Komplizierte U-Bahn-Fahrt - eine heitere Geschichte

    • Komplizierte U-Bahn-Fahrt - eine heitere Geschichte

      Längere Zeit ist mir nun schon eine Idee zu einer heiteren U-Bahn Story im Kopf herumgespukt und nun hab ich es endlich fertig gebracht zu Schreiben zu beginnen. Die Stroy spielt in Wien, um genau zu sein auf der U-Bahn Linie 3 (U3). Eine Station = ein Kapitel. Die Story besteht teils aus Fakten, teils aus reiner Fiktion. Was echt und was falsch ist, nun das zu beurteilen liegt ganz allein an euch ;)
      Zum besseren Verständnis hier auch noch die Stationen der Linie U3:

      Ottakring - Kendlerstraße - Hütteldorfer Straße - Johnstraße - Schweglerstraße - Westbahnhof - Zieglergasse - Neubaugasse - Volkstheater - Herrengasse - Stephansplatz - Stubentor - Landstraße (Bahnhof Wien Mitte) - Rochusgasse - Kardinal Nagl Platz - Schlachthausgasse - Erdberg - Gasometer - Zippererstraße - Enkplatz - Simmering

      Das erste Kapitel ist noch sehr kurz gehalten, aber von Station zu Station wird die Heiterkeit, die Länge und doch auch ein bisschen Dramatik immer mehr zur Geltung kommen. Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen meiner kleinen Geschichte und gebt reichlich Feedback ab.
      Mit dieser Geschichte verfolge ich keinerlei finanzielle Interessen!!


      Einstiegsstelle: Ottakring

      Es war Montagvormittag und wie jedes Mal an einem Werktag, machte ich mich auf den Weg in die Arbeit. Ich arbeitete in einer öffentlichen Bücherei im Simmeringer Einkaufszentrum und um dorthin zu gelangen, musste ich nun mal mit der U3 fahren. Den ganzen Weg von Ottakring – von einer Endstation zur nächsten. Wie ereignisreich, spannend und zugleich beziehungsgefährdend so eine dreißig minütige U-Bahn Fahrt in Wien sein kann, konnte ich damals nicht ahnen. Heute kann ich über die nun folgenden Geschehnisse, Gott sei Dank, lachen.

      Scheiße ich bin schon wieder zu spät, dachte ich mir, während ich die Wohnungstür fest verschloss und mich auf den Weg, zur fünf Minuten entfernten U-Bahn Station machte. Um acht Uhr musste ich meinen Dienst antreten und da ich mindestens dreißig Minuten lang in der U-Bahn sitzen musste, würde sich dass unter keinen Umständen ausgehen, schließlich war es bereits sieben Uhr fünfunddreißig und ich noch nicht einmal bei der Station. Wenn man jetzt die Wartezeit und etwaige andere Verspätungen dazurechnete, dann würde ich mich mindestens um fünfundzwanzig bis dreißig Minuten verspäten. Und das auch noch gleich am ersten Arbeitstag der neuen Woche. Das die Ampel der Straße, welche ich gerade überqueren wollte soeben auf Rot umgeschaltet hatte, machte es mir nicht gerade leichter. Nun wartete ich sehnsüchtig auf das Umschalten der Ampel auf Grün. Normalerweise wäre ich ja jetzt einfach drübergelaufen, da ich mich aber auf einer gut befahrenen Hauptstraße befand und ich sehr an meinem Leben hing, ließ ich es dann doch bleiben. Stattdessen verfluchte ich die Sonne, die meiner Meinung nach Anfang September gar nicht mehr so heiß strahlen durfte. Endlich schaltete die Ampel auf Grün und ich lief im Eiltempo über den Zebrastreifen und die Stufen hinab zu den Gleisen. Auf der Anzeige konnte ich erkennen, dass der nächste Zug voraussichtlich in drei Minuten eintreffen würde. Die Melodie von „Eye of the Tiger“ riss mich aus meinen Gedanken. Schnell holte ich mein Handy aus der Hosentasche und nahm das Gespräch entgegen.
      „Hallo?“
      „Hallo Schatz, ich bin’s.“
      Es war Linda, seit nunmehr dreieinhalb Jahren meine Freundin und Wegbegleiterin. Keinen Tag möchte ich heute missen, auch wenn es Zeiten gab, wo wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen wollten. Vieles hatten wir durchgestanden und die gemeinsamen Erlebnisse hatten uns nur noch fester zusammengeschweißt. Seit einer geraumen Zeit lief es in unserer Beziehung außerordentlich gut. Ja ich wage sogar zu sagen, so gut wie noch nie.
      „Hey, was gibt’s denn?“, fragte ich ahnungslos. Als würde ich nicht wissen, dass sie die Nacht bei einer Freundin verbracht hatte – eine gemeinsame Wohnung hatten wir damals noch nicht – und an diesem Morgen mit derselben U-Bahn Linie unterwegs war. Schließlich war das der Grund für mein „unabsichtliches“ zu spät kommen.
      „Hast du’s schon wieder vergessen, Phillip? Ich hab dir doch gesagt, das ich heute Morgen bei der Johnstraße einsteige und wir ein Stückchen zusammen fahren können. Wir treffen uns heute nämlich mit der Klasse im Prater und da muss ich am Stephansplatz aussteigen.“ Eine kurze Pause folgte. „Hast du das wirklich schon wieder vergessen?“

      Mein Zug fuhr in die Station ein und ich rief mir die Information, die mir Linda am Vortag gegeben hatte, wieder in Erinnerung. Sie machte gerade die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin und es war Anfang des Schuljahres. Die zweite Woche und an diesem Tag hatten sie vor in den Prater zu gehen. Ich stieg in die U-Bahn ein (leider war es keiner der neuen, sondern einer der alten Züge mit Waggons) und suchte mir einen Sitzplatz beim Fenster.
      „Nein, natürlich habe ich nicht vergessen.“, erwiderte ich. „Ich sitze im letzten Waggon, du kannst mich dann eh nicht übersehen.“
      „Okay, Süßer. Bis gleich.“

      Das Telefonat war beendet und ich schob mein Handy zurück in die Hosentasche. Aus der anderen Hosentasche holte ich meinen MP3-Player hervor und lauschte den Melodien der Toten Hosen. Ich hatte wohl etwas zu laut aufgedreht, denn ein älteres Ehepaar, welches sich mir gegenüber (ich saß am Fenster eines „Vier-Sitzers“) befand, stand plötzlich auf und setzte sich woanders hin. Mir war es gleichgültig. Ich ließ die Musik so laut wie sie war und begann damit mich in dem Waggon umzuschauen. Von meinen Platz aus hatte ich das gesamte Abteil im Auge. Ich wusste nicht warum, aber es war nun mal so, dass ich gerne beobachtete. Außer mir befanden sich nur dass ältere Ehepaar und ein Teenager türkischer Abstammung, welcher lauthals in seiner Muttersprache telefonierte, im Waggon. Dass er lauthals telefonierte wusste ich nur deshalb, weil sein Organ sogar meine Musik übertönte und das ältere Ehepaar scheinbar keine Gelegenheit ausließ, um über irgendetwas zu meckern.

      Ich lehnte den Kopf gegen das Fenster, schloss die Augen und lauschte weiter den Texten von Campino. Die Türen schlossen sich und der Zug fuhr ab in Richtung „Kendlerstraße“. Was mich auf dieser Fahrt noch alles erwarten sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen . . .
      Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Tony_Almeida88 ()

    • RE: Komplizierte U-Bahn-Fahrt - eine heitere Geschichte

      Tony_Almeida88 schrieb:

      Ich wusste nicht warum, aber es war nun mal so, dass ich gerne beobachtete.
      Nun, ich denke mal, da gehts Dir - bzw. Deinem Haupthelden - so wie mir. Genaues Beobachten gehört nunmal zum Grundwerkzeug eines Schreiberlings. :daumen:

      Zu Deiner Geschichte: Ich bin natürlich gleich mal voll mit eingestiegen in Deinen Zug. Und auch wenn die Fahrt sicher über weite Strecken unterirdisch ist, so bin ich mir sicher, Deine Geschichte wird mit zunehmender Wegstrecke eher überirdisch. Ich liebe ja U-Bahnen. In Berlin bin ich damit oft stundenlang einfach so rumgegondelt und selbst bei meinem London-Trip vor einer Ewigkeit war die "Tube" einfach das Größte für mich! Schon von daher mußte ich einfach im Eiltempo aufspringen auf Deine Storyschiene. Ich bin schon mal gespannt, wie es weitergeht. Und nun spekulier ich mal zur Abwechslung, wenn ich darf: Wird Linda Phillip bei ihrem späteren Zusteigen etwa nicht mehr ganz allein nur mit den Toten Hosen (übrigens die Lieblingsgruppe meines jüngeren Bruders) antreffen?! Ok, verraten wirst Du's mir sicher noch nicht, aber ich seh ja spätestens an der Johnstraße, ob ich richtig lag oder total daneben. Könnte natürlich auch sein, daß es bei der gemeinsamen Fahrt der Beiden zu Spannungen kommt?! Na, Du siehst, mein Interesse ist mal wieder geweckt ... und das einiger anderer sicher auch! :daumen:

      In diesem Sinne: Frei Fahrt für Phillip! ... Nächste Station: KENDLERSTRASSE ... Ausstieg: ... Ne, noch lange nicht!!! :zwinker:
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    • sven1421 schrieb:

      ganz allein nur mit den Toten Hosen (übrigens die Lieblingsgruppe meines jüngeren Bruders)
      Ooh, da haben wir drei ja noch was gemeinsames (ganz abgesehen von unserer Schwäche für 24 und gute FFs... :) ). 1. steht mein "kleiner Bruder" (ich habe nur einen, neben zwei Schwestern) auch auf Tote Hosen und 2. - wie witzig - heißt er auch noch Philip. :cool1:

      Klar, dass ich da natürlich auch diese U-Bahn-Fahrt verfolgen werde. Von einem Zug zum nächsten, sozusagen. :zwinker: Bin gespannt.

      liebe Grüße, claudia
      Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
    • Also ich bin auch auf diesen Zug aufgesprungen. :thumbup: Tolle Geschichte, hat mir gut gefallen. :thumbs02:
      Und ich gehe gerne mit auf diese U-Bahnfahrt. Ich freue :freudentanz: mich schon auf die nächste Station und dankeschön fürs Schreiben. :danke:

      Übrigens Claudia und Sven haben wir zumindest das gemeinsam, dass ich auch einen Bruder habe. Der ist zwei Jahre älter als ich aber auf die Toten Hosen steht er nicht. ;)

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"
    • @ sven: Wie schon gesagt, die Hauptfigur trägt zwar denselben Namen wie ich und ich schreibe ja - wie man unschwer erkennen kann - auch in der Ich-Perspektive, allerdings ist nicht alles an dem fiktiven Phillip so, wie an dem Echten ;) Wenn die Geschichte einmal zu Ende ist, werde ich euch gerne über Fiktion und Fakt aufklären, wenn ihr das wollt.
      Nun zu deinen Spekulationen: Nur soviel: auch du schaffst es mich auf neue Ideen, die so gar nicht geplant waren, zu bringen. Und das du spekulierst freut mich sehr, allerdings werde ich dich noch etwas im Dunkeln stehen lassen, schließlich möcht ich dir ja die Spannung nicht nehmen . . . außerdem freut es mich sehr wenn du noch lange nicht aussteigst :)

      @claudia312: Das ist echt witig :D und auch ich habe einen jüngeren Bruder (allerdings steht der nicht unbedingt auf die Toten Hosen), doch zusätzlich habe ich noch einen älteren, welcher ebenfalls auf die Hosen steht :) Freut mich das du aufgesprungen bist, nachdem du ja bei meiner 24 FF abgesprungen bist (ist jetzt aber wirklich kein Vorwurf ;) ) . . . ich hoffe du wirst jede Menge Spaß mit dieser kleinen Geschichte haben.

      @Saxi: Vielen Dank für das ständige Lesen, du hast echt Ausdauer :daumen:

      @all: Die einzelnen Kapitel werde ich jetzt wohl doch eher kürzer halten, da ich die kurze Zeit zwischen den Stationen berücksichtigen möchte und da einfach mal nicht soviel passieren kann. Und ich weiß außerdem dass in den ersten beiden Episoden bis jetzt sehr wenig passiert ist, dass wird sich allerdings rasant ändern, ungefähr ab der Station Johnstraße ;)
      Also bleibt am Ball und ihr werdet nicht enttäuscht werden, versprochen!

      Kapitel 1: Kendlerstraße

      In einer Welt in der man nur noch lebt, damit man täglich roboten geht, ist die größte Aufregung die es noch gibt das all abendliche Fernsehbild . . .
      Witzig, dachte ich mir, ob dass Zufall war, das ausgerechnet dieses Lied jetzt an der Reihe war? Auf meinen Weg zur Arbeit. Unwillkürlich musste ich schmunzeln, wobei ich die Augen langsam öffnete, um nicht einfach blöd grinsend dazusitzen. Die U-Bahn fuhr gerade in die Station Kendlerstraße ein und es würden nicht allzu viele Menschen einsteigen, dass erkannte ich jetzt schon. Komisch eigentlich, da ja zu dieser Zeit normalerweise jeder auf den Weg in die Arbeit war und die U-Bahnen in der Früh für gewöhnlich sehr schnell sehr voll wurden. Na ja ich würde erst einmal abwarten, schließlich befanden wir uns erst in der ersten Station. In dem Abteil, in dem ich saß, stieg lediglich ein Fahrgast hinzu. Ein junger Österreicher – ich schätzte ihn so um die 20 – ließ sich genau gegenüber von mir nieder (da wo zuvor noch das ältere Ehepaar gesessen hatte). Der Mann grinste mich ganz unverhohlen an und er machte sich nicht einmal die Mühe, es verbergen zu wollen. Der Zug schloss die Türen und fuhr wieder ab. Erst jetzt bemerkte ich, dass der türkischstämmige Teenager sich ebenfalls gesetzt hatte – ebenfalls auf einen Vierer-Sitz, allerdings weiter vorne im Abteil. Der junge Mann, der eben zugestiegen war, hörte nicht auf mich anzugrinsen und schließlich wurde es mir zu bunt. Ich nahm den linken Kopfhörer aus meinem Ohr, den rechten ließ ich drinnen, und versuchte so freundlich wie möglich zu wirken.
      „Was ist so lustig? Hab ich etwa irgendeinen dämlichen Spruch auf meiner Stirn stehen?“
      Meine Frage schien den Mann nur noch mehr zu amüsieren, denn sein Grinsen breitete sich nun bis über beide Ohren aus, wobei er mit seinem runden Kopf und den kurz geschorenen Haaren nun ziemlich dämlich aussah.
      „Genauso sarkastisch und streitsüchtig wie immer, was Phillip?“, fragte mich mein Gegenüber. Ich begriff immer noch nicht. Woher zum Teufel kannte mich dieser Typ? Schnell ging ich all meine alten Schulkollegen – zumindest die die ich noch in Erinnerung hatte – durch, doch sein Gesicht ließ sich für mich nicht einordnen. Auch zu dem Fußballverein, bei welchem ich früher einmal spielte, gehörte er zweifelsohne nicht. Das alte Ehepaar schien nun auch Interesse an der Unterhaltung zu bekommen, denn unverhohlen musterten sie uns und begangen danach wieder leise zu tuscheln. Langsam aber sicher wurde ich nervös. Sollte ich die Person, die mir gegenüber saß etwa kennen? Ich fasste meine Gedanken in Worte und bekam auch prompt eine Antwort.
      „Du hast mich wirklich schon vergessen, wie? Na ich bin’s der Benny, heast wir waren acht Jahre gemeinsam in der Schule und dann erkennst mich nach vier Jahren einfach nimmer?“
      Ich war verblüfft. Ja, jetzt wo er seinen Namen genannt hatte, war es mir wieder eingefallen. Der Benny mit dem ich sowohl die Volks- als auch die Hauptschulbank gedrückt hatte, saß, nachdem wir uns vier Jahre lang nicht mehr gesehen hatten, plötzlich mit mir in derselben U-Bahn. Wie klein die Welt doch war! Aber er hatte sich äußerlich auch sehr stark verändert, ich scheinbar nicht sonst hätte er mich wohl auf Anhieb gar nicht erkannt. War er zu unserer Schulzeit noch eher kleingewachsen und äußerst dünn, so war er nun das genaue Gegenteil. Benny überragte mich bestimmt um eine Kopflänge und hatte mit ziemlicher Sicherheit mehr als doppelt so viele Kilos wie noch vor einigen Jahren. Außerdem hatte er sein Haar komplett kurz geschoren. Jetzt da ich ihn endlich wieder erkannt hatte, erwiderte ich sein Grinsen und schüttelte ihm eifrig die Hand. Im selben Augenblick schrie mir Campino ins Ohr:
      Alles weil wir Freunde sind, weil wir noch Freunde sind . . .

      Wieder musste ich schmunzeln. Die Lieder waren heute tatsächlich passend.
      Ein paar Sekunden tratschen wir ein bisschen und erfuhren von dem jeweils anderen was er gerade so trieb und wie es ihm in den letzten Jahren so ergangen war. Dann wurden wir kurz von der mechanischen Stimme unterbrochen, die den nächsten Stopp voraussagte: Hütteldorfer Straße
      Benny erzählte mir, dass er bis zum Westbahnhof fahren würde und wir somit noch etwas Zeit hatten uns zu unterhalten. Ich war auf alle Fälle gespannt was Linda für einen Eindruck von Benny haben würde, wenn sie erst einmal zugestiegen war.

      Plötzlich klingelte mein Handy und ich pausierte die Musik meines MP3-Players.
      „Hallo Schatz.“, sagte ich, was mir einen spöttischen Blick Bennys einhandelte.
      „Wo bist du denn schon. Ich steh da schon eine ganze Weile, eine U-Bahn hab ich auch schon fahren lassen müssen, weil du nicht drin warst. Ich will nicht zu spät kommen.“
      Ja so war meine Linda nun mal. Immer überpünktlich und sofort nervös und hektisch wenn einmal nicht alles so lief, wie sie es geplant hatte.
      „Jetzt reg dich mal wieder ab.“, versuchte ich zu beschwichtigen. „Wir fahren eh gerade in die Hütteldorfer Straße ein, also seh ma uns eh bald.“
      „Wer ist wir?“ Linda war alarmiert und das obwohl wir nun schon lange genug zusammen waren und sie genau wusste, dass sie nicht eifersüchtig sein musste. Aber auch das gehörte zu ihrem Wesen und auch das liebte ich an ihr.
      „Ich hab einen alten Schulfreund getroffen, den stelle ich dir dann vor.“
      Benny ließ es sich nicht nehmen ein kräftiges „Hallo“ in mein Telefon, ja beinahe schon zu brüllen, und Linda quittierte das eben gehörte mit einem einfachen: „Okay bis dann“ und legte auf.

      Benny merkte meinen etwas zornigen Gesichtsausdruck, ließ sich jedoch in keinster Weise beirren und fragte scheinheilig ob er „meine Alte“ denn vergrämt hätte. Nachdem ich ihm darauf aufmerksam gemacht hatte, Linda in ihrer Gegenwart nicht als „die Alte“ zu bezeichnen, schaltete ich die Musik wieder ein. Auch einen wütenden Blick für das alte Ehepaar hatte ich noch übrig, immerhin hörten sie einfach nicht auf, ständig in unsere Richtung zu schauen und außerdem fühlte ich mich danach einfach besser. Der Zug fuhr ab in Richtung Johnstraße und Benny und ich nahmen unser Gespräch wieder auf. Und wenn sich Benny in den letzten vier Jahren nicht sehr verändert hatte, was sich schon jetzt beinahe ausschließen ließ, dann würde Linda ihn ganz bestimmt nicht mögen, dass wusste ich nur zu gut. Wenigsten würde er nur bis zum Westbahnhof mitfahren . . .
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    • So, so, der Benny also ... und Phillip hat ihn nimmer wiedererkannt. Aber das geht mir auch oft so, wenn ich jemanden aus meiner Schulzeit wiedersehe. Zumal ich bei Benny irgendwie immer gleich an einen Hasen - ich hätte mir als Kind wohl weniger "Alice im Wunderland" geben sollen - oder an den früheren Moderator vom ZDF Ferienprogramm denken muß, und von den Beiden sieht er sicher keinem wirklich ähnlich. Eher schon meinem ehemaligen Kumpel und Arbeitskollegen Marcel, so wie Du ihn beschreibst ... :grin_still:

      Ok, der Benny ist schon ziemlich gerade heraus, wie es scheint. Und in einem hat Phillip da sicher recht: Unbegreiflicherweise stehen die meisten Mädels so gar nicht drauf, wenn man sie in gemütlicher Runde als "meine Alte" bezeichnet. Warum eigentlich?! :zwinker:

      Naja, ich bin auf jeden Fall schon gespannt auf die nächste Station und das Zusteigen von Linda! Und sollte es in der Beziehung der Beiden dann wirklich arg kriseln, hat Phillip ja immer noch seinen MP3-Player, auf dem er dann blitzschnell zu "Nichts bleibt für die Ewigkeit" wechseln kann ... :P

      BTW: Schön, daß wir uns quasi gegenseitig anstacheln zu neuen Taten! Gut für uns Beide und vor allem für unsere Leser und unser Forum! :wolke_7:
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    • Klassenkameraden wieder erkennen - ja, da kann ich auch ein Liedchen von singen. Im letzten Sommer hatten wir 20jähriges Klassentreffen (das erste Mal nach dem 10 jährigen) und obwohl ich ja wusste, dass ich ehemalige Klassenkameraden treffen würde, muste ich ungefähr bei der Hälfte der Anwesenden lange rätseln, wer das ist. :sad: Ich glaube, wenn mir da plötzlich jemand in Bus und Bahn gegenüber säße würde bei mir auch nichts klick machen. Also volles Verständnis meinerseits für Phillip. Zumal mir Benny irgendwie schon unsympathisch ist. Aber keine Ahnung warum - ist so ein "frauliches Bauchgefühl" :grin_still: - mal sehen, was Lindas Bauchgefühl zu ihm sagt.

      Gruß, claudia
      Weihnachten: "Euch ist heute der Retter geboren, Christus der Herr." die Bibel in Lukas 2,11
    • Ich hab da auch so ein Beispiel. Aber nicht Klassenkamerad sondern Spielkamerad. Den habe ich im Bus mal wiedergetroffen und der hat mich erst ein paar Mal gefragt, wies mir geht. Und dann hat er gemerkt, dass ich ihn nicht wiedererkenne weil ich nicht geantwortet habe. Ich hielt das nämlich für eine plumpe Anmache. :cheesy_grin: Daraufhin hat er mir genau gesagt auf welchem Spielplatz wir gespielt haben usw. Da hats noch immer nicht geklickt. Aber erst als er mir seinen Namen gesagt hat hats langsam geklingelt. :thumbs02:

      Ich bin auch schon gespannt was Linda von Benny hält. Und was aus der Beziehung von Phillip und Linda wird. :thumbup: Also auf zur nächsten Station. :freudentanz: Und wieder ein dickes Dankeschön fürs Schreiben. :danke:

      Gruß

      Saxi :)
      "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt ist ein Mensch"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Saxi ()

    • @ sven: Gerade heraus ist ja nicht schlecht, dass bin ich auch, anders kommt man ja gar nicht durchs Leben, aber wie heißt es so schön? Der Ton macht die Musik und den trifft Benny nicht immer, oder eigentlich nie, aber dass merkt ihr ja dann eh in den folgenden Kapiteln.
      Warum "die Alte" bei den Mädels so unbeliebt ist, ist und bleibt auch mir ein Rätsel - vielleicht können ja saxi und claudia aufklären!? :)
      Stimmt, wir stacheln uns wirklich immer zu neuen Taten an, zumindest du mich. Erst seit ich deine Story lese, kribbelt und sprudelt es wieder so richtig in mir, danke dafür ;)

      @ claudia: Hehe, ich glaube Lindas Bauchgefühl wird sich so ziemlich mit dem deinen decken. Spannungen und witzige Dialoge sind garantiert :daumen:

      @ saxi: Jaja, dass ist ja mal so ein typisches Beispiel für weibliche Vorurteile: nur weil man gefragt wird wie es einem geht, gleich an eine plumpe Anmache denken. Dass derjenige aber ein ehemaliger Spiel- oder Schulkamerad sein könnte, daran denkt man nicht . . . nein Spaß beiseite, ich weiß eh was du meinst, wenn ich so mitbekomme was sich manche Mädels von sogenannten "Weiberhelden" alles anhören müssen, könnte ich :puke:

      @ all: Einmal mehr :danke: für's Lesen und nette kommentieren und ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, dass ich so auf eure Kommentare antworte, aber ich habe aus einem selbst mir unbekannten Grund, eine Abneigung gegen den Zitate-Button.

      Also auf zur Johnstraße, viel Spaß mit Phillip, Benny und den toten Hosen:

      Kapitel 2: Hütteldorferstraße

      Und schon waren wir wieder unterwegs. Die nächste Station würde die Johnstraße sein, dass große Aufeinandertreffen von Linda und Benny stand unweigerlich bevor. Ich konnte nicht gerade behaupten, glücklich darüber zu sein. Es wurde enger in der U-Bahn, oder zumindest in dem Waggon, in dem Benny und ich saßen. Bei der Hütteldorferstraße, von der wir vor wenigen Augenblicken wieder weggefahren waren, waren einige Fahrgäste hinzugekommen. Zwar waren es im Vergleich zu vorhin relativ viele, allerdings nicht so viele, dass ich den Überblick verloren hätte. Neben dem alten Ehepaar, welches sich jetzt übrigens alle Mühe gab nicht mehr zu uns hinüberzusehen, waren jetzt noch ein junges Paar (ich schätzte es so zwischen 25 und 30 Jahre), eine alte Dame mit ihrem Pudel (welcher entgegen der Vorschriften keinen Maulkorb trug – dass sollte einmal erwähnt werden), eine Rollstuhlfahrerin und ein Paar in den Vierzigern mitsamt ihren zwei Kindern, in der U-Bahn. Alle hatten sich einen Sitzplatz ergattert, außer dem jungen Paar, welches es vorzog zu stehen und ein bisschen zu turteln. Der türkische Bursche, war scheinbar bei der letzten Haltestelle ausgestiegen.

      Benny erzählt mir gerade irgendetwas über seine Lehre als Maurer, welche er vor zwei Monaten beendet hatte, doch ich hörte nicht richtig zu. Stattdessen machte ich mir Sorgen wegen dem Zusammentreffen von Linda und Benny und plötzlich, ohne dass ich es auch nur vor hatte, schlich sich auch die Angst wegen der Führerscheinprüfung, welche ich in einer Woche zum bereits vierten Mal absolvieren sollte, wieder in meine Gedanken. Und wie bestellt trällerte Campino auch schon den Anfang des nächsten Liedes:
      [Die Gedanken hören nicht zu denken auf, während du schwitzend durch die Straßen gehst . . ./i]
      Die letzten Worte sollten in dem Fall wohl eher [i]während du schwitzend in der U-Bahn sitzt
      lauten.
      „Stimmt’s oder hab ich Recht?“, Bennys tiefe Stimme holte mich unsanft in die Wirklichkeit zurück.
      Sogleich schaute ich ihm verdutzt in die Augen, aber das registrierte er wohl gar nicht, denn er fing auf einmal lauthals zu lachen an.
      „Na wusst’ ich’s doch“, fuhr er unbeirrt fort. „Auch alle anderen, denen ich das erzählt habe, haben genauso drein geschaut, wie du jetzt.“
      Na das wundert mich überhaupt nicht, dachte ich mir. Wahrscheinlich haben sie dir genauso wenig zugehört wie ich jetzt. Benny quatschte weiter – er schien den Monolog den er hielt durchaus zu genießen – und ich konnte mich wieder wichtigeren Gedanken widmen. Schaffe ich die Führerscheinprüfung auch dieses Mal nicht, dann muss ich zum Amtsarzt und das würde nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch Geld kosten. Und Geld hatte ich schon wahrlich genug in die „Mission Führerschein“ gesteckt. Die Toten Hosen wussten natürlich mittels Refrain bestens zu argumentieren:
      Und die Angst sie, quält dich weiter, als ob endloser Regen auf dich fällt. Ein pausenloser Wegbegleiter, der dich nicht in Ruhe lässt.
      Und ein weiteres Mal brachten es die Hosen genau auf den Punkt. Wenn ich bei der Prüfung endlich mal so fahren würde, wie zuvor in den Fahrstunden dann bräuchte ich diesen pausenlosen Wegbegleiter ja gar nicht. Danke Campino, dass du mir die Augen geöffnet hast.

      „Und was machst du jetzt eigentlich?“ Wieder riss mich mein „Freund“ aus meinen Gedanken.
      „Was?“, fragte ich lediglich. Benny lächelte. „Na was du jetzt machst. Beruflich natürlich, oder bist du hauptberuflich arbeitslos?“
      Das Lachen, dass er losließ, nachdem er diesen selten dämlichen Witz von sich gegeben hatte, brachte uns wieder einen bösen Blick von dem alten Ehepaar ein, welches jetzt aber endlich aufstand und den Knopf an der Tür betätigte. Daran konnte ich erkennen, dass sie jetzt gleich bei der Johnstraße aussteigen und uns weitere Verwünschungen wohl erspart bleiben würden.
      Ich zwang mich zu einem lächeln.
      „Achso, entschuldige. Na ich bin grad auf den Weg in die Arbeit. Ich arbeite bei den Büchereien und momentan bin ich in Simmering in der Dommesgasse zugeteilt.“

      Ich erwartete Hänseleien und dumme Bemerkungen, schließlich fand er es schon immer komisch, dass es tatsächlich Menschen gab, die gerne ein Buch lasen und nicht nur dann wenn es der Lehrer oder die Lehrerin in der Schule anordneten, doch nichts dergleichen gab er von sich. Stattdessen ließ er nur ein leises „Aha“ vernehmen und strahlte gleich umso mehr, als er mitbekam, dass der Zug gerade in die Johnstraße einfuhr. Er stieß mit der Hand gegen mein Knie: „Na endlich jetzt lern ich deine Alte kennen, gell?“, freudestrahlend blickte er mich an. Ich seufzte und sackte zusammen, als der Zug stehen blieb, sich die Türen öffneten und Linda einstieg. Zielstrebig kam sie auf unseren Platz zu. Na, dass konnte ja nur schief gehen . . .
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    • So, nun warte ich natürlich um so gespannter auf die nächste Etappe der Fahrt ... Linda vs Benny ... Phillip vs Führer - ne, den nicht, sondern nur seinen - Schein :P ... "Fruchtbonbon" Campino :grin_still: vs den Rest der Toten Hosen - und zusammen sorgen sie gemeinsam mit Hauptfigur Phillip dafür, daß auch der Rest der Reise erlebnistechnisch auf keinen Fall "Tote Hose" wird.
      Na dann, Türen schließen ... und auf zur nächsten Runde. Und wie sagt doch Saxi am Ende immer so treffend: Dankeschön fürs Schreiben! :danke:
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    • Oha es ist soweit, Linda ist zugestiegen. Na ich bin ja mal gespannt wie sich Benny Linda gegenüber benimmt. :thumbs02:
      Ob das wirklich schiefgegangen ist? Na wir werden ja sehen bzw. lesen. :daumen: Also dann zur nächsten Station bitte. :freudentanz:

      Genau Sven. Und auch ich sage wieder vielen lieben Dank fürs Schreiben. :danke:


      Gruß

      Saxi :)
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    • oh weh, Benny macht sich bei mir nicht gerade beliebter... :86:
      Ich hoffe doch, das Linda ihn und die Lage richtig einschätzen kann. Ihn ignoriert, nicht ernst nimmt oder was auch immer. Und es vorallem ihrem Philipp nicht krumm nimmt, dass er mit ihm ein paar Jahre die Schulbank und ein paar Minuten die U-Bahn teilen musste. (Aber der Titel der Geschichte lässt mich vermuten, so ganz ohne Komplikationen wird es wohl nciht weiter gehen. :cheezy: ) Also dann, Türen zu und ab geht die Post...

      Ich sag dann auch mal: DANKE fürs schreiben.
      Gruß, claudia
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    • NUR EINE KURZE MITTEILUNG: Da ich im Moment mit zwei gebrochenen Fingern gehandicapt bin und auch wieder extrem wenig Zeit habe - man könnte sagen: I'm running out of time!!" :D wird es wohl noch etwas länger dauern, bis ihr erfährt wie Linda mit Benny fertig wird. Ich hoffe euer Interesse währt noch ein, oder zwei Wochen . . .
      Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig
    • Gute Besserung, Phillip! :thumbup:

      Und da ich als Randberliner ja gerade im Moment Ausfälle im Öffentlichen Nahverkehr gewohnt bin, sagen wir einfach mal so: Der Verkehr auf Deiner Linie wurde kurzfristig ausgesetzt und bis es weitergeht, wurde Pendelverkehr mit Bussen eingerichtet, den Deine Hauptfigur aber nicht nutzen kann, da ihm vom Busfahren immer übel wird und er seine Reisetabletten nicht am Mann hat ... ok, klingt vllt doch ein wenig zu sehr an den Haaren herbeigezogen?! Dann ist ihm eben der Ersatzbus mit Sandra Bullock am Steuer mit vollem SPEED grad vor der Nase weggerauscht! ... Ja, die Idee hat schon eher was! :grin_still:
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    • Huhu, na dann hab ich ja wenigstens nichts verpasst. :03:

      Nein im Ernst, von mir auch gute Besserung und natürlich warte ich geduldig! Kein Problem...

      Gruß, claudia :hilfe:
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