Wo 'Schmerzlos' so gut angekommen ist, dachte ich, ich übersetze mal eine meiner älteren Geschichten ins Deutsche. Ich habe sie geschrieben, während die 7. Staffel lief und mich auf eine emotionale Achterbahn geschickt hat. Sozusagen in Erinnerung an die 'guten alten Zeiten'. Die englische Originalversion findet Ihr hier
Titel: Blindes Vertrauen (eigentlich 'Fixing Jack', aber das ist ein englisches Wortspiel, das man nicht wirklich übersetzen kann...)
Autor: jackpot
Altersfreigabe: 12
Spoilerhinweise: bis einschließlich Staffel 3
vorkommende Charaktere: Jack Bauer und Tony Almeida, weitere frei erfundene Personen
Kategorie: Drama, hurt/comfort
Warnhinweise: ohne Gewalt geht es bei '24' kaum, und auch hier nicht
Zusammenfassung: spielt im Zeitraum zwischen Staffel 2 und 3. Eine Undercover-Mission, auf der sich Jack Bauer und Tony Almeida befinden, läuft nicht so wie geplant.
Disclaimer: '24' gehört mir nicht, aber ich habe mir Jack und Tony zu Weihnachten gewünscht. Vielleicht klappt's ja diesmal...
Blindes Vertrauen (Fixing Jack)
Kapitel 1
„Fühlt sich das gut an, Jack?“ Die verächtliche Stimme klang nah. Jack konnte Tyler's Kettenraucheratem riechen. Er musste zu seiner Rechten stehen.
„Du hättest uns nicht betrügen sollen. Eine ganz schlechte Idee. Keiner verarscht mich. Nicht mal so ein cleveres Kerlchen wie du, Jack. Und wenn du mir nicht sagst, für wen du wirklich arbeitest, wirst du mehr verlieren als nur dein Augenlicht. Und diesmal, das schwöre ich, wird es endgültig sein.“
„Für wen arbeitest du, Jack? Für wen?!“
Wo zur Hölle war Tony?
„Ja!“
„Was soll das heißen?“
„Oh Scheiße!“ Tony unterlegte seinen Ausruf mit der richtige Menge Abscheu. „Bist du sicher?“
Tyler schnaubte.
„Klar bin ich das! Warum zur Hölle sollte er sonst einen Sender in seinem verdammten Skalp tragen?“
„Ja...“
Tony sah zu, wie sich Jack langsam erholte. Seine Brust pumpte nicht mehr so heftig, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck angestrengter Konzentration an. Das Klebeband um seine Stirn hatte sich unter seiner fruchtlosen Gegenwehr gelockert, und er drehte seinen Kopf um zu hören, was vor sich ging. Seine Augen, reduziert zu hell grünen Schlitzen im geschwollenen Fleisch, irrten ziellos umher.
„Was?“
Tyler lief nervös auf und ab, seine gelangweilten Bodyguards an seiner Seite. Einer war klein aber bestand nur aus Muskeln. Sein kahl geschorener Kopf unterstrich noch das Verbrecherklischée. Der andere war groß und drahtig. Mickey und Scott, wenn Tony sich recht erinnerte.
„Für wen sollte er sonst arbeiten, Tonio? Und woher willst du das wissen?“
„Nun, würdest du deine Ahnung mit mir teilen?“
„Ich kann nichts mit Sicherheit sagen, bevor ich nicht selbst mit Jack gesprochen habe. Und bevor ich ihn nicht selbst gesehen habe. Sag' mir wo ihr seid, und ich werd's dir zeigen.“
Helms zögerte. Jetzt war der Moment gekommen, wo sich zeigen musste, ob Tony's harte Undercover-Arbeit als Import/Export Vermittler für Tyler Helms sich ausgezahlt hatte. Vertraute er ihm?
„Sagen Sie ihm, er soll sich beeilen!“
Tony klappte sein Handy zu. Nach einem letzten Blick auf Jack's verunstaltetes Gesicht und auf seine Uhr verstaute er das Fernglas in seiner schwarzen Segeltuchtasche und verließ seinen Aussichtspunkt. Es waren noch fünf Minuten übrig, aber Mickey war immer noch zugange und fügte Jack zu viel Schaden zu. Jack musste funktionsfähig bleiben, um seine Rolle weiterspielen zu können. So sehr Tony ihm ein paar Tage Erholung in einem privaten Krankenzimmer auch gegönnt hätte – das war leider nicht möglich. Zeit war ein entscheidender Faktor. Und davon einmal abgesehen hatte Jack schon genug Prügel einstecken müssen. Tony hatte es satt zuzuschauen.
***
„Tonio! Entschuldige bitte. Ich gehe nur auf Nummer sicher, dass keine ungeladenen Gäste zu unserer kleinen Party erscheinen.“
Er kam näher, und sie tauschten einen festen Handschlag aus.
„Und wer, bitte, soll das sein, Tonio?“
Jack zuckte schwach, als er Tony's Hand spürte. Die Berührung war rau genug um Tony's Tarnung genüge zu tun, aber auch sanft genug, um eine geheime Botschaft zu übermitteln: Ich bin da, und ich werde dich hier rausholen. Jack unternahm einen ernsthaften Versuch, Tony zu sehen. Flirrende Schemen hatten vor ihm getanzt, seit sie ihm den Schweißbrenner vor die Augen gehalten hatten. Er versuchte, sich auf eine davon zu konzentrieren, die entfernt die Form eines Gesichts hatte. Es war zwecklos. Tony's Anwesenheit blieb begrenzt auf die Berührung seiner Hände und den Klang seiner Stimme.
„Roche? Hörst du mich?“ Jack fühlte, wie sein Kinn noch höher gehoben wurde. Tony's Atem war kühl auf seinem brennenden Gesicht. Dann ließ seine Hand plötzlich los. Jack's Kopf sackte wieder auf seine Brust zurück.
„Verflucht, Tyler! Er ist total weggetreten!“
„Scheiße, Tyler, wie soll ich ihn zur Rede stellen, wenn ihr ihn bewusstlos schlagt!“ Tony schnaubte ärgerlich.
„Entspann dich, Tonio. Er kommt schon wieder zu sich. Und falls du nicht mit einer sehr guten Begründung rausrücken kannst, warum wir ihn am Leben lassen sollten, wäre es wirklich eine gute Idee, mir nicht weiter auf die Nerven zu gehen!“
Titel: Blindes Vertrauen (eigentlich 'Fixing Jack', aber das ist ein englisches Wortspiel, das man nicht wirklich übersetzen kann...)
Autor: jackpot
Altersfreigabe: 12
Spoilerhinweise: bis einschließlich Staffel 3
vorkommende Charaktere: Jack Bauer und Tony Almeida, weitere frei erfundene Personen
Kategorie: Drama, hurt/comfort
Warnhinweise: ohne Gewalt geht es bei '24' kaum, und auch hier nicht
Zusammenfassung: spielt im Zeitraum zwischen Staffel 2 und 3. Eine Undercover-Mission, auf der sich Jack Bauer und Tony Almeida befinden, läuft nicht so wie geplant.
Disclaimer: '24' gehört mir nicht, aber ich habe mir Jack und Tony zu Weihnachten gewünscht. Vielleicht klappt's ja diesmal...
Blindes Vertrauen (Fixing Jack)
Kapitel 1
Der Schweißbrenner hatte ganze Arbeit geleistet.
Jack's Augen tränten heftig, und er blinzelte verzweifelt, doch alles, was ersehen konnte, waren gleißende Blitze vor einem pechschwarzen Hintergrund. Eine optische Supernova. Er stöhnte und kämpfte gegen das Klebeband an, das seinen Kopf fixiert hielt. Seine Augenbrauen mussten versengt sein – der Geruch war eindeutig. Die Haut um seine Augen fühlte sich roh und verbrannt an. Seine Augenlider kratzten über die verletzte Hornhaut wie Schmirgelpapier. Blinzeln war pure Qual.
Blind und gefesselt wie er war, konnte Jack dem Schlag nicht ausweichen, der ihn traf. Eine heftige Ohrfeige hinterließ einen brennenden Fleck auf seiner Wange.
„Fühlt sich das gut an, Jack?“ Die verächtliche Stimme klang nah. Jack konnte Tyler's Kettenraucheratem riechen. Er musste zu seiner Rechten stehen.
„Du hättest uns nicht betrügen sollen. Eine ganz schlechte Idee. Keiner verarscht mich. Nicht mal so ein cleveres Kerlchen wie du, Jack. Und wenn du mir nicht sagst, für wen du wirklich arbeitest, wirst du mehr verlieren als nur dein Augenlicht. Und diesmal, das schwöre ich, wird es endgültig sein.“
Das Zischen des Schweißbrenners hatte aufgehört. Irgendwer – vermutlich Mickey – hatte ihn ausgeschaltet. Gegenstände fielen lautstark zu Boden. Das mussten die Schutzmasken sein, die sie getragen hatten um ihre Augen vor Verletzungen zu schützen – eine Vorsichtsmaßnahme, die man Jack mit Absicht verwehrt hatte. Sehr kreativ.
„Für wen arbeitest du, Jack? Für wen?!“
Eine Hand packte Jack am Hals und drückte auf seinen Kehlkopf. Nicht fest genug um ihn zu würgen, aber der Druck rief klaustrophobische Enge hervor. Nicht sehen zu können verstärkte das Gefühl des Gefangenseins nur. Blindheit war eine neue Erfahrung für Jack, und er staunte über seine heftige Reaktion bevor er sich wieder darauf konzentrierte, seine Furcht zu ignorieren.
Wo zur Hölle war Tony?
***
Er hockte auf dem Dach eines angrenzenden Gebäudes und beobachtete die Szene durch ein riesiges Fernglas. Ein bisschen außer Atmen vom Rennen, versuchte er das Hämmern in seiner Brust zu beruhigen, um seine Hände still halten zu können. Er war gerade rechtzeitig angekommen um das grausame Blendungsritual mitzuerleben, unfähig, eingreifen zu können.
Jack's furchterfüllte Augen, von brutalen, behandschuhten Händen offen gehalten, gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf, genau wie sein unterdrückter Schrei, als der Schweißbrenner ihn verbrannt hatte. Tony hatte sich vollkommen hilflos gefühlt. Einen kurzen Moment lang hatte er befürchtet, sie hätten Jack's Augen ausgebrannt. Vor Schreck wie gelähmt, hatte Tony warten müssen bis Mickey ein Stück von Jack weg getreten war. Tony's Erleichterung war immens, als er sah, dass Jack's Augen noch da waren, wo sie hingehörten, auch wenn offensichtlich verletzt. Wie schwer, vermochte er nicht zu sagen. DieseSchweine. Tony musste an seine eigene Professionalität appellieren, um seine Aufgabe nicht aus den Augen zu verlieren und sich auf seinen Plan zu konzentrieren.
Gott sei Dank hatten sie den Peilsender nicht gefunden, bevor er ihre Position berechnet hatte.
Durch das Fernglas konnte er eine dünne Blutspur entdecken, die Jack's Hals hinablief. Sie stammte von einer Wunde hinter seinem linken Ohr, wo der winzige Sender unter seiner Haut versteckt gewesen war. Zumindest bis Tyler Helms ihn mit einem Messer herausgeschnitten hatte. Das winzige Stückchen High Tech sollte eigentlich unentdeckbar sein. Darüber würde Tony mit Chloe noch ein Wörtchen reden müssen.
Aber zuerst einmal musste er Jack aus diesem Schlamassel heraus holen, und zwar ganz allein. Selbst für CTU's schnelle Einsatzteams war New Mexiko zu weit entfernt. Außerdem bestand noch immer die Möglichkeit, Jack undercover zu lassen. Wenn Jack es schaffte, noch ein Weilchen durchzuhalten und sich an ihren Notfallplan hielt, würden ihre Chancen, das Kartell zu infiltrieren, sogar noch steigen. Sie hatten zu viel in diese Operation investiert, um jetzt einen Rückzieher zu machen. Tony schaute sich durch das Fernglas Jack's rasch anschwellendes, stoisches Profil an und war sich sicher, dass er zustimmen würde.
Er fischte sein Handy aus der Hosentasche seiner schwarzen Jeans und drückte die Kurzwahl für 'Helms, Tyler'. Durch das Fernglas konnte er beobachten, wie Tyler Jack verärgert losließ und sein Telefon hervorholte.
„Ja!“
„Ich bin's, Tyler. Diaz.“ Tony schlüpfte mühelos in den hartenmexikanischen Akzent seiner falschen Identität.
„Tonio“, donnerte Helms mit gespielter Freude ins Telefon. „Was gibt’s,mein Freund?“
„Ich habe ein Problem, bei dem du mir vielleicht helfen kannst. Ich sollte mich vor einer Stunde mit Jack Roche treffen. Er ist nicht aufgetaucht.“
„Und?“
Helms hörte sich interessiert an, aber nicht misstrauisch. Das war ein gutes Zeichen.
Helms hörte sich interessiert an, aber nicht misstrauisch. Das war ein gutes Zeichen.
„Und was? Er ist meine verdammte Verbindung zu unserem Waffenhändler, Tyler. Du hast mich Jack vorgestellt und mir gesagt, wir könnten ihmvertrauen. Der Deal sollte heute Abend über die Bühne gehen. Und jetzt sieht es so aus, als wollten du und Jack mich verarschen!“
Während seines perfekt vorgetäuschten Wutausbruchs hielt er ein Auge auf Tyler. Der war einen Schritt von Jack zurück getreten und konzentrierte sich jetzt auf ihr Gespräch. Jack blieb aufrecht, war aber gegen den Holzpfeiler gesackt, an den er gebunden war. Erkeuchte, und nur das Klebeband um seine Stirn und seine Brust hielten ihn davon ab, zu Boden zu rutschen. Noch mehr Klebeband hielt seine Hände um den Pfeiler gefesselt. Seine obere Gesichtshälfte war eine verquollene, wunde Fratze, aber er behielt den grimmigenGesichtsausdruck bei, den Tony an ihm schon so oft gesehen hatte.
„Halt mal, Tonio. Keiner verarscht dich. Keiner außer Jack.“
„Was soll das heißen?“
„Er ist bei mir. Hab' einen Peilsender an ihm gefunden. Unter seiner Haut. Der Hurensohn arbeitet für's FBI oder sowas.“
„Oh Scheiße!“ Tony unterlegte seinen Ausruf mit der richtige Menge Abscheu. „Bist du sicher?“
Tyler schnaubte.
„Klar bin ich das! Warum zur Hölle sollte er sonst einen Sender in seinem verdammten Skalp tragen?“
„Ja...“
Tony sah zu, wie sich Jack langsam erholte. Seine Brust pumpte nicht mehr so heftig, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck angestrengter Konzentration an. Das Klebeband um seine Stirn hatte sich unter seiner fruchtlosen Gegenwehr gelockert, und er drehte seinen Kopf um zu hören, was vor sich ging. Seine Augen, reduziert zu hell grünen Schlitzen im geschwollenen Fleisch, irrten ziellos umher.
Scheiße. Er konnte wirklich gar nichts sehen, oder?
Tony hoffte inständig, dass es nur ein vorübergehendes Problem war. Der Gedanke an einen endgültig erblindeten Jack Bauer war sowohl erschreckend als auch bizarr.
„Ja“, griff Tony den Faden wieder auf. „Ja, du hast recht. Aber vielleicht arbeitet er auch gar nicht für die Regierung.“
„Was?“
Tyler lief nervös auf und ab, seine gelangweilten Bodyguards an seiner Seite. Einer war klein aber bestand nur aus Muskeln. Sein kahl geschorener Kopf unterstrich noch das Verbrecherklischée. Der andere war groß und drahtig. Mickey und Scott, wenn Tony sich recht erinnerte.
„Für wen sollte er sonst arbeiten, Tonio? Und woher willst du das wissen?“
„Ich hab' da so eine Ahnung“, antwortete Tony düster.
„Nun, würdest du deine Ahnung mit mir teilen?“
Tyler wurde immer ärgerlicher. Tony musste dieses Gespräch beenden.
„Ich kann nichts mit Sicherheit sagen, bevor ich nicht selbst mit Jack gesprochen habe. Und bevor ich ihn nicht selbst gesehen habe. Sag' mir wo ihr seid, und ich werd's dir zeigen.“
Helms zögerte. Jetzt war der Moment gekommen, wo sich zeigen musste, ob Tony's harte Undercover-Arbeit als Import/Export Vermittler für Tyler Helms sich ausgezahlt hatte. Vertraute er ihm?
Das weiße Rauschen der Telefonverbindung war das Einzige, was er für einen langen Augenblick hörte. Dann kehrte Helms' Stimme zurück, aber nicht ohne einen Hauch von Herablassung:
„Okay. Okay, zeig' es mir. Wir sind im verlassenen Santa Ana Gewerbepark. Gebäude C. Bist du irgendwo in der Nähe?“
Tony rechnete es kurz im Kopf durch. Seine Geschichte musste plausibel klingen.
„Ich bin gerade auf dem Rückweg von da, wo ich mich mit Roche treffen sollte. Ich könnte in dreißig Minuten bei Dir sein.“
„Lass' dir nicht zu viel Zeit. Mickey verliert langsam die Geduld mit Jack.“
Tony verzog das Gesicht, als er zusah, wie Mickey Jack einen achtlosen Fußtritt in die Seite verpasste. Er traf ihn so heftig, dass es Jack in der Mitte zusammengefaltet hätte, hätten seine Fesseln ihn nicht aufrecht gehalten.
„Dann halt' deine Orang-Utans unter Kontrolle“, ermahnte Tony ihn. „Wenn ich recht habe, sollten wir Jack besser am Leben halten.“
Ohne weitere Erklärungen unterbrach Tony die Verbindung. Er stellte den Alarm an seiner Armbanduhr auf dreißig Minuten. Das würde eine sehr lange halbe Stunde für Jack werden. Aber weniger Zeit wäre verdächtig gewesen. Und Jack war hart im Nehmen. Er würde durchhalten.
Tony nutzte seine Zeit so gut er konnte. Immer ein Auge auf Jack, wählte er die CTU an und informierte Chappelle über ihre Situation. Er ließ die Vorwürfe seines Chefs über sich ergehen und legte ihm dann in groben Zügen seinen neuen Plan dar. Chappelle war einverstanden, betonte aber, dass ihm in diesem Fall einfach keine andere Wahl blieb.
Schließlich ließ sich Tony mit der medizinischen Abteilung der CTU verbinden.
Dr. Gillardi seufzte tief, als Tony ihm erklärte, was passiert war, und um welchen Agenten es sich handelte. Jack war nicht unbedingt sein Lieblingspatient.
„Sind Sie sicher, dass seine Augen nur verblitzt sind?“
„Nicht wirklich, nein. Aber es sieht so aus.“
Tony konnte durchs Telefon geradezu hören, wie Dr. Gillardi die Stirn runzelte. „Wenn sie nur verblitzt sind, wird Agent Bauer in ein bis zwei Tagen wieder in Ordnung sein. Aber wenn Sie falsch liegen, könnte er bleibenden Schaden zurückbehalten. Er muss zu einem Arzt!“
Tony hielt sich nur mühsam im Zaum. Natürlich brauchte Jack einen Arzt.
Während er mit Chappelle und Gillardi gesprochen hatte, hatten Mickey und Scott angefangen sich zu langweilen und benutzten Jack als Boxsack. Tyler ermahnte sie, aber er versuchte nicht wirklich ernsthaf,t seine Gorillas davon abzuhalten, Jack den ein oder anderen Punch zu verpassen. Die Prügel, die Jack bezog, waren nicht unbedingt schwer, aber die Fäuste seiner Peiniger trafen ihn unvorbereitet. Unfähig, sich gegen die Schläge zu wappnen, stöhnte Jack nur auf, wenn ein weiterer Hieb ihn ohne Vorwarnung erwischte. Frische Blutergüsse und eine aufgeplatzte Lippe gesellten sich zu Jack's anderen Verletzungen hinzu.
„Dann treiben Sie einen Arzt für mich auf“, bellte Tony Gillardi an. Er starrte auf seine Uhr, als könnte er die Zeiger zwingen, sich schneller zu bewegen. „Es muss hier unten doch jemanden geben, zu dem wir gehen können, ohne unsere Tarnung zu riskieren.“
„Director Chappelle arbeitet daran.“
„Sagen Sie ihm, er soll sich beeilen!“
Tony klappte sein Handy zu. Nach einem letzten Blick auf Jack's verunstaltetes Gesicht und auf seine Uhr verstaute er das Fernglas in seiner schwarzen Segeltuchtasche und verließ seinen Aussichtspunkt. Es waren noch fünf Minuten übrig, aber Mickey war immer noch zugange und fügte Jack zu viel Schaden zu. Jack musste funktionsfähig bleiben, um seine Rolle weiterspielen zu können. So sehr Tony ihm ein paar Tage Erholung in einem privaten Krankenzimmer auch gegönnt hätte – das war leider nicht möglich. Zeit war ein entscheidender Faktor. Und davon einmal abgesehen hatte Jack schon genug Prügel einstecken müssen. Tony hatte es satt zuzuschauen.
***
Die Tür schwang auf, und Tony fühlte, wie ihm jemand den Lauf einer Pistole an die Schläfe drückte.
„Hör' mit dem Scheiß auf, Mickey“, sagte er tonlos und funkelte Helms auf der anderen Seite des Raums an.
Mit einem kurzen Kopfnicken pfiff Helms seine Bodyguards zurück und schenkte Tony ein strahlend falsches Grinsen.
„Tonio! Entschuldige bitte. Ich gehe nur auf Nummer sicher, dass keine ungeladenen Gäste zu unserer kleinen Party erscheinen.“
„Sehr witzig, Tyler.“
Er kam näher, und sie tauschten einen festen Handschlag aus.
Hinter ihm hob Jack den Kopf, als er die vertraute Stimme erkannte. Das Klebeband um seine Stirn war verschwunden und hatte einen skurril aussehenden weißen Streifen auf Jack's ansonsten geröteter Haut hinterlassen. Tony registrierte den kurzen Ausdruck von Erleichterung, der über Jack's Gesicht huschte und hoffte, dass ihn kein anderer bemerkt hatte. Er war froh, als Jack seinen Kopf wieder sinken ließ und dieselbe teilnahmslose Haltung einnahm wie in der letzten halben Stunde.
„Was zur Hölle habt ihr mit Roche veranstaltet?!“ Tony täuschte Empörung vor. „Ich hab' euch gesagt, ihr sollt warten, bis ich hier bin!“
Er trat an Helms vorbei und auf Jack zu und betrachtete ihn mit gespielter Überraschung. Helms stand neben ihm, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Was geht dich das verdammt noch mal an? Wir haben ihn am Leben gelassen, und das reicht ja wohl.“
„Nicht, wenn er nicht reden kann. Nicht wenn er ist, wofür ich ihn halte.“
„Und wer, bitte, soll das sein, Tonio?“
Tony hatte Jack erreicht und positionierte sich zwischen seinen Partner und Helms. Er legte seine Hand unter Jack's Kinn und hob dessen Kopf an, um den Schaden näher zu betrachten. Abscheu überlagerte die Furcht auf Tony's Gesicht. Jack sah furchtbar aus. Würde er überhaupt mitspielen können?
Jack zuckte schwach, als er Tony's Hand spürte. Die Berührung war rau genug um Tony's Tarnung genüge zu tun, aber auch sanft genug, um eine geheime Botschaft zu übermitteln: Ich bin da, und ich werde dich hier rausholen. Jack unternahm einen ernsthaften Versuch, Tony zu sehen. Flirrende Schemen hatten vor ihm getanzt, seit sie ihm den Schweißbrenner vor die Augen gehalten hatten. Er versuchte, sich auf eine davon zu konzentrieren, die entfernt die Form eines Gesichts hatte. Es war zwecklos. Tony's Anwesenheit blieb begrenzt auf die Berührung seiner Hände und den Klang seiner Stimme.
„Roche? Hörst du mich?“ Jack fühlte, wie sein Kinn noch höher gehoben wurde. Tony's Atem war kühl auf seinem brennenden Gesicht. Dann ließ seine Hand plötzlich los. Jack's Kopf sackte wieder auf seine Brust zurück.
„Verflucht, Tyler! Er ist total weggetreten!“
Tony's Stimme entfernte sich etwas, und Jack reagierte absichtlich mit einem leisen Stöhnen. Tony musste wissen, dass er wach war und mitspielen würde, ohne dass Helm mitbekam, dass ihm nicht eine Sekunde entgangen war, seit Mickey und Scott sich über ihn hergemacht hatten. Jack war sich sicher, dass Tony einen Plan hatte. Der Trick war, Tony in seinem Vorhaben zu unterstützen, ohne dabei genau zu wissen, was er eigentlich vorhatte. Für den Augenblick hieß das, dass er sich bedeckt hielt und aufmerksam auf Tony's Hinweise achtete.
Er stöhnte wieder.
Eine andere Hand berührte seine Wange. Diesmal ohne jede Vorsicht.
„Roche! Wach auf, du hast Besuch! Roche, komm' schon!“
Scott verpasste ihm nervös ein paar Ohrfeigen. Jack entschied, seinen Kopf unten zu behalten. Er stieß eine Reihe undefinierbarer Laute aus um Tony zu signalisieren, dass er zuhörte.
„Scheiße, Tyler, wie soll ich ihn zur Rede stellen, wenn ihr ihn bewusstlos schlagt!“ Tony schnaubte ärgerlich.
Helms zuckte mit den Schultern und warf Tony einen warnenden Blick zu.
„Entspann dich, Tonio. Er kommt schon wieder zu sich. Und falls du nicht mit einer sehr guten Begründung rausrücken kannst, warum wir ihn am Leben lassen sollten, wäre es wirklich eine gute Idee, mir nicht weiter auf die Nerven zu gehen!“
Okay, dachte Tony. Showtime. Er konnte nur hoffen, dass Jack zuhörte.
jackpot & friends sind zu Hause auf:
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Achtung: Spoiler für Season 8!!!
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