich bewiesen! Vielleicht verraten Sie uns ja noch, wen Sie da für sich die Drecksarbeit machen lassen haben?!". Derrik Crawler grinste dämonisch: "Diese Aufgabe wurde meiner Janet zuteil, meiner langjährigen Geliebten. Und sie hat sie geradezu meisterhaft gelöst, auch wenn es sie sicher einiges an Überwindung gekostet haben muß, den eigenen Vater ...". Crawler schaute gespannt zu Charles Wannabe hinüber, in dessen Gesicht mit einem Male das blanke Entsetzen einkehrte. Sichtlich zufrieden mit dem, was seine Offenbarung da auslöste, fuhr er fort: "Ja, ganz recht, Charles! Deine Frau und ich! Wir treiben es schon jahrelang hinter Deinem Rücken. Das hättest Du nicht von mir gedacht, oder?! Natürlich nicht, für Dich und all die andern Idioten im Yard war ich ja immer nur der Kaffeeholer und Laufbursche. Keiner ahnte auch nur im Geringsten, was da so alles in mir schlummerte. Nur Deine Janet, die erkannte gleich - kurz nachdem Du uns bekannt machtest - meine verborgenen Qualitäten". Das war zuviel für Wannabe. Er ballte wütend seine Fäuste und schrie: "Das ist nicht wahr! Du lügst doch, Du elender Mistkerl!". Hier meldete sich nun wieder Lukas Svensson zu Wort: "Ich fürchte, das tut er nicht, Wannabe! Crawler stand mit Ihrer Frau die ganze Zeit unserer Reise über telefonisch in Kontakt. Und er war dabei skrupellos und abgebrüht genug, ihr den verschlüsselten Mordauftrag - in dem er ihren Schwiegervater kurzerhand als Ratte abstempelte - seelenruhig im Beisein von Tim Hackerman über dessen Handy zu erteilen. Mehr noch, er war sich sogar dermaßen sicher, daß er die private Handynummer Ihrer Gattin in Tims Kurzwahlverzeichnis hinterlegte. Tim und ich haben die entsprechende Rufnummer gestern nachmittag während eines Kirchenbesuchs persönlich überprüft, und siehe da, wir hatten - für mich klar zu erkennen - Ihre sichtlich überraschte Nochehefrau am Apparat". Derrik Crawler, der den Ausführungen des Ex-Inspektors sichtlich gelassen gelauscht hatte, grinste nun dreckig in Wannabes Richtung. Er wartete noch eine Sekunde, dann setzte er seine zuvor unterbrochene Ansprache fort: "Ok, genug der schlüpfigen kleinen Details! Zurück zum Wesentlichen, nämlich zu mir und meinem Genie! Über meine private Leidenschaft für osteuropäische Autorennen kam ich mit Leuten zusammen, die mir halfen, Kontakte zu einflußreichen Kreisen in der ehemaligen Sowjetunion zu knüpfen. So traf ich vor einiger Zeit auch mit Kowarno zusammen, der mich in seine Pläne bezüglich des Bernsteinzimmers einweihte. Im Gegenzug für eine Beteiligung an der Schatzsuche bot ich ihm meine Hilfe beim Ausfindigmachen und Entführen seiner Exfrau an. Wie leicht sich die Erbringung dieser Gegenleistung gestaltete, davon war ich am Ende selbst ein wenig überrascht. Tja, und nun mach ich die liebe Yelena in wenigen Augenblicken gleich zum zweiten Mal zur Witwe, noch ehe sie überhaupt die Gelegenheit hatte, Ihre Braut zu werden, Svensson! Aber den Anfang mach ich jetzt erstmal mit jemand ganz anderem - einem kleinen angeberischen Hosenscheißer, der mir schon lang auf die Nerven geht...". Damit schritt er enschlossen auf den etwas abseits stehenden Timmy zu, umklammerte ihn mit der freien linken Hand und setzte dem Jungen mit der rechten die entsicherte Pistole an die Schläfe. Der Ex-Inspektor zeigte sich davon keineswegs beeindruckt. Stattdessen entgegnete er nur seelenruhig: "Ich glaub nicht, daß Sie Timmy oder einen anderen der hier Anwesenden erschießen werden, Crawler!". Wannabe starrte ihn entsetzt an: "Sind Sie jetzt ganz und gar meschugge, Svensson! Vernebelt Ihnen der langsam rieselnde Kalk im Hirn die klare Sicht?! Oder wird das hier wieder so ein Musterbeispiel Ihrer achso tollen Menschenkenntnis". Lukas Svensson lächelte nur mild: "Meine Überzeugung diesbezüglich hat weniger mit Menschenkenntnis zu tun, als vielmehr mit Logik. So weit ich weiß, kann man mit einem leeren Magazin niemanden erschießen, oder?!". Damit blinzelte er Timmy zu, der daraufhin vorsichtig in seine Jacke griff und zum Erstaunen Crawlers und Wannabes geräuschvoll eine Handvoll Patronen auf den staubigen Boden rieseln ließ. Entsetzt drückte Crawler auf den Abzug der Pistole in seiner Hand. Es machte Klick, aber kein Schuß löste sich. Verzweifelt wiederholte er die Prozedur ein paar Mal. Dann kramte er nervös in Timmys Jackentasche, so als hoffe er, hier noch eine weitere Patrone zu finden. Wutentbrannt ließ er schließlich die Waffe zu Boden fallen und schubste Tim Hackerman zur Seite. Kurzzeitig durchwühlten seine freigewordenen Hände nun seine eigenen Jackentaschen, und die linke zog schließlich eine der dort - seit dem Ableben Kowarnos - aufbewahrten Handgranaten hervor. Crawler umklammerte mit seinen Fingern krampfhaft deren Bügel, während er zeitgleich mithilfe seiner Zähne den Sicherungsstift herauszog. Wildentschlossen schrie er Wannabe ins Gesicht: "Wenn Sie jetzt auf mich schießen, dann sterben wir alle! Also weg mit der Waffe!". Wannabe zögerte für einen Moment. Crawler aber nutzte die sich daraus ergebende Chance, lief auf ihn zu und zerrte ihn vom Ausgang weg, so daß er strauchelte und schließlich direkt in den - sich vor ihm öffnenden - Armen Lukas Svenssons landete. Timmy versuchte noch, dem flüchtigen Crawler zu folgen. Doch der hatte die scharfgemachte Handgranate inzwischen fallen gelassen und war schnellen Fußes durch den Felsspalt nach draußen entwichen.

      [Ende Teil 2 - Wird fortgesetzt]
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von sven1421 ()

    • Wow in den beiden Teilen war aber was los. :eek:
      Erst finden sie endlich das so lang gesuchte Bernsteinzimmer. Dann entdecken sie auch noch die Überreste von den anderen 11 die damals mit Onkel Fritz die Kisten herunter geschleppt haben. Also der erste Teil von Episode 19 war jedenfalls richtig ergreifend. :11:
      Und im zweiten Teil ist dann auf einmal Wannabe da. Also an den hätte ich jetzt am wenigsten gedacht. Und dass Crawler da auch noch mit drinsteckt hätte ich erst recht nicht gedacht Jetzt bin ich nur mal gespannt ob die anderen alle noch rechtzeitig aus der Höhle flüchten können bevor die Handgranate losgeht.
      Ich sehe es schon kommen, nachher ist die Höhle dann verschüttet durch die Explosion und das Bernsteinzimmer entgültig verloren. :thumbdown:
      Das waren auf jedenfall super Fortsetzungen. :clappingsmi3: Ein richtige Wechselbad der Gefühle. Ich freue mich schon auf die Nächste :freudentanz: und ganz lieben Dank fürs Schreiben. :danke:

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"
    • Huhu :hilfe: bin auch wieder da. Und gerade rechtzeitig wie mir scheint. Ok, die letzten Teile hatten es ja wirklich in sich, an Spannung und an Überraschungsmomenten! Ok, und ich gebe reumütig zu: auf Derrik fiel mein schwacher ahnungsvoller Verdacht erst zu Beginn von Episode 19 Teil 1. Also reichlich spät und gerade so kurz vor Enthüllung. (weshalb ich auch niemandem übel nehmen, wenn ihr mir nicht glaubt, das ich von selber drauf gekommen bin. würde ich euch umgekehrt vermutlich auch nicht abnehmen. Naja.) Aber an Janet als Verbindungsglied hatte ich jetzt nicht gedacht...
      Wo ist Yelena? Wie ist Wannabe an ihr vorbei gekommen, ohne das sie die anderen gewarnt hat/warnen konnte? Explodiert die Handgranate und verschüttet das Bernsteinzimmer wieder für immer? Und was passiert mit unseren Leuten? :ninja:

      Danke Sven. Und ich bin sicher, du beantwortetst meine Fragen nciht, ohne neue aufzuwerfen. :rolleyes:

      lieben Gruß, claudia
      Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
    • claudia312 schrieb:

      Huhu :hilfe: bin auch wieder da. Und gerade rechtzeitig wie mir scheint.
      Schön, das Du wieder da bist, und das gerade noch rechtzeitig zum explosiven Einbiegen in die gerade noch zweieinhalb Episoden lange Zielgerade. :ohm:

      Saxi schrieb:

      Wow in den beiden Teilen war aber was los. :eek:
      Erst finden sie endlich das so lang gesuchte Bernsteinzimmer. Dann entdecken sie auch noch die Überreste von den anderen 11 die damals mit Onkel Fritz die Kisten herunter geschleppt haben. Also der erste Teil von Episode 19 war jedenfalls richtig ergreifend. :11:
      Ja, die Vorstellung kann einem schon den einen oder anderen Schauer über den Rücken jagen. Doch auch die Gegenwart in meinem Roman kann einem noch durchaus das Fürchten lehren, das kann ich schon mal versprechen. :huh:

      Saxi schrieb:

      Und im zweiten Teil ist dann auf einmal Wannabe da. Also an den hätte ich jetzt am wenigsten gedacht. Und dass Crawler da auch noch mit drinsteckt hätte ich erst recht nicht gedacht

      claudia312 schrieb:

      Aber an Janet als Verbindungsglied hatte ich jetzt nicht gedacht...
      Freut mich, daß ich Euch Beide überraschen konnte! Mein Roman lebt ja gerade auch von solchen unerwarteten Überraschungen. Und Janets Verbindung mit Derrik zu erahnen, wo es nur den einen kurzen Anruf Derriks bei ihr gab, war nun aber auch wirklich verdammt schwer, das geb ich gern zu. :zwinker:

      claudia312 schrieb:

      Ok, und ich gebe reumütig zu: auf Derrik fiel mein schwacher ahnungsvoller Verdacht erst zu Beginn von Episode 19 Teil 1. Also reichlich spät und gerade so kurz vor Enthüllung. (weshalb ich auch niemandem übel nehmen, wenn ihr mir nicht glaubt, das ich von selber drauf gekommen bin. würde ich euch umgekehrt vermutlich auch nicht abnehmen. Naja.)
      Nun, ich hab die Hinweise auf Derrik ja auch nur ganz vorsichtig gestreut, so daß sie in den zurückliegenden 18 Episoden kaum auffallen. Aber da Du meinen kleinen sorgsam versteckten Schachzügen eh immer am schnellsten auf die Schliche zu kommen scheinst, erstaunt es mich gar nicht, daß Du den Täter noch vor der offiziellen Enthüllung ausgemacht hast. Glückwunsch dazu! :daumen:

      Saxi schrieb:

      Jetzt bin ich nur mal gespannt ob die anderen alle noch rechtzeitig aus der Höhle flüchten können bevor die Handgranate losgeht.
      Ich sehe es schon kommen, nachher ist die Höhle dann verschüttet durch die Explosion und das Bernsteinzimmer entgültig verloren. :thumbdown:

      claudia312 schrieb:

      Wo ist Yelena? Wie ist Wannabe an ihr vorbei gekommen, ohne das sie die anderen gewarnt hat/warnen konnte? Explodiert die Handgranate und verschüttet das Bernsteinzimmer wieder für immer? Und was passiert mit unseren Leuten? :ninja:
      Interessante Prognose und Fragen über Fragen ... Und die ersten Antworten gibts auch gleich im Anschluß ... :wolke_7:

      claudia312 schrieb:

      Danke Sven. Und ich bin sicher, du beantwortetst meine Fragen nciht, ohne neue aufzuwerfen. :rolleyes:
      Das wird sicher so sein, denn schließlich geht es nicht nur in den spannenden und von großen Momenten reich gesegneten Endspurt meiner Geschichte, sondern es werden auch schon still und heimlich die Weichen gestellt für die beiden Fortsetzungen am Jahresende. :)

      claudia312 schrieb:

      Ok, die letzten Teile hatten es ja wirklich in sich, an Spannung und an Überraschungsmomenten!

      Saxi schrieb:

      Das waren auf jedenfall super Fortsetzungen. :clappingsmi3: Ein richtige Wechselbad der Gefühle. Ich freue mich schon auf die Nächste :freudentanz: und ganz lieben Dank fürs Schreiben. :danke:
      Ja, so kanns weitergehen. Und das tut es nun auch - ab sofort übrigens immer im festen 4 Tage Rhythmus, wobei ich diesmal schon ein wenig verfrüht starte. Passend zum Herrentag mit einem Gespräch unter Männern ... :cool1:

      Episode 19: Überraschende Enthüllungen [Teil 3]

      Tim und Lukas, die noch von der Bombendetonation im russischen Bunker her mit dem schildkrötenhaften Prinzip des "Duck & Cover" vertraut waren, gingen in Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden Explosion sofort und nahezu gleichzeitig in die Knie und preßten dabei ihre Oberkörper fest auf den schmutzigen steinernen Untergrund. Während Tim nur seine Hände schützend über dem Kopf hielt, hatte Svensson allerdings noch instinktiv in feinster Schutzengelmanier die breiten Flügel seines Regenmantels über Wannabe und seinen Onkel Fritz ausgebreitet und Beide kurzerhand mit sich zu Boden gerissen. Im selben Augenblick gab es einen ohrenbetäubender Knall im Höhleninnern, verbunden mit einem heftigen Beben des Erdbodens. Dann herrschte geradezu bedrückende Stille. Eine dicke Staubwolke hüllte das unterirdische Gewölbe minutenlang in einen dichten gräulichen Nebel. Erst als der sich lichtete, sah man unter der angehäuften Staubschicht die Umrisse der vier leblos am Boden liegenden Gestalten. Es war Timmy, der sich als Erster wieder hochrappelte. Vorsichtig wischte er sich mit den staubfreien Innenflächen seiner Hände über die Augen und den Mund, dann entdeckte er den ausgebreiteten Mantel des Ex-Inspektors und fiel unmittelbar neben ihm erneut auf die Knie. Wild rüttelte er abwechselnd an jedem der drei darunterliegenden Männer, ohne daß sich zunächst auch nur bei einem von ihnen ein Lebenszeichen zeigte. Hüstelnd, mit Millionen feinster Staubpartikel in der Kehle, schrie er, ganz außer sich: "Oh Gott! Bitte, bitte kommt doch zu Euch!". Es war die markante Stimme Wannabes, die seiner Aufforderung nach einer gefühlten Ewigkeit schließlich als erstes nachkam: "Heulen Sie hier nicht so rum, Hackerman! Ihr mädchenhaftes Geflenne weckt ja Tote auf!". Damit löste er sich aus der Umklammerung Svenssons und richtete sich langsam wieder auf. Sorgsam tastete er seinen Körper nach möglichen Wunden ab, doch außer ein paar Schrammen schien der amtierende Yardchef völlig unversehrt. Erst als sein zufriedener Blick auf den staubbedeckten und an mehreren Stellen zerschlissenen Armani-Anzug fiel, änderte sich schlagartig sein Gesichtsausdruck, und er begann zu fluchen: "Nun schau sich das einer an! So ein verdammter Mist! Der war maßgeschneidert und nigelnagelneu. Über 500 Pfund hat mich das Schätzchen gekostet. Und meine Gucci-Treter sind auch völlig ruiniert. Wär ich bloß in London geblieben! Was hat mich nur geritten, mich freiwillig in die Katakomben dieses preußischen Dreckskaffs zu begeben?!".

      Während sich nun auch Onkel Fritz nahezu unverletzt dem schützenden Zugriff seines Neffen entwand, tönte unter dessen ausgebreitetem Mantel als Antwort auf Wannabes Fluchen ein leises und dennoch recht tiefes Stimmchen: "Die reine Nächstenliebe, schätze ich mal!". Und nach einem kräftigen Nieser fügte die Stimme hinzu: "Sie sind eben ein echter Teufelskerl, Charles, mit einer beispiellosen Todesverachtung und einem sündhaft teuren Fummel am leidgeprüften Leib". Lukas Svensson erhob sich langsam niesend. Er schüttelte den Staub von seinem geliebten Schutzmantel und begann sogleich - mit beiden Händen wild kramend - den umfangreichen Inhalt seiner Taschen zu ordnen. Timmy, welcher derweil den glücklicherweise von der Detonation unversehrt gebliebenen Eingangsspalt ins Auge faßte, meinte zornig: "Dieser verfluchte Crawler! Der Mistkerl hätte uns doch tatsächlich alle hier verrecken lassen, und das, ohne mit der Wimper zu zucken. Und jetzt versucht der Feigling zu türmen, Aber nicht mit mir! Ich schnappe mir nämlich gleich mal mein Handy und dann rufen wir die ...". Seine Finger durchwühlten krampfhaft seine Jackentaschen. Dann plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: "So ein Aas! Dieser elende Verräter hat mir zu allem Übel auch noch mein geliebtes Handy geklaut. Jetzt wirds persönlich! Na warte, Bürschchen, Dich greife ich mir ...". Mit einem einzigen Satz war Tim Hackerman durch den Felsspalt verschwunden, noch ehe Lukas überhaupt die Chance gehabt hätte, ihn aufzuhalten.

      Der Ex-Inspektor machte sich in Anbetracht des flüchtigen Gewalttäters Crawler zudem nun auch immer größere Sorgen um seine Yelena. Was, wenn der miese Kerl sie draußen am Ausgang überfallen und erneut als Geisel nehmen würde?! Noch einmal würde er das Ganze nicht durchstehen! Deshalb klopfte er seinem Onkel auf die verstaubten Schultern und raunte, von heftigen Niesern unterbrochen: "Onkel Fritz ... schau doch mal ... was ... was ... Yelena ... draußen macht!". Fritz Salomon, der ein paar Staubteilchen eingeatmet hatte und nun selbst kräftig zu husten begann, nickte und erwiderte: "Klar, Junge! Das mach ick doch glatt! Ick werde Deiner Yelena draußen ein wenig Gesellschaft leisten. Mit meinen mehr als 90 Lenzen sind meine Lungenflügel ja eh nicht mehr die besten. Und die gute Berliner Luft ist da für meine Gesundheit sicher förderlicher als der ganze Feinstaub hier drin!". Und mit einem kritischen Blick hinüber zu Charles Wannabe ergänzte er: "Der feine Pinkel und Du, Ihr kommt doch ohne mir klar, oder?!" Lukas nickte: "Keine Sorge, geh nur ruhig! Und hab mir ein wachsames Auge auf meine zukünftige Frau!".

      Wannabe, der nun ganz allein mit Svensson zurückblieb, winkte nur müde ab: "Um Ihre Braut sollten Sie sich weit weniger Sorgen machen als um Ihre grauenhafte Stauballergie. Ihre Yelena ist draußen bei Ihrem Freund Jack eh schon in sicheren Händen". Svensson stellte für ein paar Sekunden das Niesen ein und fragte erstaunt: "Jack ist hier? Mein Freund Jack aus L.A.?". Wannabe aber schüttelte mitleidig den Kopf: "Nein, der hat nun in London mit der vorübergehenden Übernahme meines alten Postens als Leiter unserer Antiterroreinheit CI7 wahrlich Besseres zu tun, als hier mit auf Schatzsuche zu gehen. Ich meine ihren Kumpel Black Jack - den kleinen, mit allen Wassern gewaschenen Ex-Ganoven. Was seinen amerikanischen Namensvetter angeht, so hat der mich allerdings überhaupt erst auf Ihre Spur gebracht. Im Zuge meiner Ermittlungen bezüglich Freakadellys Tod und dem rätselhaften Verschwinden Ihrer Braut mitsamt ihren Entführern und dem Munchgemälde hab ich mich nämlich auch in Ihrer Wohnung umgeschaut. Keine Bange, ich hatte zwar keinen Durchsuchungsbeschluß, aber es war ja irgendwo Gefahr im Verzug. Und so eine ramponierte Wohnungstür ist ja auch schnell ersetzt, denk ich mal. Aber ich schweife ab! Auf Ihrem Anrufbeantworter - ich war übrigens erstaunt, daß sie so ein Teil überhaupt besitzen - fand ich eine Nachricht von eben jenem Jack aus L.A., der sich fragte, warum sein geschenktes Armband nebst Peilsender schon tagelang auf russischem Gebiet rumkurvte. Außerdem hinterließ er in der Nachricht seine aktuelle Handynummer, über die ich sofort Kontakt zu ihm aufnahm. Schon mit dem nächsten Flugzeug kam Ihr Freund nach London und leitete fieberhaft mit mir gemeinsam die weitere Spurensuche. Eins muß man Ihrem Ami-Agenten lassen, der hat einen siebten Sinn für Leute, die einem die richtigen Hinweise liefern können, und er weiß, wie man sie aus den Typen möglichst schnell und effektiv rauskitzelt. Mein neuer Amtsnachfolger im Yard, ein gewisser Herr Powerich, teilte uns bei unseren Nachforschungen zunächst einmal mit, daß mittels meiner CI7 Zugangsdaten in der streng vertraulichen Kowarnoakte zwei Änderungen getätigt wurden. Änderungen, die einzig und allein dazu dienten, zu verschleiern, daß seine Exfrau und Ihre zukünftige Braut ein und dieselbe Person sind. Da ich diese kriminellen Manipulationen nicht vorgenommen hatte, kamen Ihr Freund Jack und ich rasch zu dem Schluß, daß jemand aus dem Umfeld des Yard mein Paßwort geknackt haben mußte. Gleichzeitig berichtete uns Powerich, daß seit der Flugzeugentführung neben Ihnen auch mein ehemaliger Kollege Crawler ganz plötzlich verschwunden sei. Von Ihrem Freund George erfuhren wir zusätzlich, daß der gute alte Derrik sich auf Ihrem Junggesellenabschied mit Hochprozentigem reichlich zugeschüttet und meinem Schwiegervater dann eine Szene gemacht habe. Das ließ mich sofort noch stutziger werden. Aus unserer gemeinsamen Zeit beim Yard wußte ich schließlich noch, daß er gar keinen Alkohol vertrug und beim kleinsten Schluck sofort ähnlich heftige Niesattacken bekam wie sie von dem Staub hier. Also hakte ich nach. Und George verriet mir, daß er sich nach dem Nach-Hause-Bringen Crawlers und einem kleinen Absacker in dessen Wohnung plötzlich an nichts mehr erinnern konnte. Ein totaler Filmriß, wobei er erst nach fünf Stunden wieder aufwachte, und das, obwohl er eigentlich versprochen hatte, sie nach der Party nach Hause zu bringen. Da dämmerte es mir. Dieser Wurm Derrik mußte ihm irgendwas ins Glas getan haben. Jetzt mußte ich nur noch Eins und Eins zusammenzählen. Klar verfügte Derrik über genug Insiderwissen, um mein leicht zu erratendes Paßwort zu knacken. Wie oft hatte ich schließlich gerade ihm in unseren Mittagspause von meiner herrlichen Yacht vorgeschwärmt. Daß er allerdings mit meiner eigenen Frau im wahrsten Sinne des Wortes unter einer Decke steckte und mit ihr gemeinsam ein Mordkomplott zur Beseitigung meines Schwiegervaters schmiedete, darauf wäre ich nie im Leben gekommen. An dieser bitteren Pille werde ich wohl auch noch eine Weile zu schlucken haben. Wie dem auch sei: Ich schnappte mir Ihren alten Freund Black Jack Holmes als Flugbegleiter, und wir nahmen gemeinsam den nächsten Flieger nach Berlin. Et voila, hier bin ich! Gerade noch rechtzeitig zum explosiven Finale Ihrer Schatzsuche! Eine Frage hätte ich da allerdings noch, um mal eine Ihrer - von mir so lang vermißten - Lieblingsfloskeln zu bemühen: Wie um alles in der Welt kamen Sie denn nun dahinter, daß Derrik Crawler quasi der Wolf im Schafspelz war?".

      [Ende Teil 3 - Wird fortgesetzt]

      So, und falls nun jemand glaubt, die Gefahr für unsere Hauptfiguren sei damit schon vorbei, dem beweise ich mit der folgenden fiktiven Zeitungsmeldung zum abschließenden 4. Teil von Episode 19 gern schon mal das Gegenteil:

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    • Oha, das ist ja gerade nochmal gut gegangen. Gottseidank sind sie da alle heil heraus gekommen. :thumbs02:
      Und was dann noch alles rausgekommen ist mit der Entführung von Yelena usw. wahnsinn. :11:
      Das war wieder eine klasse Fortsetzung. :thumbs02: Ich bin schon richtig gespannt auf den nächsten Teil und dankeschön fürs Schreiben. :danke:

      Aber die Zeitungsmeldung hört und sieht sich nicht gut an. :eek: Was da wohl noch alles passiert? Na wir werden es demnächst ja zu lesen bekommen. :thumbsup:

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"
    • Saxi schrieb:

      Oha, das ist ja gerade nochmal gut gegangen. Gottseidank sind sie da alle heil heraus gekommen. :thumbs02:
      Ja, bis jetzt haben es alle Beteiligten ziemlich schadlos überstanden. Aber das bleibt leider nicht so ... :crying2:

      Saxi schrieb:

      Und was dann noch alles rausgekommen ist mit der Entführung von Yelena usw. wahnsinn. :11:
      Derrik Crawlers Enthüllungen machen die Geschichte endlich rund. Und so zeigt sich nun, wer wirklich hinter der Terrorgruppe vom Anfang und der Entführung Yelenas steht. :ohm:

      Saxi schrieb:

      Das war wieder eine klasse Fortsetzung. :thumbs02: Ich bin schon richtig gespannt auf den nächsten Teil und dankeschön fürs Schreiben. :danke:
      Bittesehr, bitte gleich! :cool1:

      Saxi schrieb:

      Aber die Zeitungsmeldung hört und sieht sich nicht gut an. :eek: Was da wohl noch alles passiert? Na wir werden es demnächst ja zu lesen bekommen. :thumbsup:
      Ganz recht, auf gehts ... Aufgrund meines unmittelbar bevorstehenden Nachtdienstes mal wieder ein paar Stunden früher als vorgesehen ... :daumen:

      Episode 19: Überraschende Enthüllungen [Teil 4]

      Lukas Svensson fühlte sich sichtlich geschmeichelt, daß sein alter Widersacher Wannabe unterschwellig andeutete, ihn zu vermissen. Und so errötete er sogar ein wenig, während er die ihm gestellte Frage möglichst ausführlich zu beantworten versuchte: "Es machte mich natürlich erst einmal stutzig, als mir Crawler am Abend meiner Abreise plötzlich wie aus heiterem Himmel seine Mithilfe anbot. Wie schnell er mir dann Ihr geheimes Passwort präsentieren konnte, gab mir ebenfalls zu denken. Und auch seine überschwengliche Freundlichkeit mir gegenüber ließ mich nur noch skeptischer werden. Dennoch bemühte ich mich, letzteres einfach als eine Art Besinnung und Läuterung seinerseits anzusehen. Doch schon bei unserer Zugreise nach Moskau wurde ich erneut hellhörig. Die Sache mit der mysteriösen Alkoholallergie Crawlers irritierte mich genauso wie Sie. Beim Junggesellenabschied hatte der Kerl schließlich kein einziges Mal geniest. Also mußte er uns allen den ganzen Abend über den Betrunkenen nur vorgespielt haben. Mit diesem Wissen blieb ich argwöhnisch, auch als er wenig später mit mir zusammen - in einem Bunker eingesperrt - fast selbst ein Opfer Kowarnos wurde. Was meine Zweifel nur noch bestärkte, waren seine plötzlich so zahlreich vorhandenen Talente und Fähigkeiten, die ihn praktisch jede noch so aussichtslose Situation mit Bravur meistern ließen. Wir entkamen schließlich durch sein kaltschnäuziges Handeln dem sicheren Tod. Und dann wurde aus dem scheinbar so unterwürfigen Derrik mit einem Male ein zorniger Racheengel, der uns furchtlos schnurstracks zu Kowarnos Unterschlupf führte, als hätte er ihn bereits erahnt. In seiner Wut machte er gleich den nächsten großen Fehler. Er sprach Iwan Kowarno mit seinem zweiten Vornamen Iwanowitsch an, der aber nirgends in seinen Akten auftauchte und den er somit nur wissen konnte, wenn er Kowarno schon vorher persönlich kannte. Meine Yelena hat mir diesen Verdacht heute abend dann noch einmal bestätigt, als sie verriet, daß überhaupt nur Kowarnos engste Vertraute von seinem zweiten Vornamen wußten. Tja, als ich den guten alten Iwan dann kräftig in die Mangel nahm und er zum Auspacken bereit war, da knallten dem bisher so abgebrühten Crawler mit einem Male die Sicherungen durch, und er erledigte mit einem gezielten Schuß seinen unbequem gewordenen Teilhaber. Hinzu kam noch ein mysteriöses Telefonat mit seiner kleinen Freundin, einer gewissen Janet, die sich bei telefonischer Überprüfung dann als Ihre Noch-Ehefrau entpuppte. Aber auch beim Besuch im Hause meines Onkels hatte sich der gute Derrik in gleich drei Fällen recht stümperhaft verplappert. Er wußte sowohl um Ihre bevorstehende Scheidung als auch um das Hörgerät und die Ausstiegspläne Ihres Schwiegervaters, obwohl der mir all diese Dinge nur unter dem Mantel des Stillschweigens anvertraut hatte. Da erinnerte ich mich daran, daß Harold Freakadelly bei unserem letzten Zusammentreffen von einem komischen Knacken im Telefon sprach. Mit ziemlicher Sicherheit hatte Crawler das Büro seines Chefs verwanzt und unser ganzes Gespräch von einem Nebenzimmer aus belauscht. Das erklärte mir auch, wieso er von meinen Reiseplänen wußte und behaupten konnte, der Chiefsuperintendent selbst hätte ihn gebeten, mich auf der Suche nach meiner Yelena zu unterstützen. Alles in allem eine nette Ansammlung kleiner und großer Indizien, aber immer noch kein stichhaltiger Beweis. Und so kamen Timmy und ich beim Besuch der Berliner Gethsemanekirche - wo er in biblischer Weise seinem Verrat an mir mit einer Art Judaskuß quasi die Dornenkrone aufsetzte - auf eine recht ausgefallene Idee. Wir wollten ihn mittels der Aushändigung einer nicht geladenen Pistole im Angesicht des gefundenen Schatzes dazu bewegen, seine Maske selbst fallen zu lassen. Nun, und das tat er ja dann auch". Wannabe runzelte nachdenklich die Stirn: "Und Sie hatten dabei also von Anfang an auch nicht nur eine einzige Sekunde mich als den Drahtzieher hinter dem Ganzen in Verdacht?". Lukas schmunzelte ein wenig und erwiderte: "Klar standen Sie bei all den Verdachtsmomenten gegen Derrik Crawler dennoch als möglicher Yardmaulwurf lange Zeit an erster Stelle. Erst als ich von Harold Freakadellys gewaltsamem Ableben erfuhr, da war ich mir absolut sicher, daß Sie rein gar nichts damit zu tun haben. Und diese wichtige Erkenntnis verdanke ich einzig und allein dem Ermordeten selbst". Wannabe schien bei der Andeutung seines Gegenüber nur Bahnhof zu verstehen, und so erklärte Svensson weiter: "Nun, Ihr vestorbener Schwiegervater hat mir mehr als nur einmal deutlich zu verstehen gegegen, daß Sie neben sich selbst nichts mehr lieben auf der Welt als die Ihnen von ihm geschenkte Yacht, der Sie den Namen Ihrer leider viel zu früh verstorbenen Frau Mama verliehen haben. Nie im Leben hätten Sie Ihr geliebtes Mutterschiff in die Luft jagen können!". Charles Wannabe senkte andächtig sein Haupt und seufzte leise. Svensson registrierte die bedrückende Traurigkeit im Gesicht seines alten Kontrahenten und sah sich daher zu einem raschen Themenwechsel genötigt. So ergänzte er: "Nur mit Ihrem Auftritt hier und heute hatte ich dabei so ganz und gar nicht gerechnet, das muß ich anerkennend zugeben".

      Wannabes Kopf schnellte augenblicklich wieder nach oben. Dabei zuckten seine Mundwinkel sogar ein wenig, fast so, als wollten sie ein Lächeln hervorbringen: "Alter Knabe, mit mir muß man immer rechnen. Außerdem konnte ich Sie ja nicht einfach so sterben lassen, ist mir doch Ihre schrullige Einfalt über all die gemeinsamen Jahre irgendwie ans Herz gewachsen. Und wenn Sie mir versprechen, es nicht weiterzuerzählen, dann verrat ich Ihnen noch etwas ...". Gespannt wartete Charles Wannabe auf die Reaktion des Ex-Inspektors, der sogleich schulterzuckend entgegnete: "Wie Sie sehen, ist hier außer Ihnen und mir keine Menschenseele. Und was mich betrifft, so kann ich schweigen wie ein Grab!". Einen Augenblick lang zögerte der amtierende Yardchef noch, dann aber raunte er: "Ach was solls! In ein paar Jahren ruht Ihr greises Haupt vermutlich eh in einer wohl eher bescheidenen Gruft. Und bis es soweit ist, werd ich Sie schon irgendwie vom Ausplaudern meines kleinen Zugeständnisses abhalten können. Warum soll ich einem kauzigen Mann wie Ihnen nicht auch mal ein kleines Erfolgserlebnis gönnen?! Was ich sagen will: Ich hab Sie irgendwie stets beneidet, um all Ihre Freunde und den kindlich-naiven Optimismus, mit dem Sie durchs Leben mit all seiner Boshaftigkeit und Mißgunst tappen. Ein aufrichtiger und von Grund auf ehrlicher Mensch unter all den kleinen und großen Speichelleckern, den ganzen bornierten Affen und überheblichen Snobs. So, nun ist es endlich raus! Und wie gesagt, wagen Sie bloß nicht, das rumzutratschen bei einem Ihrer wöchentlichen Seniorenkaffeekränzchen oder wo Sie sich nach Ihrer Pensionierung jetzt sonst noch so rumtreiben mögen". Abermals klopfte sich der kommissarische Yardchef notdürftig den verbliebenen Staub vom Maßanzug: "Gut, das wäre dann auch geklärt. Und nun bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Ihr schon jetzt mächtig staubaufwirbelnder Fund bringt nämlich noch so Einiges an Konsequenzen mit sich, wie ich fürchte: Zähe Verhandlungen zwischen Rußland und Deutschland um den Verbleib des Fundstücks, den leidigen Papierkrieg mit den zuständigen Behörden und vielleicht sogar die eine oder andere Pressekonferenz. Und nicht zu vergessen: Falls Ihr Freund Tim Hackerman erfolglos zurückkehren sollte, müssen auch noch ein paar internationale Haftbefehle gegen den flüchtigen Derrik Crawler sowie meine mörderische Noch-Gattin beantragt werden. Wenn Sie nichts dagegen haben, kümmere ich mich darum. Erstens haben Sie mit Ihren erneuten Hochzeitsvorbereitungen sicher andere Dinge im Kopf, und zum zweiten ist das eh eher etwas für einen - ich zitiere - karrieresüchtigen Armleuchter wie mich. Ja, ganz recht, Ihr Freund Jack Holmes hat sich da während unseres gemeinsamen Fluges ein wenig verplappert, was Ihre durchaus recht einfallsreichen Umschreibungen meiner Person betrifft. Nun, was solls?! Schwamm drüber! Wir sind uns also einig, daß ich all die beschriebenen Formalitäten rund um Ihren Fund in die Hand nehme?!". Wannabe schaute dem völlig sprachlos dastehenden Svensson sekundenlang tief in die Augen, dann räusperte er sich kurz und sprach: "Ich werte Ihr Schweigen als eine Art unausgesprochener Einverständniserklärung. Nun denn, an die Arbeit, Herr Ex-Kollege!". Damit machte er ohne ein weiteres Wort auf dem staubigen Hacken kehrt und verließ durch den Eingangsspalt das Gewölbe. Lukas Svensson aber blieb noch eine ganze Weile wie versteinert stehen. Dann griff er in seine Manteltasche und zog seinen - ihm von Harold Freakadelly überreichten - Pocket Dictator hervor. Der rote Aufnahmeknopf war gedrückt, und eine ebenso rote Leuchtdiode blinkte wild, und auf dem Display veränderten sich die Ziffern der angezeigten Aufnahmezeit im Sekundentakt. Kopfschüttelnd bemerkte der Ex-Inspektor schließlich: "Tja, da muß ich beim Aufräumen meiner Manteltaschen wohl zufällig draufgedrückt haben. Und nun hat das kleine Gerät hier alles aufgezeichnet, was mir Mister Wannabe ganz im Vertrauen erzählt hat. Ob ich das Eingeständnis seiner Bewunderung für mich für die Nachwelt aufbewahren sollte?! Ach was, ich werds wohl nach meiner Rückkehr in die Heimat einfach löschen, glauben würde mir das im Kreise meiner Bekannten eh keiner, denke ich!". Damit drückte er schmunzelnd die Stoptaste des Diktiergeräts und ließ es wieder in seiner Tasche verschwinden. Und dann verließ auch er das stickige Gemäuer mit den Worten: "Wenn wir uns statt in Berlin in Casablanca befänden, und wenn es sich nicht gerade um Wannabe handeln würde, dann wäre ich fast dazu geneigt zu behaupten, das hier eben könnte durchaus der Beginn einer langen Freundschaft unter Männern sein. Na gut, Spaß beiseite! Ich glaub, ich sollte mich jetzt lieber mal um meine Yelena kümmern und meinen Freund Jack draußen begrüßen!". Und mit einem letzten Blick auf die 24 eingestaubten und dennoch wie durch ein Wunder völlig unversehrt gebliebenen Schatzkisten um ihn herum ergänzte er sichtlich bewegt: "Was für ein denkwürdiger Tag!".

      Lukas Svensson hatte gerade von den Gleisen aus den Bahnsteig der U-Bahn-Station Hausvogteiplatz erklommen, als ihm dort im Halbdunkel - völlig außer Atem - sein Freund Jack Holmes entgegenstolperte: "Lukas, mein Freund! ... Mensch, was bin ich froh ... Dich unversehrt wiederzusehen!". Jack Holmes riß seinen alten Kameraden an sich, nur um ihn schon im nächsten Augenblick wieder aus der Umarmung zu entlassen. Dabei verschwand mit einem Schlag all die Wiedersehensfreude aus seinem Gesicht, und an ihre Stelle trat blankes Entsetzen, während er zu stottern begann: "Mein Gott ... Lukas ... es ist ... ist etwas ... etwas ganz ... ganz Schreckliches geschehen!". Von unguten Vorahnungen getrieben, begann der Ex-Inspektor, seinen Freund sofort wie wild zu schütteln. Dazu brüllte er: "Was?! Was ist los? Ist etwas mit Yelena? Hat dieser Hundesohn Crawler ...". Jack Holmes entzog sich der verzweifelten Attacke seines Freundes und schüttelte stattdessen seinen Kopf wild hin und her: "Nein, Lukas! Mit Yelena ist alles in Ordnung. Aber die Einsatztruppe der Berliner Polizei, die inzwischen vor Ort ist, hat gerade über Funk durchgegeben bekommen, daß es am nächstgelegenen U-Bahnhof Stadtmitte eine gewaltige Explosion und einen tragischen Verkehrsunfall gegeben hat. Wie es aussieht, ist ein Mann, der von einem anderen auf den U-Bahngleisen verfolgt wurde, dort von einem leeren Zug erfaßt worden. Und das just in dem Moment, da er - um seinen Verfolger abzuschütteln - eine scharfgemachte Handgranate in Händen hielt. Der Fahrer der U-Bahn wurde durch die Wucht der folgenden Explosion mitsamt dem Führerhaus des Zuges regelrecht zerfetzt, und auch von dem flüchtigen Mann scheint nicht mehr viel übriggeblieben zu sein. Die Gleisanlage soll einem Schlachtfeld gleichen, überall nur Blut und Wrackteile. Und der Schienenverkehr ist verständlicherweise erst einmal bis auf weiteres unterbrochen". Lukas hatte Jack die ganze Zeit über entgeistert angestarrt, jetzt aber fragte er zögernd: "Und was ist mit dem, der den Mann verfolgt hat? Sag schon, Jack, was ist mit meinem Schützling und Freund Timmy?". Jack Holmes senkte seinen Blick, dann stammelte er: "Der dritte Mann soll sich durch die Detonation schwerste Verletzungen zugezogen haben. Und die hinzugerufenen Rettungsmannschaften kämpfen derzeit vor Ort verzweifelt um sein Leben". Nun senkte auch Lukas sein Haupt und sprach mit tränenerstickter Stimme: "Mein Gott, der arme Junge! Ich muß sofort zu ihm!". Beherzt sprang Svensson zurück auf die Gleise und rannte - als ginge es um sein eigenes Leben - in Richtung des U-Bahnhofs Stadtmitte in den Tunnel hinein, dessen düsteres Inneres ihn Sekunden später wieder völlig in sich aufgenommen hatte ...

      [Wird fortgesetzt]

      Teil 1 der nächsten Episode mit dem Titel "Eine Hochzeit und ein Todesfall" folgt am Freitag, dem 21. Mai 2010
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von sven1421 ()

    • Hallo Sven! Ich muss gestehen, ich hab wieder drei oder vier Updates "verschwitzt" . . . im Moment komm ich einfach nicht zum Lesen, um aber ein kleines Lebenszeichen von mir zu geben: Ich hab mir die ganzen Updates die ich noch nicht kenne jetzt mal auf meinen Computer gespeichert und werde mich mit meinem Feedback sobald wie möglich melden, versprochen ;)

      Liebe Grüße, dein wirklich interessierter Leser Phillip ;)
      Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig
    • hmmm, mein Kollege kam auf die wirklich gute Idee Pommes-Currywurst für die Mittagspause zu holen. Da passt so eine "Berliner-Untergrund-Episode" doch gut dazu. :dance2:

      Danke lieber Sven für die Aufklärung dessen, was uns alles so in den letzten 18 Episoden entgangen ist. Ist ja schon fast peinlich. :schaem:

      Soso, Svensson nimmt also "versehentlich" Wannabes offenen Worte auf. Wers glaubt.
      Wird Tim überleben? Wo ist Onkel Fritz? Und was wird noch passieren, damit die 24 Bernsteinzimmerbehälter wieder verschollen sein werden?

      @Phillip: ich kann dir sagen, da wartet noch viel Spannung und Überraschung auf dich. Viel Spaß beim lesen. :abklatschen

      liebe Grüße, claudia
      Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
    • Wow, diese Episode hatte es ja wieder in sich. :eek:
      Und wieder kam so einiges ans Licht. :thumbup: Und dann diese Detonation. Was ist da passiert? Wer ist verletzt bzw. vielleicht sogar tot? :11:
      Man bin ich gespannt wie es weitergeht und deswegen freue ich mich auch schon auf den nächsten Teil. :freudentanz: Und lieben Dank fürs Schreiben. :danke:

      @Phillip: Da kann ich Claudia nur beipflichten. Das ist wirklich an Spannung und Überraschungen nicht zu überbieten. Auch von mir viel Spaß beim Lesen. :abklatschen

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"